Im Durchschnitt erzielte ein freier Finanzvermittler 2021 einen Umsatz in Höhe von 121.000 Euro und einen Gewinn von 64.100 Euro. Das sind im Schnitt 1.000 Euro Umsatz mehr als 2020 (+ 0,8 Prozent), aber immerhin 4.250 Euro mehr Gewinn als im Vorjahr (+ 7,1 Prozent). Dies ist ein Ergebnis des 14. AfW-Vermittlerbarometers, der jährlichen Online-Branchenumfrage des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung. Rund 80 Prozent der befragten 2.028 Vermittler wiesen sich dabei als Versicherungsmakler aus.
„Damit hat die Corona-Pandemie Versicherungs- und Finanzanlagenvermittlern wirtschaftlich wenig zugesetzt“, konstatiert AfW-Vorstand Frank Rottenbacher. Bereits im ersten Pandemiejahr 2020 hatte es eine Steigerung von elf Prozent beim Umsatz gegenüber 2019 gegeben, als er bei 108.120 Euro lag. Der Gewinn war damals um 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen (2019: 55.000 Euro).
Stabile Einkommen, aber …
Allerdings seien die bestehenden Einkommensunterschiede in der Branche weiter zementiert worden, betont Rottenbacher. Mehr als die Hälfte der Befragten rangiert in den unteren Gewinn-Segmenten bis 50.000 Euro. Nur jeder fünfte Vermittler (18 Prozent) erreicht einen Gewinn von über 100.000 Euro (siehe Grafik).
Tendenzielle Gewinner seien vor allem diejenigen Vermittler, die bereits im Vorjahr mehr als 150.000 Euro Gewinn verzeichnet hatten, so Rottenbacher. Vermittler, die einen Gewinn zwischen 75.000 und 125.000 Euro verzeichnet hatten, büßten mit minus 2,2 Prozent am meisten gegenüber dem Vorjahr ein.
… kein Grund für Neiddiskussion
Insgesamt zeigten sich bei den befragten freien Vermittlern keine extremen Entwicklungen in ihrer Gewinnentwicklung, heißt es beim AfW. „Sie konnten durch den raschen und flächendeckenden Einsatz von Online- und Videoberatung ihr Geschäft in der Pandemie überwiegend behaupten und sogar ausbauen“, zeigt sich Rottenbacher erfreut. Es bleibe aber dabei, dass durchschnittlich 64.000 Euro Gewinn, von dem auch die eigene Altersvorsorge bestritten werden muss, kein Grund zum Jubel sind. „Das Ergebnis taugt nicht für eine Neiddiskussion, wie sie manche Politiker gern anstimmen“, relativiert Rottenbacher.
Die Aussichten für 2022 sehen die Befragten positiv: Insgesamt rechnen sie mit durchschnittlich 6,0 Prozent Umsatzplus für die Zukunft. Die unter 40-Jährigen erwarten sogar 24 Prozent Umsatzplus. Am skeptischsten sind die über 50-Jährigen, die lediglich mit einem moderaten Zuwachs von 3,0 Prozent rechnen. Interessant: Laut Barometer blicken reine Finanzanlagenvermittler mit 14 Prozent Umsatzplus optimistischer in die Zukunft als Versicherungsvermittler (+ 5,0 Prozent).
Seite 1: Wie Makler ihr Einkommen über die Pandemie gerettet haben Seite 2: Warum Zahlen des BVK nur bedingt mit AfW-Zahlen vergleichbar sind
AfW will ESG-Umsetzung sachgerecht begleiten
Die beiden Hauptsorgen der Vermittler, nämlich ein Provisionsverbot oder Provisionsdeckel und eine Bafin-Aufsicht für Finanzanlagenvermittler, stehen zum Glück nicht im Koalitionsvertrag, erinnert Rottenbacher. Ein Schwerpunkt wird daher sein, „die Umsetzung und Einführung der ESG-Richtlinie zu begleiten und unsere Mitglieder mit zahlreichen Umsetzungshilfen zu unterstützen“ beschreibt der AfW-Vorstand die Hauptaufgabe des Verbands in diesem Jahr.
Übrigens: Rund 80 Prozent der Befragten verfügen über einen Status als Versicherungsmakler, von denen traditionell in der AfW-Umfrage knapp zwei Drittel zugleich eine Zulassung als Finanzanlagenvermittler besitzen. „Nur 40 Prozent der Teilnehmer sind AfW-Mitglieder, so dass die Umfrageergebnisse den gesamten Vermittlermarkt widerspiegeln“, urteilt Rottenbacher. Üblicherweise gehören 45 Prozent der Teilnehmer keinem politisch aktiven Berufsverband an.
Ähnliche Zahlen beim BVK, aber kaum Makler gefragt
Eine Analyse des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) war im Oktober 2021 zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Alle zwei Jahre legt der BVK eine Strukturanalyse „Betriebswirtschaftliche Strukturen des Versicherungsvertriebs“ vor. Im Jahr 2020 machten Ausschließlichkeitsvertreter danach im Schnitt 104.200 Euro Gewinn, Makler 87.600 Euro und Mehrfachvertreter 94.100 Euro – insgesamt im Schnitt 103.300 Euro.
Der etwas hoch anmutende Gesamtdurchschnitt - 39 Prozent der Makler erzielen weniger als 50.000 Euro Gewinn - kommt durch die überragende Beteiligung von Ausschließlichkeitsvertretern an der Umfrage zustande (93 Prozent), an der nur 4,6 Prozent Versicherungsmakler und 2,0 Prozent Mehrfachvertreter teilnahmen. Im BVK sind überwiegend Ausschließlichkeitsvertreter organisiert.
Angestellte leben deutlich ruhiger und oft besser
„Gemessen an den Tarifgehältern der Angestellten des Versicherungsgewerbes sind das keine zufriedenstellenden Einkommensperspektiven, zumal die Vorsorge allein und ohne Arbeitgeberzuschüsse finanziert werden muss und das unternehmerische Risiko einen Aufschlag auf den Gewinn rechtfertigen sollte“, so Betriebswirtschafts-Professor Matthias Beenken von der Fachhochschule Dortmund, der die BVK-Strukturanalysen erstellt und kürzlich auch die Wertschöpfung in Maklerbetrieben untersucht hat.
Laut BVK sollte der Gewinn mindestens so hoch sein wie das Jahresgehalt eines Arbeitnehmers mit dem entsprechenden Tätigkeitsprofil. Einzelunternehmer sollten mindestens 50.000 Euro Gewinn vor Steuern erzielen, um die vielfältigen Aufgaben, die Verantwortung und das unternehmerische Risiko des Inhabers eines Vermittlerbetriebes angemessen honoriert zu bekommen.
Seite 1: Wie Makler ihr Einkommen über die Pandemie gerettet haben Seite 2: Warum Zahlen des BVK nur bedingt mit AfW-Zahlen vergleichbar sind
Wenn Ihnen dieser Artikel gefällt, abonnieren Sie unseren täglichen kostenlosen Newsletter für weitere relevante Meldungen aus der Versicherungs- und Finanzbranche!