Corona: Immobilien oder Aktien? Welche Investments sich jetzt lohnen
Die Corona-Krise hat die Aktienmärkte in den vergangenen Wochen hart getroffen. Viele Anleger stellen sich aufgrund bisheriger Verluste die Frage, ob sie in Immobilien vermeintlich krisenfester investiert hätten. Auch in diesem Bereich bröckelt allerdings zunehmend das Vertrauen. Denn trotz der nach wie vor sehr niedrigen Bauzinsen haben die Unwägbarkeiten der aktuellen Situation die Nachfrage gebremst. Welche Anlagemöglichkeit ist in diesen Zeiten vielversprechender? procontra hat Experten aus beiden Bereichen nach ihren Einschätzungen gefragt.
Viele Privatanleger verfügen schon jetzt oder in absehbarer Zukunft über weniger Eigenkapital – sei es durch Kurzarbeit oder Jobverlust. Das beobachtet auch André Heid, Gründer der Heid Immobilien GmbH. „Der Immobilienboom der vergangenen Jahre war sehr stark nachfragegetrieben – das lässt aktuell nach“. Wie lange das so sein wird, ist dabei unklar. Das liegt an den behäbigen und verzögerten Reaktionen des Markts, der auf langfristige Projekte ausgelegt ist. „Der Immobilienmarkt ist wie ein Öltanker, es gibt immer drei bis zwölf Monate Verzögerung zu solchen Ereignissen“, sagt Heid. Wie nachhaltig der Schock wirkt, hängt davon ab, wie viele Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren und in welchem Ausmaß Banken und Investoren betroffen sein werden.
So viel zu den kurzfristigen Effekten. Mittelfristig kommt ein anderer Fakt hinzu: Weltweit werden nun große Summen Geld zum selben Zeitpunkt gedruckt, was aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer Inflation führen wird. „Alle Vermögenswerte profitieren davon, dass die Staaten Geld zur Verfügung stellen“, sagt Heid. Auch fließe aus dem Ausland gerade viel Kapital zurück ins – vergleichsweise solide krisengemanagte – Deutschland. Laut Heid wird in 12 bis 24 Monaten die Immobiliennachfrage daher voraussichtlich wieder steigen.
Immobilieninvestments im Blindflug?
Allzu massiv werde der Preiseinbruch im deutschen Immobilienmarkt aber auch in den nächsten Monaten nicht sein, prognostiziert Heid. „Solange es keine großen Mietausfälle gibt, werden die Besitzer ihre Immobilien nicht veräußern.“ Vor allem im gewerblichen Bereich wird es jedoch teils heftige Einbußen geben. Wer Ladengeschäfte vermietet und über nicht ausreichende Liquidität verfügt, wird womöglich verkaufen müssen, sollte sich der Shutdown über einen längeren Zeitraum fortsetzen. „Wird es sich nur um einen Zeitraum bis zu sechs Monaten handeln, lässt sich mit den Banken darüber reden, Tilgungen auszusetzen. Verkaufen wird nur, wer in finanzieller Not ist.“ Das könnte zum Beispiel ein Selbstständiger sein, dessen Einkommen über Monate ausfällt. Auch Familienunternehmen, die oft am Wohnimmobilienmarkt investieren, könnten in Bedrängnis geraten.
Die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen sind schwer zu kalkulieren, verlässliche Modelle gibt es dafür nicht. Die Schätzungen, wie groß der Wirtschaftseinbruch in Deutschland sein könnte, liegen bei zwischen fünf und 20 Prozent – eine weite Range. Fünf Prozent hält zumindest Heid für deutlich zu optimistisch. Und tatsächlich lassen manche Zahlen, zum Beispiel zur Kurzarbeit, Schlimmeres vermuten: Zum 13. April haben landesweit bereits 725.000 Betriebe eine Zwangspause für ihre Beschäftigten angekündigt.
Was also tun, wenn man im aktuellen Ökonomie-Blindflug über Bargeld verfügt? „Ich würde ich es jetzt behalten und auf einen guten Einstiegszeitpunkt warten“, rät Heid mit Blick auf den Immobilienmarkt. Es sei denn, es handele sich beispielsweise um ein Einfamilienhaus in guter Lage, das insbesondere jetzt eine stabilere Anlage als Gewerbeimmobilien darstellt. Davon, nun schnell noch Immobilien zu verkaufen, rät Heid strikt ab. In Krisensituationen gelte es, Ruhe zu bewahren: „Warten Sie auf eine bessere Informationslage und vermeiden Sie unbedingt hektischen Aktionen!“
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Kontinuierliche Aktieninvestments
Der Berliner Investmentberater Daniel Charles Bossenz mahnt ebenfalls zu mehr Entspanntheit in diesen unruhigen Zeiten. Angst und Panik sind oftmals schlechte Berater. Bossenz ist der Überzeugung, dass es auch ohne Corona nach dem Run im vergangenen Jahr – mit einem Wachstum von über 20 Prozent – eine Korrektur am Aktienmarkt gegeben hätte. „Das, was gerade passiert, ist erst einmal eine Korrektur der aufgeblähten Märkte. Bald könnte allerdings der Sturz darunter kommen – so wie wir es in der zweiten Welle der großen Finanzkrise gesehen haben“, so der unabhängige Berater.
Die Unternehmensberichte werden in den kommenden Monaten teils desaströs ausfallen, schon jetzt wurden vor allem in der Gastrobranche erste Konkurse bekannt. Diese Krise ist speziell – weil sie global ist und in ihr zahlreiche unbekannte Variablen lauern. Auch politisch ist die Situation – insbesondere mit Blick auf Handelsbeziehungen zwischen den USA, China und Russland – sehr angespannt. Hinzu kommen immer neue Nachrichten zur andauernden Ölpreiskrise.
„Wer jetzt anlegt, sollte größere Investitionen über die nächsten Monate strecken. Ich rate zu einer kontinuierlichen monatlichen Anlage in Aktienfonds, denn konservative Fonds sind zurzeit nicht so ertragreich“, so Bossenz. Habe man nun beispielsweise 10.000 Euro zur Verfügung, könne man 1.000 Euro häppchenweise für die nächsten zehn Monate einplanen, so seien Korrekturen der eigenen Anlagestrategie innerhalb der Ansparzeit möglich und man könnte auf entscheidende Marktereignisse reagieren.
„Für diejenigen, die das Geld für die nächsten sechs bis sieben Jahre anlegen möchten, ist das jetzt der perfekte Einstiegszeitpunkt“, findet der Berater. Nach Aufweichen der Schuldengrenzen würden Aktien früher oder später wieder steigen. „Ich rate niemandem, auf den Tiefpunkt zu warten – den wird man ohnehin nicht exakt treffen“, so Bossenz. In der Krise komme es nun ganz besonders auf Expertise, Diversifizierung und ein gutes Portfolio-Management an. Konventionelle ETFs, die in den vergangenen Jahren immer beliebter wurden, hätten in diesen Tagen das Nachsehen im Vergleich zu aktiv gemanagten Portfolios.
Vorsicht vor Betrügern
Gestärkt aus der Krise werden vor allem Tech-Werte, sowie die Medizin- und Pharma-Industrie gehen, auf diese Branchen sollte man Bossenz zufolge nun setzen. „Wir befinden uns in einer Gesundheitskrise, die Staaten werden künftig mehr Geld ins Gesundheitswesen investieren müssen. Investmentfonds die verstärkt in Medizintechnik und Pharmazeutik investieren, sind daher eine gute Idee.“
Gerade in diesem Bereich ist allerdings besondere Vorsicht geboten. So warnt die BaFin zurzeit vor dubiosen Vermittlern und Börsenbriefen, die Anlegern Aktien von Unternehmen schmackhaft machen, die vermeintlich über Impfstoffe oder Medikamente gegen das Corona-Virus verfügen. Wer der Panik verfällt, ist besonders gefährdet auf kriminelle Machenschaften hereinzufallen.
Auch aus diesem Grund rät Investmentberater Bossenz dazu, auf Investmentfonds mit breiter Streuung zu setzen, statt auf einzelne Aktien. Damit sei man in der Krise gut und verhältnismäßig sicher aufgestellt – sofern man ein bisschen Geduld mitbringt. „Zum jetzigen Zeitpunkt müssen wir mehr Variablen einbeziehen als in der Finanzkrise.“ Die gute Nachricht aus Sicht des Beraters: „Viele sparen gerade zwangsläufig Geld, da sie auf Urlaube und andere Freizeitaktivitäten verzichten. Sie sollten sich nun die Zeit dafür nehmen, ihre Finanzen zu sortieren und dafür mit einer sorgfältigen Ist-Analyse starten.“ Ersparnisse können dann smart investiert werden.
Hinweis: profino hat für Makler mit freundlicher Unterstützung der Zurich