Kündigungen nach dem Leistungsfall

Tier krank - Versicherung plötzlich weg?

Herrchen oder Frauchen zittern immer häufiger, dass ihnen der Versicherer nach einem Schadenfall die Tierkrankenversicherung kündigt. Was Berater dazu wissen sollten.

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13:06 Uhr | 06. Juni | 2024
Schäferhund beim Tierarzt bekommt eine Spritze

Wird der Hund krank, werden vermehrt Änderungskündigungen ausgesprochen.

| Quelle: pyotr021

Die Bildzeitung schrieb im vergangenen Jahr: „Herzlos-Versicherung kündigt todkrankem Hund“. Bei dem zwölfjährigen Yorkshire-Terrier wurde die Diagnose Lungenfibrose gestellt und prompt flatterte dem Frauchen die Kündigung der Tierkrankenversicherung ins Haus. Auch in den sozialen Netzwerken tauschen sich Makler über Kündigungen einer Police nach einem Leistungsfall aus. Auch procontra stellte einen Trend zu mehr Änderungskündigungen fest. Ein Hauptgrund: die gestiegenen Gebühren für Tierärzte im November 2022.

Bei der Uelzener Versicherung etwa geschah das ebenfalls. Der Versicherer bot jedoch immer die Fortführung in einem neuen Tarif zu aktualisierten Konditionen an. „Auch für erkrankte Tiere gibt es die Option einer Versicherung, wir nutzen aber auch das vertraglich vereinbarte beidseitige Kündigungsrecht nach einem Schadenfall“, räumt Felix Garlipp, Produkt- und Portfoliomanager der Uelzener Versicherungen, ein. Es komme selten vor, dass der Vertrag direkt nach dem ersten Schadenfall gekündigt wird, sondern erst, wenn mehrere Schäden auftreten.

Versicherer unterbreiten Änderungsangebot für Tiere

Ähnliches beobachtet der „Pfotenmakler„ Roland Meyer: „Bei uns gab es bisher keine endgültige Kündigung aufgrund von Zahlungen im Leistungsfall. In der Regel sprechen sie eine Änderungskündigung aus.“ Das kann zum Beispiel so aussehen, dass die Selbstbeteiligung erhöht und/oder der Beitrag durch einen Risikozuschlag angehoben wird. „Eine Kündigung sprechen Versicherer in der Regel nur aus, wenn gehäuft Schadenfälle auftreten und dadurch der Vertrag für die Gesellschaft unrentabel wird. Und damit sind es sehr wenige Fälle“, berichtet Meyer.

Ein Blick in eine Statistik über die Beschwerden zur Tierkrankenversicherung des Versicherungsombudsmanns für 2023 legt eine ähnliche Vermutung nahe. Von den 247 eingereichten Beschwerden (Vorjahr: 150) zu Tierkrankenversicherungen ging es nicht um Kündigungen, sondern um fehlende Rückmeldung beziehungsweise eine mangelnde Bearbeitung seitens der Versicherer oder um fehlerhafte Angaben zum Gesundheitszustand der Tiere im Antrag und dem Ausschluss bestimmter Erkrankungen, wenn während der Wartezeiten Symptome auftraten oder Diagnosen gestellt wurden.

Kriterien für Höchstalter, Rasse & Co.

Welche Tiere versicherbar sind, beziehungsweise welche Ausschlusskriterien für Höchstalter, Rasse oder rassetypischen Vorerkrankungen gelten, ist von Versicherer zu Versicherer verschieden und in den jeweiligen Bedingungen geregelt. Je risikoreicher sich eine bestimmte Rasse in der Vergangenheit herausgestellt hat, desto schwieriger wird es, sie zu guten Konditionen zu versichern.

Die Allianz beispielsweise schließt grundsätzlich keine Rassen aus, dennoch berücksichtigt der Versicherer Vorerkrankungsbilder der Tiere, die auf die Rasse zurückzuführen sind. Ein Beispiel für eine typische Krankheit sei die Behandlung von Kurzköpfigkeit (brachycephales Syndrom) bei Hunden und Katzen, wie die Französische Bulldogge oder Scottish Fold Katzen. Diese Leistungen sind dann ausgeschlossen, aber die Tiere können trotzdem gegen andere Risiken und gemäß den Bedingungen versichert werden.

Bei der HanseMerkur dagegen gibt es keine Einschränkungen der Rassen und rassespezifische Erkrankungen sind mitversichert. Das Tier darf allerdings keine bekannte Vorerkrankung zum Zeitpunkt des Abschlusses haben. Damit sei das Produkt allerdings auch nicht das Günstigste im Markt.

Markt für Tierkrankenversicherungen wächst

Der Markt der Tierkrankenversicherungen ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. So steigerte zum Beispiel der Direktversicherer Agila seine Prämieneinnahmen im Jahr 2023 gegenüber 2020 von 79 Millionen Euro auf 140 Millionen Euro. Der Bestand wuchs in dem Zeitraum von 338.000 Verträgen auf 428.000 Verträge.  

Und die Zahlen des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) belegen weiteres Potenzial. In knapp jedem zweiten Haushalt lebt mindestens ein tierischer Mitbewohner. Eine Krankenversicherung haben jedoch längst nicht alle, obwohl das Bewusstsein und die Bereitschaft zum Handeln bei vielen vorhanden sind. Gute Voraussetzungen für ein Beratungsgespräch – und je jünger und damit gesünder Hund, Katze oder Pferd sind, desto wahrscheinlicher ist ein gutes Preis-Leistungsverhältnis in der Absicherung.