„Das Handeln von Elon Musk, nun quasi in Regierungsfunktion, hat uns aufhorchen lassen“, schrieb Mitte Januar Hans-Martin Hellebrand, Vorstand des Energieversorgers Badenova. Gemeint waren damit mitnichten spektakuläre geschäftspolitische Ankündigungen des Tesla-Chefs, sondern vielmehr Äußerungen, mit denen Musk sich in den deutschen Wahlkampf einmischte. Knapp eine Woche zuvor hatte Musk ein Interview mit AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel auf seiner Plattform X geführt, in dem er noch einmal seine Unterstützung der Rechtsaußen-Partei bekräftigte.
Für Badenova-Chef Hellebrand war damit offenbar das Maß des Erträglichen erreicht. „Die politische Parteinahme ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Mit seinem Wirken wird der Wirtschaftsstandort Deutschland geschwächt. Das werden wir nicht akzeptieren“, lässt sich der Manager zitieren und kündigte an, dass der Energiedienstleister künftig auf Fahrzeuge der Marke Tesla verzichten werde. Die vorhandenen Fahrzeuge würden nur noch bis zum Ende der Leasing-Verträge genutzt, neue Fahrzeuge nicht mehr gekauft.
Mit dem Verzicht auf Tesla-Fahrzeuge steht Badenova nicht allein. Auch andere Unternehmen, wie die Drogeriekette Rossmann oder der Stromanbieter Lichtblick gaben in der Vergangenheit öffentlichkeitswirksam bekannt, ihren Teslas künftig den Stecker ziehen zu wollen.
Wie reagieren die Versicherer?
Auch Versicherer verfügen häufig über größere Fuhrparks. In ihrem Ziel nachhaltiger zu werden, arbeiten viele Assekuranzen daran, ihre Fahrzeugflotten zu elektrifizieren. Beispiel: R+V Versicherungen. Das Wiesbadener Unternehmen traf 2023 die Entscheidung, dass künftig alle Fahrzeuge des aus rund 900 Autos bestehenden Fuhrparks elektrisch angetrieben werden sollen.
Aber ist der Verzicht auf Tesla-Boliden aus Sicht der Versicherer ebenfalls ein sinnvolles Statement oder gar eine verantwortungspolitische Notwendigkeit? procontra fragte zu diesem Zweck bei zahlreichen deutschen Versicherern an – die Antworten fielen dabei höchst unterschiedlich aus.
Für mehrere Assekuranzen stellt sich die Frage nach einem Tesla-Verzicht nicht. Die Nürnberger, Signal Iduna sowie die Provinzial haben schlicht und einfach keine Fahrzeuge der Marke in ihrem Fuhrpark, wie Unternehmenssprecher auf procontra-Nachfrage versicherten.
Anders sieht es bei der Concordia aus. „Als nachhaltig geprägter Versicherer setzen wir in unserem Fuhrpark verstärkt auf E-Fahrzeuge“, erklärte ein Sprecher gegenüber procontra. Dazu gehörten auch Fahrzeuge der Marke Tesla. Mit insgesamt vier Prozent ist ihr Anteil am Gesamt-Fuhrpark jedoch eher klein.
An diesen Fahrzeugen wolle man auch in Zukunft weiter festhalten, erklärte der Sprecher, aus Nachhaltigkeitsgründen. Ein Beschluss zum Thema Tesla-Abschaffung liege derzeit nicht vor.
Auch bei der Itzehoer sieht man derzeit keine Notwendigkeit, auf die amerikanischen Stromer zu verzichten. Ihr Anteil am Gesamtfuhrpark ist auch beim norddeutschen Versicherer überschaubar: Gerade einmal sechs von 271 Fahrzeugen gehören zur Marke Tesla.
Ausweichend gibt sich derweil die R+V-Versicherung. Die Frage, ob der Versicherer auch künftig auf Teslas setzen möchte, bleibt unbeantwortet. Allerdings teilt man mit, dass der Anteil an Tesla-Fahrzeugen im Fuhrpark mit 2 Prozent gering ausfalle – und das, obwohl der Versicherer mittlerweile 45 Prozent seines Fuhrparks elektrifiziert hat und seit Jahresbeginn 2024 nur noch vollelektrisch angetriebene Fahrzeuge bestellt.
Noch nicht entschieden
Noch nicht entschieden ist man bei der BarmeniaGothaer. Eine Sprecherin erklärte, dass man nach dem Zusammenschluss der beiden Versicherer derzeit an einer gemeinsamen Dienstwagen-Policy arbeite. Zu deren konkreter Ausgestaltung könne man zum derzeitigen Zeitpunkt noch keine Aussagen mache, so die Sprecherin. Elektromobilität solle im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie jedoch weiter eine große Rolle spielen.
Einen klaren Standpunkt zu Elon Musk hatte in der jüngeren Vergangenheit Bayerische-Vorstand Martin Gräfer bezogen, als er den Rückzug des Münchener Versicherer von der Social-Media-Plattform X, das Ende 2022 von Musk übernommen worden war, verkündete.
„Elon Musk mag ein genialer Unternehmer sein, sieht man von der Geldvernichtung nach der Übernahme von Twitter mal ab, offenbar ist er aber was politische Einschätzungen angeht, eher ein erstaunlicher und vielleicht sogar gefährlicher Leichtmatrose. Mit viel Meinung und erstaunlich wenig Wissen“, hatte Gräfer sich hier klar positioniert.
Auf Nachfrage bestätigte der Versicherer, seit einiger Zeit auch nicht mehr auf Fahrzeuge der Marke Tesla zu setzen. Der Grund hierfür liege jedoch eher in der Unzufriedenheit mit der Servicequalität des Autoherstellers und nicht in den jüngsten Kontroversen dessen CEOs.
Stuttgarter zieht Konsequenzen
Mit der Stuttgarter findet sich dann aber doch ein Versicherer, der Konsequenzen aus den jüngsten Äußerungen von Elon Musk zieht – mit Hinblick auf seine Fahrzeugflotte. Drei Tesla besitzt der Versicherer derzeit – angeschafft im Jahr 2023. „Aufgrund des Verhaltens und der Aussagen von Elon Musk wurde die Entscheidung gefällt, ab diesem Jahr keine neuen Fahrzeuge der Marke mehr aufzunehmen“, teilt der Versicherer mit.
Auch unter Investment-Gesichtspunkten spielt das Verhalten von Elon Musk eine Rolle. So investiert der Finanzdienstleister nicht in Tesla-Aktien – obwohl Elektromobilität als nachhaltig gilt und der Autohersteller zu den sogenannten „Glorreichen Sieben“ gehört – sieben Unternehmen, die zuletzt einen großen Anteil an den Höhenflügen der Börsen hatten. Über die Gründe sprach der damalige Ökoworld-Vorstand Torsten Müller im „Lachsblau“-Podcast.