Kfz- und Sach-Schäden zwingen Nürnberger erneut in die Knie
Bei der Nürnberger Versicherung muss man gerade viel aushalten, allen voran Vorstands-Chef Harald Rosenberger. Zunächst wurde im April bekannt, dass der fränkische Versicherer kräftig sparen muss und dies auch mit dem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden ist. Und erst vor wenigen Tagen kassierte das Unternehmen seine Gewinnerwartung für 2024, die im Geschäftsbericht 2023 noch mit 40 bis 50 Millionen Euro beziffert wurde, komplett. Nun ist die schwarze Null das erklärte Ziel.
Wobei auch deren Erreichen nicht ganz sicher ist. Denn wie Finanzvorstand Jürgen Voss auf der Internetseite des Versicherers erklärt, können Unwetterereignisse wie zuletzt im Juni in Süddeutschland unerwartet tiefe Einschnitte in der Bilanz hinterlassen. „Allein aus Elementarereignissen sind uns in diesem Jahr insgesamt rund 27 Millionen Euro Schäden entstanden“, schreibt Voss. Dazu seien noch einzelne Großschäden gekommen, unter anderem mehrere Großbrände bei Autohäusern.
Das andere große Problem der Nürnberger – und offensichtlich auch das der ganzen Branche – sind die stark gestiegenen Schadenkosten in der Kfz-Versicherung. „Die Inflation hat die Ersatzteilkosten vervielfacht, die Stundensätze in den Werkstätten sind im gleichen Zug massiv gestiegen“, begründet der Nürnberger Finanz-Chef. Auch die zum Teil deutlich zweistelligen Prämienerhöhungen bei vielen Kfz-Versicherern Ende 2023 hätten dies nicht wirklich in den Griff bekommen, weshalb nun ein noch aktiveres Umsteuern nötig sei.
Viele Handgriffe notwendig
Zwar habe die Nürnberger ihr Programm „Fit für die Zukunft“, mit dem auch der Stellenabbau verbunden ist, schon vor einem Jahr gestartet. Doch offensichtlich wurde der große Negativtrend noch nicht aufgefangen und auch das Programm selbst kostet Geld. Neben den Einsparungen bei den Personalkosten sollen der Nürnberger unter anderem in Zukunft KI-basierte Datenanalyse dabei helfen, zeitnaher und genauer zu prognostizieren und Entwicklungen schneller und konsequenter in die Preisfindung und Deckungsprüfung zu integrieren, so Voss. Zudem wollen die Franken die durch Elementar- und Großschäden verursachte Volatilität ihres Ergebnisses reduzieren, sei es durch das Teilen von Risiken mit anderen Versicherern oder über die Rückversicherung. „Und schließlich trennen wir uns konsequent von nicht-profitablem Geschäft“, ergänzt Voss.
Was manch einem wie ein Déjà-vu vorkommen mag, ist in etwa so schon passiert. Denn erst im vergangenen November hatte die Nürnberger ihre Gewinnerwartung für 2023 von 60 auf 45 Millionen Euro reduziert. Als Gründe dafür wurden auch damals die massive Häufung einzelner Starkregenereignisse sowie die stark gestiegenen Schadenkosten in der Kfz-Versicherung genannt. Allerdings war und ist die Nürnberger mit ihren Problemen nicht allein. Aus den gleichen Gründen hatte im vergangenen Jahr auch die Württembergische ihre Gewinnerwartung reduziert und bei der Inter ging es jüngst in eine ähnliche Richtung.