Lebensversicherer FWU in der Pleite: Forderungsabwicklung gerät ins Stocken
Was Sie erfahren werden
Warum sich die Forderungsanmeldung für FLL-Gläubiger verzögert
Welche Folgen der IT-Zusammenbruch zwischen Mutter- und Tochtergesellschaft hat
Warum auch Makler in Haftung genommen werden könnten
Der Versand der vorausgefüllten Forderungsformulare an Gläubiger des insolventen Lebensversicherers FWU Life Insurance Lux (FLL) mit Sitz in Luxemburg scheint sich zu verzögern. Die entsprechende Frist dazu endet eigentlich Ende Juli – genau sechs Monate nach dem Liquidationsbeschluss vom 31. Januar durch das Bezirksgericht Luxemburg. Nun sollen die Mitteilungen erst in „den kommenden Wochen schrittweise versandt“ werden, wie einer Stellungnahme des Liquidationsteams unter der Ägide von Rechtsanwalt Yan Baden zu entnehmen ist.
IT-Abschaltung sorgt für Chaos
Grund für die Fristüberschreitung sollen technische Probleme sein. Demnach hat die ebenfalls pleitegegangene deutsche FLL-Muttergesellschaft, die FWU AG mit Sitz in Grünwald bei München, ab Ende Januar alle IT-Zugänge zu ihrer Tochtergesellschaft abgeschaltet. „Die erste Aufgabe der Liquidation bestand daher darin, die Kommunikation mit den Kunden auf individueller Basis wieder zu ermöglichen, ein funktionierendes IT-System wiederherzustellen und Kunden-, Versicherungsinformationen und -daten aus Backups oder aus verfügbaren Daten zu rekonstruieren“, heißt es dazu in der bereits erwähnten Stellungnahme. Das habe bei der Berechnung der Forderungsbeträge und der Erstellung von rund 250.000 Forderungsformularen zu erheblichen Verzögerungen geführt.
Juristische Aufarbeitung eingeleitet
Wie weiterhin aus der Stellungnahme hervorgeht, hat der Liquidator außerdem „Ermittlungen zu den Ursachen für mögliche kriminelle Handlungen und/oder zivilrechtliche Haftung der beteiligten Parteien eingeleitet.“ Was damit genau gemeint ist, darüber kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur spekuliert werden. Unsere Recherchen hierzu dauern noch an.
Zur Erinnerung: Am 19. Juli 2024 hatte die deutsche Holdinggesellschaft FWU AG Insolvenz anmelden müssen. Am selben Tag hatte dann auch die Luxemburger Tochter erklärt, dass sie die Mindestkapitalanforderungen nicht mehr erfüllen könne. Die örtliche Finanzaufsicht CAA (Commissariat aux Assurances) fror daraufhin die Vermögenswerte ein, verhängte einen Stopp des Neugeschäfts und verdonnerte den klammen Versicherer zur Aufstellung eines Sanierungsplans innerhalb der nächsten sechs Monate.
Als auch der Sanierungsplan gescheitert war, ordnete das Bezirksgericht Luxemburg schließlich am 31. Januar 2025 die Auflösung und Liquidation des Lebensversicherungsunternehmens an. Wichtig zu wissen: Die Finanzaufsicht über die FWU Life Insurance Lux (FLL) obliegt nicht der deutschen BaFin, sondern dem CAA als Heimatlandaufsicht.
Außerdem gilt für den Lebensversicherer nicht das deutsche Sicherungssystem Protektor, sondern ein eigenes, luxemburgisches System, das überschuldete Unternehmen unter anderem dazu verpflichtet, die Vermögenswerte ihrer Kunden nach Zustimmung durch die CAA bei einer Depotbank zu hinterlegen.
Haftungsfallen bei der Beratung
Rechtsanwalt Michael Strauß aus Saarbrücken, der zahlreiche Gläubiger der FWU Life Insurance Lux (FLL) vertritt, ist zuversichtlich, dass trotz der anderen Rechtslage nach der Liquidation noch Geld für die Gläubiger übrig sein wird. Wie hoch aber die Insolvenzquote am Ende sein werde, sei derzeit noch völlig offen.
Strauß rät allen Betroffen, die demnächst eintreffenden Forderungsformulare genau zu prüfen. „Niemand sollte die Berechnungen des Liquidators einfach so hinnehmen“, betont er gegenüber procontra.
Der Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht hält es übrigens für nicht ausgeschlossen, dass sich in der Angelegenheit auch noch Makler zu verantworten haben werden. Sollte bei der Vermittlung der FLL-Produkte nicht klar erwähnt und dokumentiert worden sein, dass diese nicht unter das deutsche Sicherungssystem fallen, könnten haftungsrechtliche Konsequenzen drohen.
Fondsgebundene Lebensversicherungen als Schwerpunkt
Bei der FWU AG handelt es sich nach eigener Auskunft um eine internationale Unternehmensgruppe, die 1983 von Dr. Manfred Dirrheimer gegründet wurde. Sie beschäftigte einst 420 Mitarbeiter an zehn Standorten und bediente in Europa rund 285.000 Kunden mit einer Beitragssumme von insgesamt 9 Milliarden Euro. Ein Schwerpunkt war der Vertrieb fondsgebundener Lebensversicherungen. Neben der Luxemburger Tochter gehört mit der FWU Life Insurance Austria AG auch noch eine deutlich kleinere österreichische Tochter zu der Holding, die allerdings nicht von der Insolvenz betroffen ist.