Zahlen für 2024

R+V verzeichnet mehr Gewinn, aber verliert 70.000 Kunden

Der genossenschaftliche Versicherer kann sowohl beim Gewinn als auch bei den Beitragseinnahmen neue Rekorde erzielen. Gleichzeitig sinken die Marktanteile. Vor allem im Bereich Schaden-/Unfall kämpft der Versicherer weiter mit hohen Kosten.

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12:03 Uhr | 31. März | 2025
Fahnen vor dem Hauptquartier der R+V Versicherungen

Die R+V Versicherung verzeichnet für 2024 einen Rekordgewinn, verliert aber vor allem im Geschäft mit Schaden- und Unfallversicherungen Marktanteile.

| Quelle: R+V Versicherung

Trotz eines „turbulenten und herausfordernden Umfelds“ blickt die R+V Versicherung auf ein aus ihrer Sicht sehr positives Geschäftsjahr zurück. Vorstandsvorsitzender Norbert Rollinger sprach auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz von „sehr zufriedenstellenden Ergebnissen“. Angesichts von Beitragseinnahmen in Höhe von 20,9 Milliarden (+5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und eines Rekord-Ergebnisses in Höhe von 1,275 Milliarden Euro konnte Rollinger an diesem Montag sehr positive Zahlen verkünden.

Im wichtigen Leben-Segment habe man die Durststrecke der vergangenen Jahre durchbrechen können, bemerkte Rollinger. Insgesamt verzeichnete der genossenschaftliche Versicherer hier ein Beitragsplus in Höhe von 0,4 Prozent auf nun 7,6 Milliarden Euro. Einen großen Anteil hieran hatte die fondsgebundene Rentenversicherung: Die hiermit erzielten Bruttobeitragseinnahmen stiegen 2024 von 1,422 auf 1,913 Milliarden Euro – ein Plus von 34,5 Prozent. Besonders im Einmalbeitragsgeschäft war hier ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 62,9 Prozent zu verzeichnen.

Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Dies zeigt sich vor allem im zweitwichtigsten Geschäfts-Segment des Wiesbadener Versicherer, dem Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft.

70.000 Kunden verloren

Zwar stiegen auch hier die Beitragseinnahmen um 5,2 Prozent auf nun 7,5 Milliarden Euro. Dies ist aber vor allem auf Beitragserhöhungen zurückzuführen. Insgesamt verlor die R+V im vergangenen Jahr rund 70.000 Kunden und Kundinnen, der Marktanteil im Schaden-/Unfallgeschäft ging auf 8,1 Prozent (vorläufige Zahlen) zurück. 2023 hatte er noch bei 8,3 Prozent gelegen.

Besonders deutlich fiel der Marktanteilrückgang im Bereich der Kfz-Versicherungen aus: Hier sank dieser von 9,3 Prozent auf 8,7, die Zahl der versicherten Fahrzeuge sank von 5,073 auf 4,916 Millionen. Ein Rückgang, der nach Angaben von Rollinger bewusst herbeigeführt worden sei. „Hier lag unser Fokus vor allem auf der Verbesserung der Combined Ratio.“

11 Prozent Beitragssteigerung

Wie viele andere Kfz-Versicherer hatte die R+V mit hohen Leistungsausgaben und damit einer negativen Schaden-Kosten-Quote in der Kfz-Versicherung zu kämpfen. Die Versicherer erhöhten darum – auch unter dem Druck der BaFin – zuletzt deutlich ihre Beiträge. Laut R+V-Vorstandsmitglied Klaus Endres, verantwortlich für die Kompositversicherung, stiegen die Durchschnittsbeiträge in der Kfz-Versicherung zum Jahreswechsel 2024/25 um 11 Prozent, nachdem sie bereits von 2023/24 um durchschnittlich sieben Prozent angepasst worden waren.

Eine positive Combined-Ratio konnte der Versicherer jedoch auch 2024 nicht vorweisen. Mit einer Quote 103 Prozent schrieb die R+V weiter im Kfz-Geschäft rote Zahlen, allerdings ist gegenüber 2023 (Quote von 106,7 Prozent) eine deutliche Verbesserung eingetreten. In diesem Jahr soll die Combined Ratio dann wieder unter die 100-Prozent-Schwelle sinken, zumindest dann, wenn Großschaden-Ereignisse ausbleiben. Entsprechend rechnet Vorstandsmitglied Endres auch mit Beitragssteigerungen, die geringer ausfallen werden als in den Vorjahren. Genauere Zahlen seien jedoch zum Ende des Sommers zu erwarten.

Versicherer gibt neue Strategie bekannt

Vorstandschef Rollinger nutzte die Bilanzkonferenz auch dazu, die neue Strategie des Versicherers „Next Level“ vorzustellen. Diese löst die bisherige Strategie „Wir@R+V“ ab und soll bis 2030 laufen. Ihre Ziele: Die Beitragseinnahmen sollen bis 2030 auf 25 Milliarden Euro steigen, der Gewinn nach IFRS auf 1,5 Milliarden Euro.

Beim Wachstum sollen besonders die genossenschaftlichen Kunden im Vordergrund stehen. „Denn hier liegt großes Wachstumspotenzial. Das werden wir wesentlich stärker als bisher ausschöpfen, zum Beispiel bei mittleren und kleinen Unternehmen“, so Rollinger. Der Banken- und genossenschaftliche Vertrieb soll entsprechend gestärkt werden. Doch alle anderen Vertriebskanäle, wie der Maklervertrieb, sollen ihre Bedeutung behalten.

Auch organisatorisch hat die neue Strategie Folgen. So werden zwei neue Vorstandsressorts etabliert. Im Ressort „Operations und IT“ werden alle unternehmensweiten Operations-Einheiten und das bisherige Ressort IT vereint. Ziel sei, Schnittstellen zu reduzieren und die Prozesse für die Kunden und Kundinnen zu beschleunigen. Zugleich sollen auf diese Weise finanzielle Freiräume für Investitionen geschaffen werden. Im neuen Ressort „Finanzen und Risikomanagement“ wiederum will die R+V alle Kontroll- und Steuerungsfunktionen zusammenführen und auf diese Weise für einen effizienteren Einsatz von Kapital und Ressourcen sorgen.