Schaden- und Unfallgeschäft reißt Nürnberger Versicherung ins Minus
Dass die Nürnberger Versicherung für 2024 mit einem beträchtlichen Verlust rechnet, war bereits seit einiger Zeit klar. Nun steht jedoch fest, wie hoch dieser tatsächlich ausfällt: Mit einem Minus von 77 Millionen Euro liegt der Fehlbetrag fast in der Mitte des Ende vergangenen Jahres prognostizierten Verlusts von 65 bis 88 Millionen Euro. Zum Vergleich: Für das Jahr 2023 hatte die Nürnberger noch ein positives Ergebnis in Höhe von 43 Millionen Euro bekannt gegeben. Trotz des hohen Fehlbetrags im vergangenen Jahr spricht die Nürnberger in ihrer Pressemitteilung hierzu von einer „gemischten Bilanz“.
Diese Aussage dürfte sich darauf beziehen, dass der fränkische Versicherer in den Geschäftsbereichen Leben, Kranken sowie Bankdienstleistungen jeweils positive Ergebnisse verzeichnete. Im Leben-Geschäft erwirtschaftete die Nürnberger einen Gewinn von 48,6 Millionen Euro (Vorjahr: 46,1 Millionen), in der Krankenversicherungssparte einen Gewinn in Höhe von 6,7 Millionen Euro (6,1 Millionen) und bei Bankdienstleistungen ein Plus von 13,2 Millionen Euro (11,1 Millionen).
Knapp 160 Millionen Euro Minus in Schaden/ Unfall
Demgegenüber stehen aber die verheerenden Zahlen aus dem Schaden- und Unfallgeschäft. Hier verbuchte der Versicherer ein negatives Ergebnis in Höhe von 157,4 Millionen Euro. Damit fällt der Fehlbetrag hier deutlich höher aus als noch 2023, als der Verlust im Segment Schaden/ Unfall „nur“ 24 Millionen Euro betrug. Hauptgründe für das tiefrote Schaden-/ Unfallsegment seien nicht die aufgrund von Inflationen und einer Mehrzahl von Großschadensereignissen gestiegenen Schadenzahlungen, sondern auch die Abwicklung von Vorjahresschäden sowie vorgenommene Reservestärkungen.
Trotz des hohen Fehlbetrags zeigt sich CEO Harald Rosenberger überzeugt, die Nürnberger in diesem Geschäftsjahr wieder zurück in die schwarzen Zahlen zu manövrieren. „Die Herausforderungen in der Schadenversicherung gehen wir entschlossen und mit effektiven Maßnahmen an. Unser Fokus liegt auf Ertrag. 2025 erwarten wir für den Konzern ein Jahresergebnis in der Größenordnung von 40 Mio. EUR.“
Das 2023 gestartete Programm „#vomICHzumWIR“, mit dem der Versicherer nicht nur seine Effizienz steigern, sondern auch die Schadenversicherung sanieren will, komme gut voran, heißt es seitens des Unternehmens. Vom angestrebten Einsparziel von 75 Millionen Euro bis 2026 konnten bis März dieses Jahres bereits 80 Prozent fixiert werden. Und auch die Sanierung der Unfallversicherung, für die die neue Schaden-Vorständin Christine Kaaz verantwortlich ist, mache Fortschritte.
Bei der Sanierung der Sparte setzt die Nürnberger nicht nur auf „signifikante Beitragserhöhungen“, sondern auch auf die Trennung von Verträgen mit hohem Schadensverlauf bzw. stark untertarifierten Verträgen. Dazu gehören auch zahlreiche Verträge aus dem Wohnmobil-Geschäft, wie eine aktuelle procontra-Recherche zeigt. Zugleich hatte die Nürnberger bereits angekündigt, die Dividende für ihre Aktionäre zusammenzustreichen: Statt wie bisher 3,50 Euro pro Aktie sollen Anteilseigner in diesem Jahr nur noch eine Dividende von 14 Cent bekommen.
Finanzchef Jürgen Voß verlässt Versicherer
Trotz der Bemühungen, „schnellstmöglich wieder profitabel zu werden“, rechnet die Nürnberger erst für 2027 wieder mit einer schwarzen Null im Schaden- und Unfallgeschäft. So lautet zumindest das selbstformulierte Ziel.
Anlässlich der Veröffentlichung der Jahreszahlen gab der Versicherer zudem den Abschied von Jürgen Voß bekannt. Der 55-Jährige wird seine Vorstandsmandate zum Ende des Jahres niederlegen, seinen Posten als Aufsichtratschef der zur Nürnberger gehörenden Fürst Fugger Privatbank soll Voß jedoch weiter behalten. Die Trennung erfolge im „besten gegenseitigen Einvernehmen“, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens.