So finanzieren Versicherer den ökologischen Wandel
860 Milliarden Euro – auf diesen Betrag beläuft sich der Investitionsbedarf für eine ökologisch-nachhaltige Transformation der deutschen Wirtschaft von 2021 bis 2030, so eine Prognose des Bundesverbands der Deutschen Wirtschaft (BDI). Dabei gehört zu den bundesweit größten institutionellen Investorengruppen die Assekuranz mit rund 1,9 Billionen Euro Kapitalanlagen.
Doch wie kann die Branche ihren Status-quo-Beitrag zu einem nachhaltigen ökologischen Wandel erhöhen? Was muss sich dafür ändern und welche Voraussetzungen muss die Politik schaffen? In einem aktuellen Positionspapier listet der Branchenverband GDV die aus seiner Sicht notwendigen Maßnahmen auf und richtet damit einen Appell an den Gesetzgeber. „Die Versicherungswirtschaft ist eine signifikante Quelle für das benötigte Kapital“, sagte Harald Epple, Vorsitzender des GDV-Ausschusses Kapitalanlagen, auf einer Medienkonferenz am Donnerstag.
Die Versicherungswirtschaft ist eine signifikante Quelle für das benötigte Kapital.Harald Epple, Vorsitzender des GDV-Ausschusses Kapitalanlagen
Damit die Versicherungswirtschaft ihren finanziellen Einfluss auf eine ökologische Trendwende auch geltend machen kann, fordert der GDV in Bezug auf die bereits etablierten Technologien der Energiewende: Planungs- und Genehmigungsverfahren – beispielsweise für den Bau neuer Windkraftanlagen – müssten beschleunigt werden. Ebenso sieht er beim Investmentsteuerrecht für Erneuerbare Energien (EE) Handlungsbedarf; so müssten Fonds aus der Bewirtschaftung von EE-Anlagen unter die Gewerbesteuerfreiheit fallen. „Grundsätzlich passen Solar- und Biothermie gut zu unserer Branche. Aber es fließt immer noch zu wenig Kapital in diese Bereiche, weil es zu wenig Projekte gibt“, erklärte Epple. Mit den Reformvorschlägen soll sich die Anzahl der Projekte erhöhen.
Daneben müssten auch neue klimafreundliche Technologien, wie die Nutzung von Wasserstoff, „wettbewerbsfähig und investierbar“ gemacht werden, so der GDV-Experte. Die Ideen aus dem Positionspapier: Steuererleichterungen bis zum Erreichen der Marktreife, Abnahmegarantien und Einspeisevergütungen. Dadurch werde die Produktion angekurbelt und Planungssicherheit für einen schnellen Ausbau geschaffen. Um auch EE-Projekte mit höheren wirtschaftlichen Risiken „investierbar zu machen“, böten sich zudem Finanzierungsmodelle an, bei denen Förderbanken einen Teil der Risiken übernehmen.
Handlungsbedarf im Bereich öffentliche Infrastruktur
In puncto klimafreundlicher Umbau der öffentlichen Infrastruktur sieht der Branchenverband ebenfalls Handlungsbedarf. Um beispielsweise Investitionen in Strom-, Wärme- und Verkehrsinfrastruktur zu fördern, müssten „Kompetenz- und Beratungszentren auf Länderebene“ aufgebaut werden. Zudem seien bundesweit einheitliche Regelungen zur Genehmigung, Förderung und Finanzierung von Infrastruktur-Projekten nötig.
Als letzten Punkt nimmt der GDV in seinem Maßnahmenkatalog die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen in Schwellen- und Entwicklungsländern ins Visier. Da auch hier aktuell die Zahl der investierbaren Projekte überschaubar sei, müssten Entwicklungsbanken „ihr Aufgabenspektrum erweitern und verstärkt privates Kapital einbeziehen“. Garantien sowie eine bessere Risikobewertung würden das investierbare Angebot in diesen Regionen künftig erhöhen.