Eignen sich Indexpolicen für die Altersvorsorge?
Finger weg von Indexpolicen! – Unter dieser Überschrift warnte die Stiftung Warentest kürzlich in ihrer Zeitschrift Finanztest davor, Indexpolicen als Instrument der privaten Altersvorsorge zu nutzen.
Das Produkt sei zu teuer, zu intransparent und erziele kaum Renditen, so die Begründung. Die Warentester hatten elf Tarife verschiedener Anbieter unter die Lupe genommen, darunter auch die "Dax-Rente" der Nürnberger. Die Ergebnisse fanden sie insgesamt wenig überzeugend.
Wer an den Renditen der Aktienmärkte teilhaben wolle, solle besser einen ETF-Sparplan oder eine kostengünstige fondsgebundene Rentenversicherung abschließen, so der Rat der Warentester. In unserer pro&contra-Rubrik beziehen zwei Experten Stellung dazu:
pro: "Ein gutes Produkt für sicherheitsaffine Kunden"
Michael Lehmann, Referent Altersvorsorge und Biometrie bei der Nürnberger Versicherung
Die DAX-Rente ist eine klassische Rentenversicherung und das richtige Produkt für Kunden, denen Sicherheit und Garantien wichtiger sind als Rendite. Sie wird niemals einen realen negativen Wert aufzeigen und erreichte Gewinne werden durch den Lock-In gesichert und können nicht mehr verloren gehen.
So ist sie gerade in Krisenzeiten, in denen klassische ETF teilweise über 20 Prozent Wertverlust hatten, ein gutes Produkt für sicherheitsaffine Kunden. Außerdem ist sie, bei Auswahl der sicheren Verzinsung, auch für konventionelle Anleger geeignet, die eine rein klassische Rentenversicherung suchen.
Dementgegen stehen Kunden, die ETFs (und Fondspolicen) präferieren und somit eher auf Sicherheit und Garantien verzichten, mit dem Ziel einer höheren Rendite. Für diese Kunden bietet sich dann eher unsere Fondsgebundene Rentenversicherung NFX an.
Des Weiteren darf man gegenüber der Anlage in reine ETFs einen großen Vorteil der DAX-Rente nicht vernachlässigen: der Versicherungsmantel! Als Versicherungslösung kann die DAX-Rente, je nach Schicht, verschiedene steuerliche Vorteile mit sich bringen, zahlt eine lebenslange Rente aus und kann auch das Risiko der Berufsunfähigkeit in Form einer Beitragsbefreiung oder Berufsunfähigkeitszusatzrente abdecken. Die Gewährung eines Schlussbonus und die Berücksichtigung der Bewertungsreserven steigern die Attraktivität zusätzlich. All das kann eine Anlage in ETFs nicht abdecken.
Im Artikel (der Stiftung Warentest; Anm. der Red.) wird außerdem der Tipp gegeben, das ETF-Vermögen später in eine Sofortrente einzuzahlen. Hierzu lässt sich sagen, dass das eine Rente schwer planbar macht, da die künftigen Konditionen (zum Beispiel garantierter Rentenfaktor etc.) heute noch nicht voraussehbar sind und für Kunden auch deutlich schlechter ausfallen könnten. Spart der Kunde direkt in einen Versicherungsvertrag, weiß er, welche Konditionen er hat und dass diese durch die Besserprüfung nur vorteilhafter ausfallen können.
contra: "Indexpolicen sind ungeeignet für die private Altersvorsorge"
Stephan Kühnlenz, Wissenschaftlicher Leiter des Teams Geldanlage, Altersvorsorge, Kredite und Steuern bei der Stiftung Warentest
In der Theorie sollen Indexpolicen die Sicherheit von klassischen Rentenversicherungen mit den Ertragschancen von Aktieninvestments kombinieren. Tatsächlich unterscheidet sich das Chance/Risiko-Profil einer Indexpolice aber kaum von einer klassischen Police – jedenfalls nicht positiv.
Die Garantien sind praktisch gleich und die Renditeerwartung liegt nach Simulationsrechnungen der Stiftung Warentest für Policen mit einer Beteiligung an gängigen Aktienindizes in den meisten Fällen sogar unter der sicheren Verzinsung, die man bei Verzicht auf die Indexbeteiligung bekommen würde.
Unsere Leserreaktionen lassen darauf schließen, dass nicht die Garantien, sondern die Aussicht auf eine Teilnahme an der Wertentwicklung der Aktienmärkte ausschlaggebend für den Abschluss waren. Daher ist die Enttäuschung darüber verständlich, wenn selbst bei sehr positiver Indexentwicklung die Indexbeteiligung eine Nullrendite erbringt.
Für die Altersvorsorge sind die Indexpolicen nicht geeignet, da viele Versicherte nach ein paar Jahren mit Nullrenditen aufgeben und zukünftig auf die Indexbeteiligung verzichten. Das ist verhaltenstheoretisch durchaus nachvollziehbar. Aber es führt natürlich dazu, dass keine Chance mehr besteht, die in den ersten Jahren verlorenen sicheren Verzinsungen später wieder aufzuholen.
Das liegt an der Konstruktion der Wette. Monatliche Kursgewinne werden gedeckelt. Monatliche Kursverluste werden vollständig weitergegeben. So kann es auch in guten Börsenjahren zu „Null-Erträgen“ kommen.
Transparenter als die Produkte mit monatlichen absoluten oder prozentualen Kürzungen positiver Indexrenditen sind die Produkte mit einer festen prozentualen Beteiligung an der Jahresrendite des Index. Wenn der Index sich gut entwickelt, haben auch die Versicherten etwas davon. Allerdings auch wieder nur zum Teil. Das Problem ist also nicht, dass Garantien etwas kosten – in Form einer Kürzung positiver Indexrenditen -, sondern die Art und Weise und in welcher Höhe.
Einige Indexpolicen verwenden ungewöhnliche oder extra für die Versicherungsgesellschaft aufgelegte Indizes. Diese sind in der Regel aus Verbrauchersicht wenig geeignet. Vielen Kunden ist nicht bewusst, dass sie gar nicht in einen Index investieren, sondern in ein kompliziertes Finanzinstrument (Option), dessen Wertentwicklung von der eines Index abhängt. Besonders für Kunden, die nachhaltig anlegen wollen und daher einen Index mit Nachhaltigkeitskriterien gewählt haben, ist das ärgerlich.
Bei einer Indexpolice hängt die mögliche Rendite der Indexbeteiligung maßgeblich davon ab, wie gut das Versicherungsunternehmen die Gelder der Kunden anlegt. Denn je niedriger die Überschussbeteiligung ausfällt, desto geringer ist der Einsatz für die Wette auf die Indexbeteiligung, und desto geringer ist auch der mögliche Wettgewinn. In Jahren ohne Überschussbeteiligung kann entsprechend gar keine Indexbeteiligung erfolgen, ähnlich einem Roulette-Spieler, dem die Jetons ausgegangen sind.
Bei dem Test der Stiftung Warentest wurden für die Kostenbelastung der Indexpolicen nur magere Noten von viermal befriedigend und siebenmal ausreichend vergeben. Und für den Anlageerfolg des Unternehmens, der stellvertretend für das Überschusspotential bewertet wurde, gab es nur für einen Versicherer das Urteil gut, fünf Versicherer erhielten hier ein Ausreichend oder Mangelhaft.
Unsere wichtigsten Kritikpunkte:
Indexpolicen sind eine Mogelpackung, die Teilhabe am Börsenerfolg versprechen, dies aber oft nicht einmal in guten Börsenjahren einlösen. Das haben unsere Berechnungen deutlich gezeigt.
Die Kosten sind hoch und schmälern die Rendite.