Betriebliche Vorsorge

Generation Z: Warum bAV und bKV mehr bieten müssen als Obstkörbe

Im Kampf um Arbeitskräfte aus der Generation Z setzen viele Firmen auf Benefits, beispielsweise bAV oder bKV. Doch erreicht man die Zielgruppe damit wirklich?

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12:10 Uhr | 28. Oktober | 2024
3 junge Menschen, die gegenüber der Kamera posieren

Im Kampf um Arbeitskräfte der Generation Z setzen viele Firmen auf Benefits.

| Quelle: Flashpop

Nirgends zeigt sich die Hilflosigkeit vieler Betriebe so eindrucksvoll wie beim Obstkorb. Die frei dargebotenen Büro-Pflaumen und -Bananen, mit denen Recruiter um Fachkräfte buhlen, sind im Internet längst zum schlechten Witz verkommen. Je weniger das Unternehmen zu bieten hat, desto prominenter wird der Obstkorb beworben, ist man sich vielerorts im Netz einig. Insbesondere die Jüngeren sind kritisch. „Aus Sicht der Generation Z wird es als lächerlich empfunden, dass Unternehmen einen Obstkorb überhaupt als Benefit benennen“, bemerkt Generationenforscher Hartwin Maas.

Doch welche Benefits will die Zielgruppe der Geburtsjahrgänge 1995 bis 2010 wirklich? Beziehungsweise: Will sie überhaupt welche?

In der Versicherungsbranche ist man überzeugt, dass Unternehmen vor allem mit betrieblichen Vorsorgeleistungen Akzente setzen können. Im Blickpunkt stehen hierbei insbesondere die betriebliche Altersversorgung (bAV) sowie die betriebliche Krankenversicherung (bKV).

„Die betriebliche Altersversorgung nimmt bereits bei jungen Arbeitnehmenden einen wichtigen Stellenwert ein“, zeigt sich Angelika Brandl, Wealth Manager beim Maklerunternehmen Aon, überzeugt. Rückenwind gibt ihr eine hauseigene Studie, die unter anderem besagt, dass über drei Viertel der Berufseinsteiger es als wichtig beziehungsweise sehr wichtig bezeichnen, dass ihr Arbeitgeber ihnen eine betriebliche Altersvorsorge anbietet.

Viel Luft nach oben 

Die hier geäußerte hohe Relevanz schlägt sich im Abschlussverhalten nicht nieder. Laut des bAV-Monitoring 2023 der auf die Verwaltung von bAV-Verträgen spezialisierten DCS Deutsche Clearing-Stelle GmbH ist die Generation Z bei der bAV deutlich unterrepräsentiert: Nur 8,7 Prozent aller Verträge entfallen auf sie. Zum Vergleich: Auf die 43- bis 58-Jährigen entfallen 58 Prozent des Vertragsbestands.

Dies kann daran liegen, dass ein Großteil der Altersgruppe noch gar nicht ins Berufsleben eingestiegen ist. Doch womöglich bestehen hier bei der Altersgruppe auch Zweifel. Maas, der zusammen mit dem Beratungsunternehmen EY die Finanz- und Versicherungsstudie „Finanzkompass“ herausgebracht hat, sieht bei den sogenannten Zoomern ein verbreitetes Misstrauen gegenüber traditionellen Vorsorgeformen, wie der bAV. „Sie wird als altmodisch und unflexibel betrachtet“, so Maas.  Ähnlich äußert sich auch Jeremias Lauterbach, Leader Benefits bei der Unternehmensberatung Mercer. So sei zu beobachten, „dass die Wahrnehmung und die Wertschätzung von jüngeren Generationen insbesondere gegenüber der betrieblichen Altersversorgung wenig ausgeprägt sind“. Entsprechend gelte es für die Arbeitgeber, die entsprechenden Produkte gut zu erklären, so Lauterbach. Dazu gehört laut Aon-Expertin Brandl auch das Thema Flexibilität innerhalb der bAV anzusprechen und beispielsweise auf die Portabilität der betrieblichen Altersvorsorge oder die weggefallenen Hinzuverdienstgrenzen Bezug  zu nehmen.

bKV: Wenn, dann bedürfnisgerecht

Mit der bKV rückt ein weiteres Vorsorge-Produkt in den Fokus der Unternehmen. Bei den Angestellten stößt es auf Akzeptanz, wie die steigenden Versichertenzahlen zeigen. Doch auch bei der Generation Z? Während Zukunftsforscher Maas hier keine besondere Affinität ausmachen kann, sieht Uwe Jüttner, Senior Product and Carrier Manager Health Solutions bei Aon Deutschland, die Sache anders. Die jungen Arbeitnehmer würden die bKV akzeptieren – sofern diese auf ihre Bedürfnisse eingeht. „Das Leistungsangebot einer bKV sollte die Vorstellungen einer Work-Life-Balance berücksichtigen“, betont Jüttner. Dazu gehörten Leistungen wie altersunabhängige Gesundheitskurse, Hilfe bei der Vermittlung von Facharztterminen oder auch Stressbewältigung im Rahmen eines Telefon-Coachings, gegebenenfalls mit psychologischer Beratung.

Kein simples Allheilmittel gegen Fachkräftemangel

Für den Arbeitgeber ist es herausfordernd, die Interessen aller seiner Mitarbeiter im Rahmen der bKV abzubilden. Allerdings ermöglicht die bKV auch eine Gruppenbildung, beispielsweise nach Altersstufen. So kann die bKV gezielt auf die Interessen der Generation Z zugeschnitten werden, ohne die anderen Mitarbeiter vor den Kopf zu stoßen.

Alles in allem bieten bKV und bAV einige interessante Vorteile, die auch auf die Interessen der Generation Z einzahlen. Diese gilt es seitens der Arbeitnehmer aber überzeugend zu kommunizieren. Dann kann die betriebliche Vorsorge womöglich helfen, die Loyalität auch von Mitarbeitern der Generation Z gegenüber dem Unternehmen zu steigern. Ein simples Allheilmittel gegen den Fachkräftemangel sind sie allerdings nicht.