Versicherer üben scharfe Kritik an BVI-Studie zur Fondsrente
Vor wenigen Tagen hat der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) eine Studie vorgelegt, nach der Fondsauszahlpläne, also sogenannte Fondsrenten, deutlich höhere Renditechancen sowie mehr Flexibilität als lebenslang garantierte Leibrenten bieten und dabei nur unwesentlich riskanter sind.
Das Risiko, dass eine Fondsrente vorzeitig aufgebraucht werde, sei gering, so der BVI. Die Analyse zeige vielmehr, dass das Geld in rund 96 von 100 Fällen bis zum Lebensende reiche. Selbst wenn das Kapital vorzeitig aufgezehrt werde, decke die Fondsrente den größten Teil des Ruhestands ab: Nur in rund einem Prozent der Fälle sei das Kapital für eine private Zusatzrente fünf oder mehr Jahre zu früh verzehrt.
Diesem geringen Risiko stünden beträchtliche Renditechancen gegenüber, weil die Kosten für die Verrentung entfielen und der Fonds somit mehr in ertragreiche Anlagen wie Aktien investieren könne. BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter: „Das jahrzehntelange Mantra, dass nur Rentenversicherungen Altersvorsorge sind, gilt nicht mehr.“
Versicherer kritisieren Studienergebnisse
Die BVI-Studienergebnisse stoßen bei den Versicherern auf heftige Gegenwehr und Kritik. „Grundsätzlich sind die BVI-Berechnungen äußerst problematisch, weil sie auf sehr optimistischen, zum Teil auch falschen Annahmen bezüglich der Sterblichkeit sowie des Kapitalmarktes beruhen“, sagt etwa Norbert Rollinger, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und Vorstandsvorsitzender der R+V Versicherung.
Auch die in der Studie gewählte Bezeichnung „Fondsrente" sei irreführend. Denn es handele sich hierbei schlicht um einen Fonds-Auszahlplan. Dagegen sei eine echte Alters-Rente eine garantierte, meist monatliche Zahlung während des Ruhestandes bis ans Lebensende.
„Es werden Äpfel mit Birnen verglichen. Das täuscht Sparerinnen und Sparer, die sich auf garantiert lebenslange Auszahlungen verlassen möchten. Die verlässliche Finanzierung lebenslanger Grundbedürfnisse, das ist unser gesellschaftlicher Anspruch als Lebensversicherer “, so Katja de la Viña, Vorsitzende des GDV-Präsidialausschusses Altersvorsorge und Zukunftssicherung und CEO der Allianz Lebensversicherung.
„Die Berechnung ist irreführend"
Ins selbe Horn wie der GDV bläst auch der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). Auch er kritisiert die Datenbasis sowie Annahmen der BVI-Studie zur Lebenserwartung. „Die Berechnung des BVI, wonach das Geld in 96 Prozent der Fälle bis zum Alter von 85 ausreicht, ist irreführend“, sagt BVK-Präsident Michael H. Heinz.
„Tatsächlich können zwei Drittel der Frauen und mehr als die Hälfte der Männer damit rechnen, dieses Alter deutlich zu überschreiten. Um eine finanzielle Absicherung auch im hohen Alter zu gewährleisten, ist deshalb die Sicherheit einer lebenslangen Rente, wie sie mit Renten- und Lebensversicherungen erzielt wird, von entscheidender Bedeutung.“ Nur diese könnten ein stabiles und garantiertes Zusatzeinkommen auch in späteren Lebensjahren sicherstellen.