IVFP-Rating

Die besten Grundfähigkeitstarife für 7 Musterkunden

Das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) hat 58 Grundfähigkeits-Tarife von 27 Versicherern auf den Prüfstand gestellt. Sechs Gesellschaften erhielten für mindestens eines ihrer Produkte die Bestnote „Exzellent“.

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14:03 Uhr | 01. März | 2024
Top Bewertunge, weniger gute Bewertungen

Die Auswahl bei Grundfähigkeitsversicherungen wird größer. Exzellent sind allerdings nur die Tarife von sechs Gesellschaften.

| Quelle: GettyImages

Jahrzehntelang galt die Berufsunfähigkeitsversicherung als das Maß aller Dinge in der Absicherung der Arbeitskraft. Doch nicht immer ist ein Abschluss möglich, sei es aus gesundheitlichen Gründen oder finanziellen. Und letztlich haben die Lebensversicherer durch immer feinere Berufsgruppeneinteilungen und einen Preiswettbewerb die BU-Absicherung für gewisse Berufsgruppen nahezu unerschwinglich gemacht. Insbesondere Berufsgruppen, die körperlich und handwerklich arbeiten stehen oft vor einem Dilemma wenn es um die Absicherung der Arbeitskraft geht.

Hier kommen die Grundfähigkeitsversicherungen (GFV) ins Spiel: Seit einigen Jahren gewinnen die Produkte im Markt für Arbeitskraftabsicherung (AKS) immer mehr an Bedeutung. Das haben auch die Marketingexperten und Produktentwickler bei den Lebensversicherern verstanden, denn die Zahl der GFV-Anbieter wächst.

Und auch der Vertrieb greift immer stärker auf die Produkte zurück, denn die Zahl der Vermittlerinnen und Vermittler wächst, die Grundfähigkeitsversicherung verstärkt als Ausweichlösung zur BU anbieten und beraten. "Die GFV nimmt, auch durch das verbesserte Angebot, einen immer höheren Stellenwert ein", bestätigt der Rating-Leiter des IVFP, Georg Goedeckmeyer gegenüber procontra. Es ist also eine Menge Drive im Markt.

27 Versicherer, 58 Tarife und über 300 Tarifkombinationen

Für sein neues „Rating Grundfähigkeitsversicherungen“ listet das IVFP nun 27 Versicherer, 58 Tarife und über 300 Tarifkombinationen. Gleichzeitig ist die Materie aber komplex. Grundfähigkeitsversicherungen sind durch ihre speziellen Leistungsdefinitionen nicht einfach zu durchschauen.

Der wohl wichtigste Unterschied zwischen den beiden Versicherungen ist, dass bei der BU der zuletzt ausgeübte Beruf versichert und als Bemessungsgrundlage herangezogen wird und bei der GFV körperliche und geistige Fähigkeiten, ohne konkreten Bezug auf ein Berufsbild zu nehmen, betont das IVFP bei der Vorstellung des neuen Ratings.

 Dieser Unterschied ist oftmals nicht allen Endkunden bewusst. So wurde die GFV in der Vergangenheit gerne als biometrische Absicherung vor allem für Handwerker-Berufe gleichgesetzt. Richtig ist, dass die GFV hauptsächlich körperliche Fähigkeiten und deren Funktionsweisen absichert, die in ihrem biometrischen Risiko klar eingrenzbar und kalkulierbar sind. Dadurch wird die GFV in erster Linie für Kundinnen und interessant, die bevorzugt körperliche Fähigkeiten oder handwerkliche Tätigkeiten versichern möchten.

 Definition: Die Vielfalt nimmt zu

In ihren Definitionen zu den versicherbaren Grundfähigkeiten ist das Tarifangebot laut IVFP inzwischen sehr umfangreich. So sind beispielsweise im Bereich „Gehen“ eine Vielzahl von Fähigkeiten hinterlegt, was genau „Gehen“ im Sinne der jeweiligen Versicherung bedeutet (400m, auf ebener Fläche, Pausenregelung, usw.). Dieses Auffächern in den Definitionen macht laut IVFP einen Vergleich schwierig und das Rating komplex. Hinzu kommen die für die Kunden relevanten Punkte: Preise und Leistung. Dieser Umstand wird im aktuellen Rating erstmals aufgegriffen.

"Die Preisbestimmung bei der GFV ist nicht so klar zu ermitteln, wie bei der BU", erklärt Goedeckemeyer. Das liege unter anderem an den unterschiedlichen Produktkonzepten. So gebe es Versicherer, die in ihrer GFV sehr viel Absicherung anbieten, es gebe Anbieter, die Einzelbausteine offerieren wie "Gehen" und Unternehmen dazwischen.

"Das IVFP hat in seinem Rating den Preis nun erstmals überhaupt mitbetrachtet. Dazu war auch eine gewissen Konstellation der Mustertypen notwendig. Um hier nicht zu hohe Wellen zu schlagen, haben wir die Mustertypen zu Beginn nur mit 10 Prozent gewichtet – und das im Teilbereich Preis/Leistung, die 50 Prozent der Gesamtnote ausmacht. Damit also nur mit 5 Prozent", erklärt Goedeckemeyer den neuen Ratingansatz.

Bei den Mustertypen differenziert das IVFP zwischen einem „Kaufmännischen Typ, 30, Absicherungshöhe 1.200 Euro, Endalter 67“, „Kreativen Typ, 35, Absicherungshöhe 1.500, Endalter 67“, „Medizinischem Typ, 35, Absicherungshöhe 1.200 Euro, Endalter 65“, „Studentischer Typ, 20, Absicherungshöhe 1.000 Euro, Endalter 67“, „Auszubildendem, 20, Absicherungshöhe 750 Euro, Endalter 67“ sowie „Schüler, 10 Jahre, Absicherungshöhe 1.000 Euro, Endalter 67“.

"Bei unseren Mustertypen haben wir den Weg gewählt, gewisse Fähigkeiten den einzelnen Typen zuzuordnen. Da wir dabei bereits eine hohe Anzahl an Grundfähigkeiten pro Mustertyp definierten, haben wir bewusst unterschiedliche Absicherungen gewählt, um eine große Abdeckung zu erreichen", erklärt der Rating-Leiter. So möchte der kreative Typ, der als Hobby Kochen hat, die GF Riechen und Schmecken absichern. Für den kaufmännischen Typ sei es hingegen nicht so relevant und er möchte diese GF nicht absichern. Es würde für ihn den Tarif teurer machen, wenn es noch zusätzliche GF mit einschließen würde, so Goedeckmeyer.

Zudem teilt das Analysehaus die im Markt erhältlichen Angebote in individuelle Konzepte, Baukasten-Konzepte und All-in-One-Konzepte auf.

Individueller Tarif nicht teurer als All-in-One

„Das Ergebnis im Bereich Preis und Leistung hat uns auch überrascht“, sagt Goedeckemeyer abschließend. So sei ein individuell zusammengestellter Tarif in der Regel nicht viel teurer als der eines All-in-One Anbieters.

Die Top-Bewertung „Exzellent“ für mindestens einer ihrer Produkte erhielten 6 Gesellschaften:

  • Allianz

  • Alte Leipziger

  • Baloise

  • Nürnberger

  • HDI

  • Ergo

Die vollständigen Ergebnislisten finden Sie hier