Kolumne

Erster Crashtest für AI-Aktien ist vorbei: Gewinner ist die Meta-Aktie

Meta setzt im AI-Sektor neue Maßstäbe: Sechs Schlüsselbereiche, die das Geschäftsmodell transformieren und Anlegern Perspektiven bieten. Insights für Vermittler und Finanzdienstleister gibt Baki Irmak Fondsmanager des Digital Leaders Fund.

08:05 Uhr | 21. Mai | 2025
Baki Irmak Mitgründer von Pyfore Capital

Baki Irmak ist Fondsmanager des Digital Leaders Fund

| Quelle: Pyfore Capital

Was Sie erfahren werden

  • Wie sich der AI-Markt und die Tech-Giganten 2024 entwickelten.

  • Warum Meta als AI-Investment aktuell besonders interessant ist.

  • Sechs transformative AI-Initiativen bei Meta mit Potenzial für die Zukunft.

Als bis Anfang April die US-Aktienmärkte im freien Fall waren, markierte das den heftigsten Einbruch zu Beginn einer Präsidentschaft seit der Großen Depression. Nur Tage später folgte der stärkste Rebound der Börsengeschichte. Ob die Märkte Trumps Zollchaos verarbeitet oder nur verdrängt haben, wissen wir noch nicht.

Doch dieser Frühjahrs-Schock liefert Anlegern eine Blaupause. Sie konnten in Echtzeit erleben, wie valide ihre Thesen sind – und ob ihre Portfolios auf politische und wirtschaftliche Turbulenzen vorbereitet sind. Für mich als Fondsmanager des Digital Leaders Fund war der Absturz ein erster Crashtest für die Profiteure der AI-Ökonomie. Am Tief im April war es fast egal, ob man in den Nasdaq 100 oder den S&P 500 investiert war – man hatte statt 23 „nur“ 21 Prozent verloren. Es war auch egal, ob man in den breiten Halbleiterindex oder in den AI-Superstar Nvidia investiert war – beide verloren im Tief über 30 Prozent.

Unter den Mag-7-Aktien (Magnificent 7 – Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Meta, Nvidia und Tesla) stachen aber zwei Titel hervor: Microsoft und Meta. Beide haben sich deutlich stabiler verhalten und beide haben die Jahresverluste auch für Euro-Anleger komplett aufgeholt.

Bei der Wahl zur besten AI-Aktie würde ich mich allerdings für Meta entscheiden. Zum einen liegt das an der Performance der letzten Jahre. Seit dem Launch von ChatGPT am 30. November 2022 hat die Meta-Aktie 390 Prozent zulegen können. Microsoft kommt im gleichen Zeitraum auf 70 Prozent. Meta wird diese Rally in den nächsten Jahren kaum wiederholen können. Doch Mark Zuckerberg hat kürzlich aufgezeigt, wie transformatorisch AI Metas Geschäftsmodell in sechs Bereichen verändern wird.

Performance-Marketing wird sich grundlegend ändern

Meta will sein Werbegeschäft revolutionieren. Die über zehn Millionen Werbekunden müssen in Zukunft nur noch Marketingziele und Budgets bestimmen; das Targeting und die Maximierung des Returns auf die Marketingausgaben übernimmt Metas AI. Das sind schlechte Nachrichten für Agenturen, aber die Zahl der Werbekunden könnte damit dramatisch gesteigert werden.

Besseres Nutzer-Engagement

Durch AI-gestützte Empfehlungen hat Meta die Verweildauer auf seinen Plattformen signifikant erhöht: Facebook verzeichnet einen Anstieg von sieben Prozent, Instagram von sechs Prozent und Threads sogar von 35 Prozent. Zudem werden dank KI relevantere Inhalte ausgespielt und bessere Inhalte erstellt. Die Evolution der Inhalte – von Text über Fotos zu Videos – sollte in der nächsten Phase zu interaktiven Dialogen führen. Damit wird Latenz immer wichtiger und die Nachfrage nach Rechenleistung größer. Auch deshalb investiert Meta weiter in die AI-Infrastruktur.

Durchbruch für WhatsApp for Business

Meta plant, AI-Agenten für die Kundenkommunikation in seinen Messaging-Diensten wie WhatsApp und Messenger einzuführen. In Ländern mit niedrigen Lohnkosten wie Thailand und Vietnam ist die geschäftliche Nutzung dieser Plattformen bereits weit verbreitet. Mit AI sollen diese Dienste auch in den großen, umsatzstarken Regionen eingesetzt werden, weil AI hier die Menschen ersetzt. Das wäre ein Gamechanger für WhatsApp.

Meta AI – Konkurrenz für ChatGPT, Grok und Perplexity

Meta AI, der persönliche AI-Assistent des Unternehmens, zählt bereits fast eine Milliarde monatlich aktive Nutzer. Bisher kam Meta AI aber nur integriert in den bestehenden Diensten zum Einsatz. Vor einigen Wochen wurde Meta AI als eigenständige AI-App ausgerollt. Damit tritt man in direkte Konkurrenz zu ChatGPT und Grok. In den ersten Tagen erreichte die App täglich fast drei Millionen Downloads.

AI-gestützte Geräte

Meta investiert in die Entwicklung von AI-fähigen Geräten, speziell Smart Glasses. Die Ray-Ban Meta AI-Brille hat ihre Verkaufszahlen im vergangenen Jahr verdreifacht. Ich selbst nutze die Brille. Sie ermöglicht es, AI in den Alltag zu integrieren, ohne ein Smartphone in den Händen zu halten. Der Traum von Zuckerberg: endlich die Abhängigkeit von Apple mit einem neuen Formfaktor zu durchbrechen.

Llama API – Einstieg ins Cloudgeschäft

Auf der ersten Entwicklerkonferenz von Meta, der LlamaCon 2025, wurde die Entwicklerplattform Llama API vorgestellt. Das ist ein großer Schritt von Meta, den Erfolg mit Llama zu monetarisieren. Entwickler können dabei auswählen, ob sie für ihre Anwendungen Nvidia-GPUs nutzen wollen oder Cerebras und Groq (nicht zu verwechseln mit Elons Grok). Für Cerebras und Groq ist das ein Ritterschlag. Cerebras-Gründer Andrew Feldman feiert das auch gebührend.

Meta hat es nicht so dargestellt, aber mit der Llama API steigt Meta nun offiziell in den Compute-as-a-Service-Markt ein, oder anders ausgedrückt: Meta wird Cloud-Service-Provider und damit ein direkter Konkurrent von Amazon, Microsoft und Google.

Wie schätzen Sie die Chancen von Meta ein?