Vergesst das Benchmark-Battle bei der Bewertung von Fondsmanagern
Wie sich die Leistung von Fondsmanagern bewerten lässt, ist einer der Dauerbrenner unter den Investmentthemen. Die derzeit verbreitetste Methode ist, die Wertentwicklung eines Fonds mit der eines Referenzmaßstabes zu vergleichen. Häufig ist diese Benchmark ein Kapitalmarktindex des Bereichs, in dem das Portfolio im Schwerpunkt investiert ist oder ein ähnlicher Vergleichsmaßstab, der den jeweiligen Anlagebereich am besten repräsentiert. Hat ein Fondsmanager in einem Betrachtungszeitraum besser abgeschnitten als die Benchmark, hat er nach diesem Ansatz gute Arbeit geleistet. Liegt er darunter, gelang es ihm nicht, einen Mehrwert zu erzielen.
Negative Wertentwicklung des Portfolios als Erfolg?
Dass viele Vermögensverwalter die Wertentwicklung eines Fonds im Verhältnis zu seiner Benchmark bewerten, führe dazu, dass eine negative Wertentwicklung des Portfolios als Erfolg gewertet wird, solange die negativen Renditen besser sind als die des jeweiligen Index oder der Benchmark, meint Detlef Glow, Leiter des Researchs Europa, Naher Osten und Afrika bei dem Analysehaus LSEG Lipper. „Umgekehrt sehen die meisten Anleger negative Renditen im Allgemeinen als schlechte Ergebnisse an“, sagt Glow (siehe Interview). Der Marktbeobachter plädiert daher dafür, im Segment der Aktienfonds bei der Kapitalverwaltung stärker die absolute Wertentwicklung einzubeziehen und nicht nur auf die relative Performance abzustellen. „Wenn ich aktiv manage und sage, ich kann Mehrwerte erzielen, dann muss der Mehrwert für den Kunden auch erlebbar sein“, betont Glow. Die Berücksichtigung der absoluten Performance könne dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit eines Portfolios zu erhöhen, da der Fondsmanager Barmittel als Risikopuffer einsetzen könnte.
Aktive Aktienfonds enttäuschen
Zahlreiche Privatanleger würden sagen, wenn ein aktiv gemanagtes Portfolio nahezu das gleiche verliert wie ein börsennotierter Indexfonds (ETF) und der ETF nach oben mit dem Markt mitzieht, was viele aktive Manager leider nur bedingt schaffen, dann seien sie mit ETFs besser aufgestellt. „Das erklärt vielleicht auch, warum wir im Moment eine Wechselbewegung aus aktiven Aktienfonds in Aktien-ETFs sehen“, meint Glow. Wobei man auf Basis der Nettomittelbewegungen nicht genau sagen könne, ob es das gleiche Geld ist, das von A nach B fließt. Aber die Vermutung läge nahe, wenn die Ab- und Zuflüsse einigermaßen übereinstimmen.
2023 hätten aktive Vermögensverwalter die Chance gehabt, im Vergleich zu passiven Strategien einen hohen Mehrwert zu erzielen, indem sie in Zeiten von Marktturbulenzen Barmittel als Risikopuffer einsetzten und in Zeiten eines Marktaufschwungs in Aktien mit hohem Beta investierten, argumentiert der Researcher in einer aktuellen Studie. Das Beta gibt die Schwankungshöhe einer Anlage im Vergleich zum Markt an. Eine Aktie mit hohem Beta kann bei einer Aufwärtsbewegung überdurchschnittlich steigen, wie auch bei einer Abwärtsbewegung stärker fallen. Die meisten aktiven Manager haben der Studie zufolge jedoch keinen solchen Mehrwert geliefert. Zahlreiche Fondsmanager inklusive der Kapitalverwaltungsgesellschaften sähen sich für die Kassenhaltung im Portfolio des Anlegers nicht zuständig, ergänzt Glow.
Einige Fondsanbieter stellen bei einigen Produkten ausdrücklich darauf ab, eine Strategie jenseits einer Benchmark zu verfolgen, auch wenn sie womöglich eine Benchmark als Vergleichsgröße angeben. Viele Anleger würden sich für einen „passiven“ Ansatz entscheiden, da nur wenige Fondsmanager die Aktienindizes dauerhaft übertreffen könnten, schreibt zum Beispiel Nomura Asset Management zu seinem Global High Conviction Fund mit einem „uneingeschränkten Ansatz“. Inwieweit sich vergleichsweise freie Ansätze in für Anleger erfreuliche Ergebnisse ummünzen, bleibt im Einzelnen zu prüfen.