Die Zinsen werden die gläserne Decke nicht durchstoßen

Der Erfolg der Nouveau Front Populaire (NPF) bei den französischen Parlamentswahlen sollte mit Vorsicht genossen werden. In die anfängliche Erleichterung, dass das Rassemblement National (RN) auch weiter nur eine untergeordnete Rolle spielen wird, mischt sich immer mehr die Skepsis, dass die neue parlamentarische Mehrheit wahrscheinlich Rentengesetze durchwinken wird, die Frankreichs ohnehin schon geschwächte Zahlungsfähigkeit einer immer größeren Belastungsprobe aussetzen wird. Die EU-Kommission hat bereits ein Defizitverfahren gegen Frankreich eröffnet.

Auch wenn der von Präsident Macron ausgerufene Burgfrieden bis zum Ende der Olympischen Spiele am 11. August eingehalten werden wird, kann man davon ausgehen, dass NPF-Spitzenkandidat Mélenchon danach versuchen wird, seine politische Agenda in die Tat umzusetzen, um damit den Konflikt mit der EU-Kommission noch weiter zu verschärfen.

Frankreich, das bereits im Juni durch Standard & Poor’s von AA auf AA- downgeratet wurde, wird umgekehrt versuchen, seine Schulden zu „europäisieren“ – Stichwort EU-Bonds. Für die Europäische Zentralbank auf jeden Fall ein deutliches Zeichen, den Deckel auf dem Zinstopf zu halten. Ein Anstieg nach oben kann angesichts solcher Signale mittelfristig fast schon ausgeschlossen werden.

Altersvorsorge-Sparer sollten daraus zwei Schlüsse ziehen: Erstens: Der europäische Aktienmarkt wird wohl noch volatiler werden. Grund genug, sich neben US-Titeln (auch dort stehen ja Wahlen bevor) weltweit breiter aufzustellen: Chinesische Titel wie BYD, Alipay+, Vivo und Hisense dürften ja den meisten Fußball-EM-Zuschauern ein Begriff sein. Aber auch Indien bietet inzwischen gute Chancen. Und zweitens, angesichts der Zinsdeckelung sollte es jedem Altersvorsorgesparer klar sein: Am Kapitalmarkt führt kein Weg vorbei.