Zum überdurchschnittlichen Wachstum der bKV haben nach Einschätzung von Experten vor allem die Budgettarife beigetragen, die inzwischen von immer mehr Versicherern angeboten werden. Ihr Erfolg ist darauf zurückzuführen, dass sie sehr einfach und flexibel gestaltet sind und die Mitarbeiter von den Angeboten recht schnell Gebrauch machen können.
Das Prinzip dahinter: Der Arbeitgeber legt für seine Belegschaft ein Gesundheitspaket in Kombination mit einer bestimmten Budgethöhe fest, die jedem Mitarbeiter pro Jahr zur Verfügung steht. Mit anderen Worten: Bei einem Budgettarif können alle versicherten Leistungen so lange und so oft in Anspruch genommen werden, bis die tariflich vereinbarten Höchstbeträge („Budgets“) aufgebraucht sind.
Im Normalfall liegt das Budget zwischen 300 und 1.500 Euro pro Jahr. Das Leistungspaket selbst kann zum Beispiel Sehhilfen, Zahnersatz, Zahnreinigung, Heilpraktikerbehandlungen oder auch Präventionskurse umfassen. Zudem werden häufig auch Service- und Zusatzleistungen angeboten, wie etwa ein Facharzttermin-Service, ein Zweitmeinungsservice oder eine ärztliche Videoberatung.
Immer wieder versuchen auch Anbieter mit Innovationen zu punkten, um sich so vom Wettbewerb abzusetzen. Dazu zählt etwa die Aufnahme neuer Leistungen wie die Mitversicherung eines Kinderkrankentagegeldes. Oder den Versicherten wird die Möglichkeit eingeräumt, ein nicht aufgebrauchtes Rest-Budget ins Folgejahr mitzunehmen. Bei manchen Anbietern profitieren sie andersherum auch von einer Steigerung ihres Budgets, sollten sie dieses in einem Jahr nicht vollständig aufgebraucht haben. Einheitlich verzichten alle Anbieter auf Wartezeiten und auch laufende Behandlungen sind in der Regel immer mitversichert.
Der erste Budgettarif („FEELfree“) wurde 2018 durch die Hallesche Krankenversicherung eingeführt. Davor gab es eine breite Auswahl an sogenannten Bausteintarifen. „Arbeitgeber mussten aus dieser Vielfalt das für ihr Unternehmen passende Angebot auswählen“, schreibt Alexander Kraus, Senior-Analyst bei der Rating-Agentur Assekurata, in einem Blogbeitrag zu diesem Thema.
Eine bKV konnte demnach häufig anhand verschiedener Leistungsbausteine ausgewählt werden, wie zum Beispiel Chefarztbehandlung im Krankenhaus, Ein- oder Zweibettzimmer im Krankenhaus, Zahnersatzleistungen, Naturheilverfahren oder Sehhilfen.
„Unter dem Gesichtspunkt der Gleichbehandlung ist es für Entscheider schwierig, ein passendes Produkt im Rahmen der bKV für die Mitarbeiter anbieten zu können“, so Alexander Kraus. Das gelte insbesondere für größere Unternehmen, in denen es viele Mitarbeiter unterschiedlicher Altersgruppen gebe, die wiederum unterschiedliche Lebenssituationen und Gesundheitsbedürfnisse hätten. „Dies“, so Kraus, „kann dazu führen, dass sich Unternehmen letztendlich gegen die Einführung einer bKV entscheiden und stattdessen auf andere Benefits setzen, von denen alle Mitarbeiter sofort profitieren können. Dazu gehören zum Beispiel Tank- oder Einkaufsgutscheine, die unabhängig von individuellen Bedürfnissen und Gesundheitszuständen für alle Mitarbeiter relevant sind.“
Mit Budgettarifen dagegen stelle sich das Problem nicht, ein für alle gleichermaßen ansprechendes und nützliches Produkt zu finden, womit letztlich ihr großer Erfolg zu erklären sei. Hier wähle der Mitarbeiter individuell aus einer breiten Auswahl an Leistungen genau das aus, was er gerade benötige.