Die Kundeneinwände gegenüber einem Wechsel in die private Krankenversicherung lassen sich meist auf eine Sorge herunterbrechen: Beitragssteigerungen. Befeuert von Medienberichten über Einzelschicksale, die immense Prämienerhöhungen zu verkraften haben, befürchten viele Interessenten, dass ihnen die Kosten einer privaten Police irgendwann über den Kopf wachsen könnten. Auch wenn die Beiträge in der PKV langfristig im Durchschnitt weniger stark steigen als die der gesetzlichen Krankenkassen.
Dieser Durchschnitt verdeckt allerdings große Unterschiede zwischen den PKV-Anbietern. Bei der Entscheidung für eine Gesellschaft kann man also durchaus danebengreifen – und muss dann möglicherweise über die Jahre schmerzhafte Kostensteigerungen hinnehmen. Deshalb spielt die finanzielle „Anbieterqualität“ in der PKV neben Leistungsumfang, Bedingungswerk und Service viel stärker in die Tarifauswahl mit rein als in anderen Sparten. Eine Qualität, die sich anhand verschiedener Kennzahlen bemisst und in Tarifvergleichen oft nur unzureichend Berücksichtigung findet.
Herausforderung Priorisierung
Es fällt nicht leicht, angesichts der Vielzahl verfügbarer Finanzkennzahlen den Überblick zu behalten. Eine Auswahl: Nettorendite, Eigenkapitalquote, versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote, Verwaltungs- und Abschlusskostenquote, Bestandsentwicklung, Überschussverwendungsquote, RfB-(Zuführungs-)Quote, laufende Durchschnittsverzinsung, Bewertungsreservequote, Solvabilitätsquote. Wer all diese Zahlen beisammenhat, steht vor der Herausforderung, sie zu priorisieren. Auf welche kommt es an, welche spielen eine untergeordnete Rolle?
Klar ist: Entscheidend sollte der Nutzen für den Kunden sein. Und der fällt am höchsten aus, wenn die Kosten gering bleiben. Und auf die effektiven Kosten hat eine Kennzahl einen großen Einfluss: die RfB-Quote.
Was ist die RfB-Quote?
RfB bezeichnet die Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen. Darunter versteht man Gelder, die neben den obligatorischen Alterungsrückstellungen und dem gesetzlichen Zuschlag zusätzlich für Entlastungen der Kunden und Barausschüttungen zur Verfügung stehen, etwa in Form von Beitragsreduzierungen, geringeren Beitragsanpassungen oder geringeren Mehrbeiträgen bei Leistungserweiterungen. Für die RfB-Quote werden diese Mittel in Relation zu den Beitragseinnahmen gesetzt:
––––––––––––––––––––––––– x 100
Die RfB müssen unter anderem aus steuergesetzlichen Gründen (Paragraf 21 KStG) zeitnah verwendet werden, denn nach Ablauf von drei Jahren sind sie wie Jahresüberschuss zu versteuern. Eine „Schwesterkennzahl“ aktuellerer Natur ist die RfB-Zuführungsquote, die angibt, welcher Anteil der Beitragseinnahmen in einem Geschäftsjahr den RfB hinzugefügt wurde. Sie errechnet sich nach der gleichen Formel wie die RfB-Quote.
Hohe RfB = hohe Kundenzufriedenheit durch Beitragsstabilität
In welchem Umfang einem Versicherer RfB zur Verfügung stehen, ist mithin maßgeblich für seine Beitragsentwicklung – die wiederum maßgeblich für die Kundenzufriedenheit ist. Zur Orientierung: 2023 betrug die durchschnittliche RfB-Quote der PKV-Gesellschaften in Deutschland 33,5 Prozent, nach 36,6 Prozent im Vorjahr. Die durchschnittliche RfB-Zuführungsquote sank ebenfalls, von 9,1 auf 8,1 Prozent.
Es gibt indes Anbieter, die mit einer RfB-Quote von über 60 oder gar 70 Prozent glänzen. Auf sie sollten Vermittler bei der Tarifauswahl ihr Hauptaugenmerk legen, denn sie lassen langfristig stabile Beiträge erwarten.