Diese Lebensversicherer ächzen am schwersten unter der Zinszusatzreserve

Rund zehn Milliarden Euro mussten die Lebensversicherer im vergangenen Jahr für die Einhaltung einstiger Zinsversprechen zurücklegen. Nicht bei jedem Unternehmen fällt die Zinszusatzreserve jedoch gleich schwer ins Gewicht, wie ein Blick in die Unternehmensbilanzen verrät.

11:10 Uhr | 25. Oktober | 2021
Zinszusatzreserve Bild: Adobe Stock/vchalup

Die steigende Zinszusatzreserve bringt viele Lebensversicherer ins Schwitzen. Bild: Adobe Stock/vchalup

Die deutschen Lebensversicherer haben die Corona-Pandemie deutlich besser überstanden, als die anfänglichen Befürchtungen vermuten ließen. Mittlerweile gewinnt sogar das Neugeschäft wieder deutlich an Fahrt: Laut GDV-Zahlen stieg im ersten Halbjahr 2021 die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge um rund fünf Prozent auf gut 2,2 Millionen Verträge. Die Zuversicht ist groß: „Wir gehen davon aus, dass sich der positive Trend bis zum Jahresende 2021 fortsetzt“, prognostizierte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. 

Dem prosperierenden Neugeschäft zum Trotz sollten die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Lebensversicherer dennoch nicht unterschätzt werden. Denn durch die Pandemie dürfte das Zins-Niveau weiter auf dem Nullpunkt einzementiert bleiben, ein baldiger Zins-Aufschwung rückt in weite Ferne.  

Zinszusatzreserve steigt um zehn Milliarden Euro

Für die Versicherer wird es somit herausfordernder, die hohen Garantieversprechungen der Vergangenheit auch zu erfüllen – auch, weil die Versicherer weiterhin hohe Beträge in die Zinszusatzreserve abführen müssen, die die Einhaltung früherer Versprechen garantieren soll. Beträge, für die teils lukrative Anlagen veräußert werden müssen, die folglich nicht mehr für die laufenden Erträge zur Verfügung stehen.  

Ende 2020 betrug die Zinszusatzreserve aller Versicherer laut aktuellem procontra LV-Check (deckt rund 95 Prozent des Marktes ab) rund 81 Milliarden Euro – das sind rund zehn Milliarden Euro mehr als noch im Jahr zuvor. Damit dürfte das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht sein. Im vergangenen Jahr errechnete die Kölner Ratingagentur Assekurata, dass bei anhaltendem Nullzinsniveau der Reservetopf bis 2030 auf 170 Milliarden Euro steigen würde – damit wäre erst die Hälfte des Weges von den Lebensversicherern zur Ausfinanzierung der Zinszusatzreserve zurückgelegt.  

9,5 Prozent der gesamten Deckungsrückstellungen

Mittlerweile beträgt die Zinszusatzreserve knapp 9,5 Prozent der gesamten Deckungsrückstellungen. Zum Vergleich: 2005 betrug dieser Wert noch 4,08 Prozent und damit nicht einmal die Hälfte des heutigen Anteils. Zwar wurde im Jahr mit der eingeführten Korridormethode der Aufbau der Zinszusatzreserve für die Versicherer gedrosselt und damit erleichtert. Der hieraus sich ergebende positive Effekt werde aber immer mehr durch die Nullzinsen nivelliert, stellte Assekurata fest.  

Nicht bei jedem Versicherer wiegt der Aufbau der Zinszusatzreserve jedoch gleich schwer. Besonders betroffen sind vor allem die Versicherer, die noch viele hochverzinste Verträge in ihrem Bestand haben.  

Die absolute Höhe der Zinszusatzreserve ist dabei wenig aufschlussreich, wenn es darum geht, die konkrete Belastung der Zinszusatzreserve auf die einzelnen Versicherer zu verdeutlichen. Der procontra LV-Check setzt die ZZR daher unter anderem ins Verhältnis zu den gesamten Deckungsrückstellungen. Im nachfolgenden Ranking erfahren Sie, bei welchen die Zinszusatzreserve am schwersten wiegt.

Bei diesen Lebensversicherern wiegt die ZZR am schwersten

Bei der VRK flossen im vergangenen Jahr 29 Millionen Euro neu in die Zinszusatzversicherung. Die 294 Millionen Euro Gesamt-ZZR stehen für 11,45 Prozent der Deckungsrückstellung. Der Bestand der VRK setzt sich überwiegend aus Kollektiv- (37,7) sowie Kapitalversicherungen (37 Prozent) zusammen.