Kapitalanlage für Lebensversicherer immer herausfordernder

Welche Anbieter ihr Kapitalanlageergebnis am deutlichsten steigern konnten und welche Sondereffekte dabei zu berücksichtigen sind.

09:08 Uhr | 24. August | 2021
Lebensversicherer brauchen hohe Investmentkompetenz und glückliches Händchen bei der Titelauswahl Bild: Adobe Stock/Olivier Le Moal

Lebensversicherer brauchen hohe Investmentkompetenz und glückliches Händchen bei der Titelauswahl Bild: Adobe Stock/Olivier Le Moal

Die Coronapandemie verlängert den Zeitraum niedriger Zinsen und damit Anlagedruck für Lebensversicherer. Sie müssen dabei den Spagat zwischen den Sicherheitswünschen der Kunden und der Chance auf Rendite ebenso hinbekommen, wie die Balance zwischen Solvency-II-Anforderungen und dem notwendigen Strukturwandel in der Kapitalanlage.

Noch immer investieren Lebensversicherer über 80 Prozent ihrer Kapitalanlagen in festverzinsliche Wertpapiere. Beispielsweise in Staatsanleihen, die kaum Erträge abwerfen. Gleichzeitig erfordern solche Zinstitel aber auch keine Eigenmittel und stärken so die Solvency-II-Quoten.

Kapitalanlagen 2020: Erträge gestiegen, Ergebnis gesunken

Unter den genannten Voraussetzungen rücken die Strategien der Anbieter in den Fokus. Über Immobilien, Infrastrukturprojekte, Private Equity und Private Debt will man diversifizieren und neue Ertragsquellen auftun. Eine hohe Investmentkompetenz und ein „glückliches Händchen“ bei der Titelauswahl gelten daher als wichtigste Erfolgsfaktoren beim Umbau der Kapitalanlage.

Im Bilanzjahr 2020 stiegen die Erträge aus Kapitalanlagen, der 65 Lebensversicherer im procontra LV-Check 2021, um 2,1 Prozent auf über 38 Milliarden Euro. Dennoch ging das Kapitalanlageergebnis um rund fünf Prozent zurück. Verantwortlich dafür waren die deutlich gestiegenen Aufwendungen. Diese fielen 2020 mit 4,7 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch aus wie in 2019 (2,3 Mrd. €). Auslöser waren die Marktverwerfungen durch die Coronapandemie.

Die Anbieter zogen die Reißleine, um Verluste zu begrenzen als die Märkte Anfang 2020 nach unten rauschten. In den Bilanzen summierten sich dadurch die Verluste aus dem Abgang von Kapitalanlagen (als Teil der Aufwendungen) auf über 1,4 Milliarden Euro (2019: 0,3 Mrd. €). „Die Verluste resultierten aus Aktienverkäufen, die zur Risikobegrenzung getätigt wurden, da die Aktienmärkte zu Beginn der Covid-19-Pandemie einen deutlichen Abschwung erlebten“, erklärt Allianzsprecher Franz Billinger, warum die beschriebene Bilanzposition bei der Allianz von 4,6 (2019) auf 265 Millionen Euro in 2020 anstieg.

Außerordentliche Erträge beachten

Dennoch steigerten viele Anbieter ihr Ergebnis. Hier sind die Ursachen zu berücksichtigen, um die Entwicklung richtig einordnen zu können. Die bloßen Steigerungszahlen sind nur ein Teil davon. Die Grafiken (Bilderstrecke unten) zeigen die Entwicklung der Kapitalanlageergebnisse der Lebensversicherer. Dazu den jeweiligen Anteil „außerordentlicher Erträge“ an den gesamten Kapitalerträgen. Hierbei handelt es sich überwiegend um aufgelöste Bewertungsreserven, die zur Finanzierung der Zinszusatzreserve gebraucht werden. Dieser Auflösungseffekt pusht  die Ertragsseite und ist daher bei der Betrachtung der Kapitalanlageergebnisse zu berücksichtigen.

Die Credit Life (Verschmelzung mit Rheinland) und die Direkte Leben (Verschmelzung Plus Leben) blieben im Ranking außen vor, da die Verschmelzungseffekte für die Steigerungen der Kapitalanlageergebnisse verantwortlich waren bzw. diese überdurchschnittlich beeinflussten.

Diese 10 Lebensversicherer steigerten 2020 ihr Kapitalanlageergebnis am deutlichsten

Die ÖSA steigerte ihr Ergebnis in der Kapitalanlage im zweiten Jahr in Folge. Der Anteil der außerordentlichen Erträge (vorrangig aus der Realisierung von Bewertungsreserven) stieg dabei nur moderat und lag 2020 mit 27,9 Prozent auf Marktschnitt (28 %).