Lebensversicherer verzeichnen stabile, leicht gesunkene Solvenzquoten
Die Versicherer haben turnusmäßig ihre Solvenzquoten veröffentlicht. Die Solvenzquote gibt an, ob ein Versicherer auch in modellhaften Extremszenarien genügend Eigenmittel hat, um seinen Verpflichtungen gegenüber Versicherten und anderen Leistungsempfängern nachzukommen.
Nach aufsichtsrechtlichen Vorgaben sollte die Quote stets bei mindestens 100 Prozent liegen. Eine Gesellschaft hat dann ausreichend Eigenmittel, um auch unter widrigen Entwicklungen alle Verpflichtungen in den unter Solvency II definierten Rahmenbedingungen zu erfüllen.
Zum Bilanzjahr 2022 hatten die durchschnittlichen Solvenzquoten der Lebensversicherer ihren Höhepunkte erreicht, nachdem der Marktzins zuvor stark angestiegen war. Seit Herbst 2023 ist das Zinsniveau wieder gesunken, was sich auf die Solvenzquoten der Lebensversicherer auswirkt. Nach Angaben der Rating-Agentur Assekurata lag die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen zum Beispiel Ende 2023 bei 2,03 Prozent und ein Jahr zuvor noch bei 2,56 Prozent.
Der Durchschnitt bei der Solvenzquote der Lebensversicherer liegt zum 31.12.2023 bei 573 Prozent, was einem Rückgang um 46 Prozentpunkte gegenüber 2022 entspricht. Da lag die durchschnittliche Quote noch bei 619 Prozent. "Durch das zinsabhängige Geschäftsmodell der Lebensversicherung haben die Marktzinsen einen wesentlichen Einfluss auf die Solvenzquoten", sagt Lars Heemann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata.
Große Unterschiede zwischen den Versicherern
Im Detail bewegen sich die SCR-Quoten in einem Spektrum, das von unter 200 Prozent bis weit über 1000 Prozent reicht. Einen Spitzenwert erzielt die Signal Iduna mit 1317 Prozent, gefolgt von der R+V mit 1267 Prozent und der SV Lebensversicherung mit 1164 Prozent. Insgesamt hat sich bei 43 Unternehmen das Solvenzniveau gegenüber dem Vorjahr abgeschwächt.
Die durchschnittliche Solvenzquote ohne Übergangsmaßnahmen verhält sich laut Assekurata erstaunlich stabil und ist sogar leicht auf 357 Prozent gestiegen. Hier gehen die Werte bei den einzelnen Anbietern mehrheitlich nach oben.
Aus Sicht von Assekurata können die Lebensversicherer ihre Solvenzanforderungen damit weiterhin komfortabel abdecken. "Viele Anbieter profitieren davon, dass sie ihr Geschäftsfeld mittlerweile solvenzschonender als in der Vergangenheit betreiben", so Heermann.
Was eine Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank, die bereits im Sommer erwartet wird, ausrichtet, bleibt abzuwarten.
Auf Nachfrage von procontra beurteilt die Bafin die deutsche Versicherungsbranche als grundsätzlich sehr stabil. "Derzeit spricht alles dafür, dass sie es auch in Zukunft bleiben wird. Auch die Lebensversicherer sind insgesamt robust aufgestellt. Ihre Solvenzquoten sind – wenngleich infolge der Zinsentwicklung im Vergleich zum vergangenen Jahr leicht rückläufig – absolut auskömmlich", heißt es von der Bafin gegenüber procontra.
Allgemein könne man sagen, dass sich die durch den Zinsanstieg die Ertragschancen der Versicherer in der Neu- und Wiederanlage verbessert haben. Auch die Risikotragfähigkeit nach Solvency II sei heute deutlich stärker als vor einigen Jahren.
Versicherungsunternehmen | Aufsichtliche Solvenzquote 2023 | Aufsichtliche Solvenzquote 2022 |
Allianz Leben | 370,61 | 415,94 |
Alte Leipziger Leben | 346,70 | 372,12 |
Athora Leben | 476,27 | 411,72 |
Axa Leben | 345,12 | 298,60 |
Baloise Leben | 439,80 | 462,08 |
Barmenia Leben | 367,12 | 386,42 |
Bayerische Beamten Leben | 320,18 | 567,07 |
Bayern-Versicherung Leben | 742,63 | 681,98 |
BL die Bayerische Leben | 192,83 | 352,29 |
Concordia oeco Leben | 393,04 | 400,87 |
Condor Leben | 997,87 | 1408,81 |
Continentale Leben | 455,66 | 453,51 |
Cosmos Leben | 165,94 | 165,20 |
Credit Life | 356,52 | 414,60 |
Debeka Leben | 824,93 | 1013,16 |
Delta Direkt Leben | 497,98 | 535,43 |
Deutsche Ärzteversicherung | 318,63 | 312,60 |
Durchschnitt/Gesamt | 572,96 | 618,60 |