Das meiste Altersvorsorgegeschäft im vierten Quartal 2020 ging in Fondspolicen, sagen knapp 60 Prozent der Makler. Es folgen bAV (53,7 Prozent), Riester-Vorsorge (50 Prozent), Basisrente (44 Prozent), Indexpolicen und klassische Rentenpolicen (je 30 Prozent). Das ist das Ergebnis der Umfrage „Trends IV/2020“ der BBG Betriebsberatung, an der sich 311 Makler und Mehrfachvermittler beteiligt hatten (Mehrfachnennungen erlaubt).
Die Lebensversicherung an sich bleibt also trotz Niedrigzinsen für die Altersvorsorge unersetzlich. Ihre Attraktivität ist immer in der jeweiligen Zeit zu beurteilen, erinnert Peter Schwark. „Wirkt ein Zins von vier Prozent heute sehr hoch, so erschien derselbe Zins Mitte der neunziger Jahre eher niedrig“, so der stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführer. War der garantierte Beitragserhalt um das Jahr 2000 gemessen am damaligen Zinsniveau von fünf Prozent eine niedrige Minimalabsicherung, so sei das gleiche Garantieniveau in Zeiten negativ verzinster Bundesanleihen mehr als ansehnlich.
Lebensversicherung quicklebendig, aber nicht jeder Anbieter?
Kern der Lebensversicherung ist laut Schwark das abstrakte Prinzip des Risikoausgleichs. Dessen konkrete Ausgestaltung folge immer der jeweiligen Zeit, insbesondere den Gegebenheiten an den Kapitalmärkten. Der Risikoausgleich in der Gemeinschaft der Versicherten und über die Zeit, zwischen den verschiedenen Jahrgängen an Versicherten, wirke unabhängig von einem bestimmten Zinsniveau oder einem bestimmten Marktumfeld.
Es kommt aber in jeder Zeit auf den richtigen Anbieter und das passende Produkt an. Dies bestätigte kürzlich Oliver Bäte, Vorstandschef des Allianz-Konzerns, der im „Handelsblatt“ angesichts der anhaltenden Niedrigzinspolitik vor Pleiten deutscher Lebensversicherer warnt, aber Lebensversicherungen an sich nicht als Auslaufmodell sieht. Die Lebenspolice sterbe nicht aus, sondern sei quicklebendig. Die Nachfrage in Japan und der Schweiz, die auch seit langem Niedrigzinsen haben, beweise das.
Die Gesellschaften mit der besten Firmenqualität
Gegen den Renditeschwund setzt Bäte auf Produkte mit weniger Sicherheit, also niedrigeren Garantien, moderne Kapitalanlagestrategien und Finanzstärke. Was die Unternehmensqualität der Lebensversicherer angeht, stellte das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) kürzlich mit seinem Rating LV-Unternehmensqualität der Branche insgesamt ein gutes Zeugnis aus.
Seite 1: Warum der Risikoausgleich wichtiger als der aktuelle Zins istSeite 2: Auf welche Lebensversicherer Makler bauen können
Traditionell werden jedoch unter 75 Gesellschaften nur exzellent (14) sowie sehr gut (42) bewertete Anbieter veröffentlicht. 19 schlechter beurteilte Gesellschaften blieben ungenannt. Die Top-14 in alphabetischer Reihenfolge sind: Allianz, Axa, Canada Life, Condor, Delta Direkt, Dialog, Ergo Vorsorge, Europa, Hannoversche, LV 1871, LVM, R+V, Swiss Life und Volkswohl Bund. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren waren 53 von 75 Anbietern exzellent oder sehr gut bewertet worden – drei weniger als jetzt. 22 Gesellschaften mit schlechterer Bewertung blieben seinerzeit ungenannt.
Urteile zu Stabilität, Sicherheit, Ertragskraft, Markterfolg
Beurteilt wurde hauptsächlich nach Werten, die sich aus den Zahlenwerken der Gesellschaften respektive deren Einbettung in eine Unternehmensgruppe (Konzernbericht) und aus öffentlich zugänglichen Quellen (Geschäftsbericht, BaFin-Berichte) herauslesen lassen. Untersucht wurde in den Teilbereichen Stabilität/Größe, Sicherheit, Ertragskraft/Gewinn und Markterfolg.
„Das Ratingsystem wurde dabei hinsichtlich seiner Homogenität überprüft und zusätzlich durch Sensitivität- und Abhängigkeitsanalysen anhand geeigneter ‚Monte Carlo‘-Simulationen verifiziert“, erklärt IVFP-Geschäftsführer Michael Hauer. Weitere Informationen zum Ratingverfahren gibt es hier.
Top-9 beim procontra-LV-Check
Ähnliches Herangehen zeichnet den procontra-LV-Check 2020 aus. Darin wurden 65 Anbieter mit je über 50 Bilanzkennzahlen analysiert und nach Sparten aufgeschlüsselt (Kapital-, Risiko-, Renten-, Fonds- und Kollektivgeschäft). Die Marktabdeckung beträgt reichlich 95 Prozent. In die Gesamtwertung gingen Neugeschäft zu 20 Prozent, Erträge/Kosten zu 30 Prozent, Finanzstärke zu 40 Prozent und die Kundenzufriedenheit zu 10 Prozent ein.
Die Top-Anbieter im Gesamtergebnis der procontra-Dokumentation, aufgeschlüsselt nach Schulnoten: Allianz und Ideal (je Note 1+), die Bayerische, Direkte Leben, Hannoversche, HanseMerkur, LV 1871, LVM und myLife (je Note 1) sowie auf dem zehnten Rang 32 Lebensversicherer mit der Note 2++.
Seite 1: Warum der Risikoausgleich wichtiger als der aktuelle Zins istSeite 2: Auf welche Lebensversicherer Makler bauen können