Nur 19 Wohngebäudversicherer machten 2022 Gewinn
Nachdem Unwettertief „Bernd“, das unter anderem für die verheerende Ahrtal-Flut verantwortlich war und in 2021 die Bilanzen der Wohngebäudeversicherer deutlich verhagelte, stellte sich die Lage im vergangenen Jahr deutlich entspannter dar. Das zeigt ein Blick in den aktuellen „Branchenmonitor Wohngebäudeversicherung“, den die V.E.R.S Leipzig GmbH nun veröffentlicht hat.
So sank die durchschnittliche Combined-Ratio der 50 größten Anbieter am Markt (Marktabdeckung: 95 Prozent) von 127,57 Prozent 2021 auf nur noch 104,33 Prozent im vergangenen Jahr. Dass die Combined-Ratio wesentlich niedriger ausfällt als im Vorjahr liegt an den deutlich gesunkenen Schäden aus Elementargefahren. Diese machten lediglich mit 180 Millionen Euro noch zwei Prozent aller Schäden aus, der größte Anteil der Schäden entfiel auf Feuer und Leitungswasser (74 Prozent).
Bei diesen Versicherer hat sich die Schadenkostenquote verbessert
Bei der Provinzial Versicherung, die 2021 besonders mit der Ahrtal-Flut zu kämpfen hatte, sank die Schaden-Kosten-Quote deutlich von 201,25 auf 119,26. Die Bayerische, die mit einer Combined Ratio von 187,59 im vergangenen Jahr den zweitschlechtesten Wert aufwies, konnte die Schaden-Kosten-Quote auf 122,42 Prozent senken. Und auch bei der Barmenia, dem dritt-unprofitabelsten Wohngebäudeversicherer 2021, ging die Quote deutlich nach unten: von 169,65 auf 113,29. Bis auf 12 der 50 untersuchten Versicherer schafften es alle Anbieter, ihre Schaden-Kosten-Quote zu senken.
Die Zahlen zeigen allerdings auch: Trotz gesunkener Combined-Ratio ist das Geschäft mit Wohngebäudeversicherungen für die meisten Versicherer weiterhin verlustträchtig. Auch bedingt durch den Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar schossen die Preise für energieintensive Baustoffe wie beispielsweise Glas in die Höhe – die Versicherer hatten folglich immer höhere Schadenkosten zu tragen.
19 Anbieter mit positiver Combined-Ration
Nur 19 Versicherer wiesen auch deshalb 2022 eine Schadenkostenquote von unter 100 Prozent aus, verdienten also tatsächlich Geld. Darunter befinden sich 14 Unternehmen, die im Jahr zuvor noch Verluste schrieben, wie beispielsweise die Hausbesitzer Versicherung (von 155,15 auf 98,56), die Württembergische (von 156,08 auf 93,91) und die VHV (von 112,46 auf 92,81).
31 Versicherer schrieben rote Zahlen
Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass 31 Versicherer im vergangenen Jahr rote Zahlen schrieben – darunter auch neun Versicherer, die 2021 noch eine Combined Ratio von unter 100 aufwiesen. Unter diesen Versicherern befindet sich mit der Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse auch der Versicherer mit der schlechtesten Combined Ratio 2022: Der öffentliche Versicherer aus Aurich (73.821 Verträge im Bestand) kam auf eine Schaden-Kosten-Quote von 144,76 Prozent. Im Vorjahr lag die Quote noch bei 96,98.
Ähnlich schlecht da steht die Gothaer Allgemeine (Vertragsbestand: 397.080), die eine Schadenkostenquote von 140,27 aufweist. Im Vergleich zum Vorjahr (167,51) konnten die Kölner diese jedoch spürbar senken. Damit ist die Gothaer der einzige Versicherer unter den fünf Anbieter mit den höchsten Quoten, die ihre Combined Ration senken konnten. Bei den anderen Anbietern (Mannheimer, Bayerische Allgemeine, Hamburger Feuerkasse) stieg die Combined Ratio jeweils und lag über 120 Prozent.
Die Quoten der 5 größten Versicherer
Und wie schlugen sich die Marktschwergewichte? Von den fünf Versicherern mit mehr als einer Million Verträgen im Bestand kommen lediglich die Bayerische Landesbrandkasse (75,60) sowie die SV Gebäudeversicherung (81,09) auf eine Combined Ratio von unter 100. Die R+V (102,29) und Allianz (104,58) liegen indes leicht über dieser Schwelle, die Provinzial weist trotz der deutlichen Reduzierung mit einer Quote von 119,26 deutlich den höchsten Wert der Top-5 auf.