Lidl und Deutsche Familienversicherung machen gemeinsame Sache
Versicherungen bekommt König Kunde heute längst nicht mehr nur beim Makler oder beim Versicherer selbst. Mittlerweile lassen sich Versicherungen für glänzende Zähne, gesunde Hunde und die neue Wohnzimmereinrichtung auch immer häufiger im Einzelhandel besorgen.
So verkauft Ikea in der Schweiz sowie in zwei asiatischen Ländern mittlerweile Hausrat- und Haftpflichtversicherungen unter dem Namen „Hemsäker“ über sein Onlineportal und erfährt mit jedem Abschluss mehr über seine Kunden. Noch ist das Angebot zwar auf wenige Länder beschränkt, der Sprung nach Deutschland wurde von den Verantwortlichen allerdings nicht ausgeschlossen.
Lidl-App bewirbt Versicherungen
Auch bei Tchibo bekommt man mittlerweile längst nicht mehr nur Thermounterhosen, Biwak-Ausrüstung, Kuchenformen und angeblich auch Kaffee, sondern seit vergangenem Jahr auch Versicherungen der HanseMerkur.
Nun präsentiert mit der Deutschen Familienversicherung der nächste Versicherer einen Kooperationspartner aus dem Einzelhandel. So will der Frankfurter Versicherer, der sich gerne als eines der führenden Insurtech-Unternehmen in Europa bezeichnet, in Zukunft mit dem Discounter Lidl zusammenarbeiten.
Kunden des Discounters bekommen über dessen Lidl-Plus-App besondere Konditionen für bestimmte Produkte der DFV angeboten. Wer derzeit eine Zahnzusatzversicherung abschließt, bekommt beispielsweise zwei Lidl-Gutscheine im Wert von jeweils 15 Euro angeboten. Ein erstes Pilot-Projekt war bereits im vergangenen Jahr gestartet worden, in dessen Rahmen Tierkrankenversicherungen sowie Zahnzusatzversicherungen über die App beworben wurden. Nun soll diese Kooperation erweitert werden: Jeweils über vier Wochen werden in den kommenden Monaten sechs Produkte der DFV über die Lidl-App beworben. Doch auch danach soll die Kooperation fortgeführt werden, bestätigte ein DFV-Sprecherin auf procontra-Nachfrage.
Kein Versicherungsvermittler, nur Tippgeber
Anders als beispielsweise Tchibo agiert Lidl selbst jedoch nicht als Versicherungsvermittler. Stattdessen verweist die App lediglich auf das Angebot der Deutschen Familienversicherung, der Abschluss findet über die DFV direkt statt. Lidl agiert lediglich als Tippgeber.
Ob sich die Kooperation für den Versicherer lohnt, der zugleich eine weitere Kooperation mit der Hamburger Sparkasse (Haspa) bekannt gab, wird sich zeigen müssen. So ist die Deutsche Familienversicherung nur einer von vielen Partnern des Discounters, der über die App für seine Angebote wirbt. Neben der Familienversicherung ringen unter anderem noch der Online-Brillenhändler brillen.de, die Werkstattkette A.T.U oder die Tankstellenkette Total um die Aufmerksamkeit der Kunden.
Allerdings bietet die App ein enormes Potential. Zwar gibt es keine genaue Zahlen, wie häufig Nutzer die Supermarkt-App bereits auf ihr Smartphone geladen haben, das Online-Portal „Finance FWD“ berichtet aber im Dezember 2019, dass sich bereits 500.000 Menschen die Anwendung heruntergeladen hätten – obwohl zum damaligen Zeitpunkt das Angebot lediglich in Berlin und Brandenburg zur Verfügung stand. Auch 2020 – nach dem deutschlandweiten Start – schien die App Anklang zu finden. So berichtete das Online-Portal chip.de, dass die APP zeitweilig die am häufigsten heruntergeladene App in Deutschland war.
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Das Einbetten ihrer Angebote in bestehende Ökosysteme hat für die Versicherer zahlreiche Vorteile. So machen sie sich durch die Schaffung neuer Vertriebskanäle unabhängiger von der Marktmacht der großen Vergleichsportale, die bereits dem einen oder anderen Versicherer Sorgen bereitet. Zudem entfallen für den Versicherer sämtliche Aquisitionskosten – er profitiert stattdessen vom Kundenbestand seiner Partner.
Zudem, so erklärt der Versicherungsexperte Dr. Robin Kiera, bietet die Ökosystem-Integration den eher als unbeliebt geltenden Versicherern die Möglichkeit, von den womöglich positiv besetzten Marken ihrer Partner zu profitieren und etwas von derem positivem Image auf sich selbst zu übertragen.
Immoscout kooperiert mit Iptiq
Eine weitere Übereinkunft gaben diese Woche auch das Immobilienportal Immoscout24 und die Swiss-Re-Tochter Iptiq – die auch hinter der Ikea-Versicherung steckt – bekannt. So bietet Iptiq den Immoscout-Kunden in Zukunft eine digitale Mietausfallversicherung an, mit der sich Vermieter und Vermieterinnen gegen Mietausfälle aus neu abgeschlossenen Mietverhältnissen bis zu einer Höhe von 10.000 Euro absichern können.
"Dank der nahtlosen Integration unseres Produkts ins digitale Ökosystem von ImmoScout24 können sich Kunden direkt online im Vermietungsprozess gegen das Risiko eines Mietausfalls absichern”, begrüßte Iptiq-CEO Andreas Schertzinger die Kooperation. Auch diese verspricht viel Potenzial: So verfügt Immoscout laut eigenen Angaben über knapp 14 Millionen Nutzer. Gut möglich, dass diese in Zukunft sich über das Portal nicht mehr nur gegen Mietausfälle, sondern auch gegen andere Immobilien-bezogene Risiken absichern.
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