Energisches Plädoyer gegen Auszahlungspläne
Die Debatte über die Zukunft der Rente wird nach Ansicht von Carsten Linnemann zu eng geführt. „Wir reden seit Jahren nur über die erste Säule“, stellte der CDU-Generalsekretär an diesem Donnerstag beim Versicherungstags des GDV-Verbands fest. Ziel müsste es hingegen sein, an drei, womöglich sogar vier oder fünf Säulen zu denken. Kurzum: die Altersvorsorge breiter aufzustellen.
Die CDU hatte sich unter Linnemann ein neues Grundsatzprogramm verpasst, dass in diesem Jahr vorgestellt wurde. Hier heißt es: „Wir wollen die gesetzliche Rente durch eine verpflichtende kapitalgedeckte Altersvorsorge ergänzen.“ Jeder in Deutschland solle zusätzlich zur umlagefinanzierten gesetzlichen Rente auch über eine kalitalgedeckte Rente verfügen, betonte Lindemann an diesem Donnerstag in Berlin erneut. Dabei spiele es keine Rolle, ob dies in der zweiten oder dritten Säule erfolge.
Linnemann merkte an, dass die Riester-Rente in ihrer bestehenden Form nicht dazu beigetragen hätte, das Vertrauen in die Kapitaldeckung zu stärken. Eine Reform sei entsprechend notwendig. Zudem sprach sich Linnemann gegen zu restriktive Beitragsgarantien und für mehr Portabilität in der betrieblichen Altersversorgung. Hier sei das amerikanische Modell, wo Arbeitnehmer ihren sogenannten 401k-Plan bei einem Arbeitsplatzwechsel sehr einfach zu ihrem neuen Arbeitgeber mitnehmen können. „Das ist unserem deutschen System meilenweit voraus“, so Linnemann.
Rollinger legt nach
Um die geplante Reform der privaten Altersvorsorge, die künftig nicht nur mittels Versicherungen, sondern auch über ETF und Fonds möglich sein soll, ging es auch in der Rede von Norbert Rollinger, der am Vorabend einstimmig zum GDV-Präsidenten wiedergewählt worden war. Rollinger griff dabei die jüngste Debatte zwischen dem Versichererverband und dem Fondsverband BVI auf.
Hintergrund ist eine Studie des BVI, die besagt, dass eine Fondsrente in den allermeisten Fällen bis zum Ende des Lebens reiche, es einer Verrentung somit nicht zwingend bedarf. Die Versicherer hatten diese Studie stark kritisiert und sie als „Mogelpackung“ bezeichnet. Hier legte Rollinger nun nach: „Eine Altersvorsorge, die mit einem bestimmten Alter aufgebraucht ist, ist eher ein Konsumförderprogramm für ältere Menschen, als eine Absicherung des Alters und der damit verbundenen Risiken.“
Für ihn sei es unvorstellbar, so Rollinger, dass ein Mensch sich mit dem 85. Lebensjahr abermals finanziell einschränken müsse. Die Bundesregierung will neben der Verrentung zukünftig auch Auszahlungspläne zulassen – sofern diese bis zum 85. Lebensjahr reichen.
Altersvorsorge für den Kleinsparer
Die entsprechenden Pläne, auf einen Verrentungszwang bei der Altersvorsorge zu verzichten, bezeichnete Rollinger als nur für Besserverdienende geneignet. Dies könne aber nicht der Anspruch der staatlich geförderten Altersvorsorge sein, die sich vielmehr an den Kleinsparer zu richten habe, die es sich nicht leisten könnten, dass ihr Geld womöglich mit 85 Jahren bereits aufgebraucht ist. Diese Klientel fahre besser mit einer lebenslangen Rente – dem Alleinstellungsmerkmal der Versicherer.
Zumal die meisten Menschen älter werden als 85. „Jeder zweite Mann ist wird älter als 85 und zwei Drittel der Frauen“, so Rollinger. „Sollen die sich demnächst alle Sorgen machen, dass ihr Auszahlplan bald endet?“
Die Bundesregierung verspricht sich durch einen Wegfall des Verrentungszwangs deutlich mehr Wettbewerb zwischen den Anbietern – und dadurch auch geringere Kosten für die Kunden. Eine Veröffentlichung der genauen Altersvorsorge-Pläne der Bundesregierung wird für die kommenden Wochen erwartet.