Kommentar

Wo bleibt die Differenzierung der Vertriebswege?

Überall wird die Verschiedenheit einzelner Individuen betont. Auf die diversen Vertriebswege in der Finanzberatung pfeifen dagegen Studienautoren, Politik und Verbraucherschutz. Ein Kommentar von Matthias Hundt, procontra-Chefredakteur.

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12:07 Uhr | 08. Juli | 2024
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procontra-Chefredakteur Matthias Hundt_Foto: procontra

Alljährlich wird die Imagesau durchs Dorf gejagt, wenn Bundesbürger repräsentativ nach dem Ansehen einzelner Berufsgruppen befragt werden. Alljährlich bekommt das allgemeine Berufsbild des Finanzberaters dabei ordentlich eins auf den Deckel. Kürzlich versuchte wieder der dbb Beamtenbund Licht ins Dunkle zu bringen und attestierte dem „Versicherungsvertreter“, mit einem Ansehen von nur 6 Prozent, das bekannte Zeugnis. Dabei darf man mal grundsätzlich fragen, warum bei einer „Bürgerbefragung zum öffentlichen Dienst“ überhaupt nach einer Einschätzung zu Versicherungsvertretern gefragt wird. Sei es drum.

Gravierender ist aber, dass die Ergebnisse seit Jahren zeigen, dass es in der Öffentlichkeit überhaupt kein Gefühl für die unterschiedlichen Vertriebswege gibt. Wie auch? Weder Politik noch Verbraucherschutz sind bemüht bzw. fähig, die Feinheiten und Unterschiede zwischen gebundenen Vertretern, freien Maklern, angestellten Bankberatern oder Handelsvertretern in Strukturvertrieben in die Bevölkerung zu tragen. Dabei sind sie auf sie angewiesen. Denn ohne das Pushen von zusätzlicher Vorsorge für Alterseinkommen, Gesundheit oder Pflege steht der Gesetzgeber ziemlich blank da mit seinen schwindenden Leistungen in allen Bereichen.

Der sozialpolitische Auftrag und die gesellschaftliche Verantwortung von allen Finanzberatern, unabhängig des Vertriebsweges, sind daher gar nicht hoch genug anzuerkennen. Stattdessen wird um die Berechtigung von Provisionen, also der Vergütungsform, die der gesamten Bevölkerung einen Zugang zur Finanzberatung ermöglicht, debattiert – mit sehr viel Ideologie und wenig Fachwissen.

Dabei würde es doch in die gendergerechte Zeit passen, wenn auch beim Berufsbild des Finanzberaters die vorhandene Diversität nach Vertriebswegen anerkannt und in der Kommunikation berücksichtigt würde.

Vielleicht machen ja die Studienautoren besagter Imageumfragen einen ersten Schritt dahin. Mit einer differenzierteren Auswahl würden sie zumindest für die unterschiedlichen Möglichkeiten der Beratung sensibilisieren und zur Finanzbildung in Deutschland beitragen.