Wenn die rosarote Brille zerbricht: Ist Love Scamming versichert?
Im Vorfeld des Valentinstags und im Rahmen einer globalen Aufklärungskampagne zum Schutz vor Online-Betrug warnt Facebook beziehungsweise der Mutterkonzern Meta eindringlich vor Beziehungsschwindel im Internet – auch Love Scamming genannt.
Was sind Beziehungsschwindel?
Beim Beziehungsschwindel sprechen die Betrüger Menschen beispielsweise über E-Mails, Dating-Apps, Social Media oder Foren an – unter dem Vorwand einer romantischen Absicht. Laut Meta geben sich die Betrüger typischerweise als attraktive, alleinstehende und erfolgreiche Personen aus, oft mit militärischem oder geschäftlichem Hintergrund. Sie senden Nachrichten an viele Personen gleichzeitig, um Kontakt herzustellen. Wenn eine Zielperson antwortet, versuchen die Betrüger, Vertrauen aufzubauen, und bitten schließlich um Geld oder schlagen eine betrügerische Investitionsmöglichkeit vor.
Scham der Opfer hilft den Tätern
„Love Scammer sind Meister der Psychologie. Sie setzen Betroffene unter Druck, drängen zu schnellen Entscheidungen und erzeugen Schuldgefühle, wenn ihre Forderungen infrage gestellt werden“, erklärt Ildiko Bruhns, IT-Sicherheitsexpertin bei ESET gegenüber dem Portal „Euro Security“. „Viele Opfer schämen sich, wenn sie den Betrug erkennen – doch das Schweigen hilft nur den Tätern.“
Tipps zur Betrugsprävention zum Valentinstag
Zusätzlich zur fortlaufenden Erkennung und Durchsetzung von Maßnahmen gegen Betrug arbeitet Facebook mit dem Open-Source-Forschungsunternehmen Graphika zusammen, um die wiederkehrenden Muster in den Betrugsmaschen zu erkennen. Wenn die Betrüger auf Facebook oder Instagram aktiv waren, werden beispielsweise ihre Websites blockiert und ihre Konten gelöscht.
Das sind laut Meta die drei häufige Betrugsarten, auf die man achten sollte, laut der Forschung von Graphika:
Militär-Imitation: Betrüger geben sich als US-Militärangehörige aus, um Menschen auf verschiedenen Plattformen wie Facebook, Instagram, Threads, TikTok, Pinterest, YouTube und Quora zu täuschen. Sie geben vor, sich „einsam“ zu fühlen und „nach Liebe zu suchen“. Wenn jemand antwortet, versuchten sie, auf WhatsApp oder Telegram weiter zu kommunizieren und fordern oft eine Überweisung für Ferntelefonate oder Geschenke.
Promi-Imitation: Betrüger posieren auf Social Media Plattformen als Prominente. Sie veröffentlichen Bilder oder Videos von Prominenten und behaupteten, sie suchen nach Liebe. Wenn jemand reagiert, versuchen die Betrüger, sie über Messaging-Apps zu kontaktieren und bitten um Geld, um Geschenke zu kaufen oder finanzielle Schwierigkeiten zu überwinden.
Falsche Partnervermittlungsagenturen: Betrüger, meist aus afrikanischen Ländern, geben sich als Partnervermittlungsagenturen aus, um Menschen in Afrika über Facebook, Instagram, WhatsApp und Telegram zu täuschen. Sie versprachen, Kontakte zu wohlhabenden Männern aus westlichen Ländern oder „afrikanischen Frauen“ zu vermitteln. Wenn jemand reagiert, werden sie in Telegram-Gruppen oder WhatsApp-Kanäle weitergeleitet, wo sie gegen eine Gebühr Kontaktinformationen von „Junggesellen“ erhallten. So hat Meta bereits über 408.000 Konten aus fünf afrikanischen Ländern gelöscht, weil sie die Plattform für ihre Betrugsmasche nutzen wollten. Die Fake-Profile kommen häufig aus den Ländern wie Nigeria, der Elfenbeinküste, Ghana, Benin und Kamerun.
Love Scamming ein Fall für die Versicherung?
Doch was passiert mit dem finanziellen Schaden, der zum Teil beträchtlich sein kann. Denn die Ganoven lassen oftmals nicht locker und fordern immer mehr Geld. Klassische Versicherungen, beispielsweise die Privathaftpflicht, ersetzen keine Schäden durch Love Scamming. Zwar wächst seit ein paar Jahren der Markt an privaten Cyber-Versicherungen beziehungsweise Cyber-Schutzbriefen, die Leistungen von Notfallservices bis hin zu echten Schadenzahlungen für verschiedene Konstellationen des Internetbetrugs bieten. Auch bei manchen Hausratversicherungen können hierzu entsprechende Zusatzbausteine abgeschlossen werden.
Eine Police, die ihrem verliebten Kunden beispielsweise 10.000 Euro ersetzt, weil er dieses Geld seiner Flirt-Bekanntschaft für eine vermeintliche Not-OP geschenkt hat, gibt es unseren Recherchen zufolge allerdings nicht.
Den Opfern rät die Verbraucherzentrale:
Brechen Sie sofort jeglichen Kontakt ab, ob per Mail oder Telefon. Antworten Sie nicht auf Mails oder Anrufe. Legen Sie sich am besten eine neue Mail-Adresse und Telefonnummer zu. Sichern Sie alle E-Mails und Chat-Verläufe als Beweis auf einer externen Festplatte oder USB-Stick.
Heben Sie Überweisungsbelege auf.
Warnen Sie auch Ihre Freunde in sozialen Netzwerken und die Kontakte in Ihrem Mail-Adressbuch. Häufig schicken die Betrüger:innen mit ihren Mails auch einen Computervirus mit, der die Daten im Mail-Adressbuch scannt oder in Ihren Computer eindringt.
Erstatten Sie umgehend eine Strafanzeige bei der Polizei. Dies geht in vielen Bundesländern auch in wenigen Minuten online. Zwar ist die Strafverfolgung solcher Täter schwierig, weil sie im Ausland sitzen. Dennoch sollte der Vorfall gemeldet werden. Das ist deshalb wichtig, weil Banken unter Umständen gegen die Opfer vorgehen, falls diese unwissentlich gefälschte Schecks eingereicht haben. Oder weil man den Geschädigten vorwerfen könnte, Geldwäsche betrieben zu haben, wenn Sie Gelder über Ihr eigenes Konto gelenkt haben. Durch eine Anzeige können kann die eigene Betroffenheit zum Ausdruck gebracht werden und damit einem Verfahren den Wind aus den Segeln nehmen.