Assekurata-Analyse: Wohngebäudeversicherung bleibt Verlustbringer
Eigentlich waren Marktbeobachter davon ausgegangen, dass die Wohngebäudeversicherung bereits 2023 in die Gewinnzone zurückkehren würde. Diese Prognose habe sich jedoch nicht bestätigt, schreibt Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will in einem aktuellen Blogbeitrag auf der Webseite des Analysehauses. „Dies trifft sowohl brutto als auch netto zu. Die Prämienzuwächse der letzten Jahre reichen dafür offensichtlich noch nicht aus.“
Wills Einschätzung basiert auf einer Analyse der Combined Ratio brutto und der Nettoergebnisquote von 52 Schaden- und Unfallversicherern, die zusammen einen Marktanteil von gut 95 Prozent abdecken. Der Marktmittelwert der Nettoergebnisquote für 2023 liegt demnach bei minus 6,58 Prozent, während die Combined Ratio, also die Schaden-Kosten-Quote, 100,9 Prozent beträgt.
Klimaschäden als Kostentreiber
Die Wohngebäudeversicherung steht schon seit längerem unter Druck, besonders wegen der hohen Schadenbelastungen durch Leitungswasserschäden. Zunehmend wirken sich auch Klimaschäden auf die Kosten für den Schutz gegen Naturgefahren aus. Für Mehrkosten dürften auch die geplanten Asbestprüfungen führen (wir berichteten).
Besonders Jahre mit vielen extremen Wetterereignissen, wie 2021 und 2013, führten laut Assekurata bereits zu überdurchschnittlichen Prämienerhöhungen. Auch 2024 werde der durchschnittliche Beitrag, bedingt durch die Inflation und steigende Baukosten, voraussichtlich wieder deutlich steigen und bei rund 650 Euro liegen.
Interessante Zielgruppe
Trotz dieser Herausforderungen gibt es nach Ansicht von Reiner Will mehrere Argumente, warum der Wohngebäudeversicherungsschutz weiterhin angeboten wird. „Die Zielgruppe für diesen Schutz zeichnet sich durch ein hohes Risikobewusstsein, finanzielle Stabilität und eine starke Nachfrage nach umfassendem Schutz und zusätzlichem Service aus“, so Will. „Es sind insbesondere Kunden im Alter von 35 bis 65 Jahren mit mittlerem oder höherem Einkommen, die für Versicherer attraktiv sind, da sie bereit sind, höhere Prämien zu zahlen und zusätzliche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.“
So führe der Abschluss einer Wohngebäudeversicherung zum Beispiel häufig auch zu einem Vertrag für eine Hausratversicherung, die vielfach rentabler sei. Und für den Vertrieb seien sowohl die Hausrat- als auch die Wohngebäudeversicherungen attraktiv, weil sie Bestandsprovisionen und einen Teil der Gesamtvertriebsvergütung böten.
„Insgesamt ist das Wohngebäudeversicherungsgeschäft für Versicherer in Deutschland ein zweischneidiges Schwert“, resümiert der Assekurata-Geschäftsführer. Während die steigenden Beitragseinnahmen und regelmäßigen Prämienanpassungen für Einnahmen sorgten, führten die zunehmenden Schadenfälle und die steigenden Kosten zu wachsenden Herausforderungen, die mit Fortschreiten des Klimawandels noch verstärkt würden. „Versicherer müssen daher kontinuierlich ihre Prämien und Leistungen anpassen, um profitabel zu bleiben oder zu werden. Dies bringt einen erheblichen Wettbewerbsdruck mit sich.“