Höhere Preise für Auto-Ersatzteile gelten als einer der maßgeblichen Treiber für höhere Versicherungsprämien. Und die Preise steigen weiter – obwohl sich die Inflation zuletzt rückläufig entwickelte. „Während die Inflationsrate in Deutschland zuletzt rückläufig war, erhöhen die Autohersteller weiterhin die Preise“, berichtet Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV und bezieht sich dabei auf eine aktuelle Auswertung seines Verbands. Für diese wurde die Preisentwicklung der 20 am häufigsten benötigten Ersatzteile von insgesamt 34 Fahrzeugmarken untersucht. „Zwischen August 2023 und August 2024 sind die Preise im Schnitt um 6,2 Prozent gestiegen. Bei Kühlergrills waren es sogar über 10 Prozent“. So Asmussen.
Bereits seit längerer Zeit monieren die Versicherer, dass die Preise für Pkw-Ersatzteile vollkommen losgelöst von der allgemeinen Preisentwicklung steigen. „Während der Verbraucherpreisindex seit 2014 um rund 28 Preis zugenommen hat, erhöhten Autohersteller ihre Ersatzteilpreise durchschnittlich um fast 75 Prozent“, bemerkt Asmussen. Bei einzelnen Ersatzteilen fallen die Preissteigerungen noch deutlicher aus: So haben sich die Kosten für Kofferraumklappen und hintere Seitenwände in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Die Preise für Rückleuchten sind indes um 86 Prozent gestiegen.
Folgen für Versicherer und Kunden
Die gestiegenen Ersatzteilpreise bekommen die Versicherer zu spüren. „Im vergangenen Jahr betrug der durchschnittliche Sachschaden in der Kfz-Haftpflichtversicherung eines Pkw rund 4.000 Euro – 2013 waren es noch 2.500 Euro“, so Asmussen. Viele Kfz-Versicherer sind zuletzt in die tiefroten Zahlen gerutscht: So betrugen die Verluste der deutschen Kfz-Versicherer im vergangenen Jahr drei Milliarden Euro. Für dieses Jahr rechnen die Versicherer mit weiteren zwei Milliarden Euro Verlust. Die Anbieter reagierten darauf bislang mit Bestandssanierungen und teils deutlichen Prämienerhöhungen. Auch Asmussen machte noch einmal klar, dass sich die Ersatzteilpreise letztlich in den Versicherungsprämien bemerkbar machen werden.
Begünstigt wird der Preisanstieg bei Ersatzteilen nach Ansicht der Versicherer durch den sogenannten Designschutz. Dieser sieht vor, dass die Autohersteller das Design ihrer Fahrzeuge, aber auch einzelner Teile, schützen lassen können. Damit soll sichergestellt werden, dass andere Hersteller kein Auto auf den Markt bringen können, das dem Konkurrenz-Modell sehr ähnelt.
Für die Versicherer wird der Design-Schutz jedoch zum Problem. Schließlich sorgt er dafür, dass die Autohersteller ein Quasi-Monopol auf alle sichtbaren Karosserie-Ersatzteile wie Kotflügel, Motorhauben, Außenspiegel oder Türen haben. „Autofahrer und Werkstätten sind gezwungen, viele dieser Ersatzteile direkt vom Autohersteller zu kaufen – ein freier Wettbewerb existiert hier praktisch nicht“, kritisiert Asmussen. Zwar wurde der Designschutz vor einigen Jahren reformiert – allerdings bleiben die bestehenden Rechte der Autohersteller bis 2045 erhalten.
Preisanstieg von Auto-Ersatzteilen von 2014 zu 2024
Ersatzteil | Preis im Januar 2014 in Euro | Preis im August 2024 in Euro | Entwicklung in % |
Seitenwand hinten | 495 | 1.000 | +102 |
Kofferraumklappe | 494 | 982 | +99 |
Rückleuchten | 163 | 303 | +86 |
Tür hinten | 501 | 913 | +82 |
Tür vorn | 494 | 884 | +79 |
Stoßfänger vorn | 351 | 604 | +72 |
Kotflügel vorn | 196 | 337 | +71 |
Stoßfänger hinten | 343 | 581 | +70 |
Scheinwerfer | 678 | 1.132 | +67 |
Motorhaube | 431 | 716 | +66 |
Kühler | 270 | 421 | +56 |
Windschutzscheibe | 392 | 571 | +46 |