Initiative fordert mehr Elementarschutz durch private Investoren
Im Prinzip sind sich alle Lager einig, dass mehr Gebäude in Deutschland gegen die finanziellen Folgen von Elementarschäden versichert werden sollen. Doch über das „Wie“ gehen die Meinungen weit auseinander. Sowohl von einer rein staatlichen Pflichtversicherung als auch von einer rein privatwirtschaftlichen Lösung rät der Analyst Dr. Carsten Zielke von Zielke Research Consult ab. Vielmehr fordert er eine Public-Private-Partnership (PPP), also ein Mixmodell aus Privatwirtschaft und Staat. Zusammen mit dem Erstversicherer DEVK und dem Rückversicherer E+S Rück hat er deshalb ein Konzept erstellt, wie so eine PPP aussehen könnte, und hat dieses am Dienstag vor Journalisten vorgestellt.
Im Kern geht es um eine Dreiteilung des Risikos auf die Akteure Erstversicherer, Kapitalmarkt und Staat. „Die Kunden würden ihre Versicherung weiterhin beim Erstversicherer abschließen. Das Risiko würde aber nicht allein bei diesem beziehungsweise klassisch bei den Rückversicherern liegen, sondern größtenteils vom Kapitalmarkt getragen“, erklärte Zielke.
Investoren als Risikoträger
Konkret würden die Erst- und Rückversicherer Katastrophenanleihen, sogenannte Cat Bonds (Catastrophe Bonds), für die zu schützenden Risiken ausgeben. Internationale Investoren könnten dann durch den Kauf dieser Anleihen größtenteils das Kapital bereitstellen, das zum Beispiel im Falle einer Flutkatastrophe wie 2021 für die Versicherungsschäden benötigt wird. Dafür würden sie laufend eine Verzinsung erhalten, tragen aber auch ein Totalverlustrisiko. Im sehr unwahrscheinlichen Fall von Kumulschäden beziehungsweise gleichzeitig an sehr verschiedenen Versicherungsorten eintretenden Großschäden – Zielke sprach dabei von Schadenereignissen, die nur alle 150 bis 250 Jahre eintreten – sollte nach diesem Modell dann der Staat einspringen. Er würde also nur ab einem bereits sehr hohen Betrag in die Haftung einsteigen, vergleichbar mit der Staatsgarantie bei der Terrorversicherung. Für die Übernahme dieses „Tail-Risikos“ würde er zudem einen Anteil an den Prämieneinnahmen erhalten.
„Dadurch müsste der Staat bei Naturkatastrophen nicht immer als Feuerlöscher agieren und die Steuerschatulle öffnen. Da der Staat den Unversicherten regelmäßig zur Hilfe eilt, fragen sich natürlich auch viele, warum sie sich überhaupt selbst versichern sollen“, meinte Zielke. Zudem würden die Menschen das Modell nicht als ungerecht empfinden, anders als bei einer Pflichtversicherung mit einheitlichen Prämien, bei der die Immobilieneigentümer aus sicheren Gebieten die aus unsicheren subventionieren müssten. Zudem glaubt der Analyst, dass deutsche Cat Bonds auf großes Anlegerinteresse stoßen würden.
Zwar deutet derzeit einiges auf die Einführung einer Elementar-Pflichtversicherung hin – schließlich hatte der Bundesrat erst kürzlich seine Forderung nach einer solchen erneut bekräftigt. Zielke sagte aber auch, dass man das nun vorgestellte PPP-Modell erst vor knapp zwei Jahren der Bundesregierung vorgestellt hatte. Es ließe sich zwar problemlos in den Rahmen einer Pflichtversicherung integrieren, so der Analyst. Damals sei die Regierung aber der Meinung gewesen, dass man so etwas nicht brauche.