GDV-Studie

Reparaturen von E-Autos ein Drittel teurer als bei Verbrenner-Kfz

Der Umstieg aufs E-Auto rückt im Zuge der Mobilitätswende in den Fokus. Doch wie ist es um Schadenhäufigkeit und Schadenhöhe bei den elektrobetriebenen Kfz bestellt und welche Konsequenzen hat das für Hersteller und Werkstätten? Das zeigt eine Studie des GDV.

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15:10 Uhr | 26. Oktober | 2023
Elektroauto

Immer mehr Autofahrer steigen auf elektrobetriebene Fahrzeuge um. Doch wie ist es um Schadenhäufigkeit und Schadenhöhe im Vergleich zu Verbrennern bestellt?

| Quelle: Ralf Hahn

Mit einer aktuellen Publikation bringt sich der GDV in die Debatte um die Kosten der Mobilitätswende ein. Über einen Zeitraum von drei Jahren verglich der Branchenverband 37 Modellpaare aus Elektroautos und Verbrennern hinsichtlich Schadenhäufigkeit und Schadenhöhe in der Kfz-Haftpflicht und der Vollkaskoversicherung. Das Ergebnis: Elektroautos sind in der Reparatur teurer als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor – und das im Schnitt um 30 bis 35 Prozent.

Dabei unterstreicht der Verband: Der Abschied vom Verbrennungsmotor sei der einzig richtige Weg, durch das Studienergebnis bestehe allerdings Handlungsbedarf bei Herstellern und Werkstätten.

Weniger, aber teurere Schäden

Für den Bereich der Kfz-Haftpflicht hatten die Analysten am Ende eine positive Bilanz zu verkünden: In puncto Schadenhäufigkeit schneiden die E-Automodelle besser ab als die kraftstoffbetriebenen Vergleichsfahrzeuge – im Schnitt waren hier fünf bis zehn Prozent weniger Schäden zu verzeichnen. „Das hat vermutlich auch mit der Reichweite von E-Autos zu tun“, erklärte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Denn dies führe häufig zu einer eher langsamen, vorausschauenden Fahrweise. Auch würden E-Autos häufig in der eigenen Garage aufgeladen, Schäden durch Hagel, Diebstahl oder Aufbruch kämen deshalb seltener vor.  

Laut Asmussen sei der Vorteil der Elektroautos in der Vollkaskoversicherung allerdings noch deutlicher. „Hier entstehen bei den Stromern im Schnitt sogar rund 20 Prozent weniger Schäden“, verdeutlichte er. Beide Faktoren – teurere, aber weniger Schäden bei Elektroautos – würden bei der Berechnung der individuellen Typklassen des jeweiligen Modells berücksichtigt. 

Doch weshalb schlagen die Reparaturkosten so stark zu Buche? Dies erläuterte Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik. Folgende Gründe seien ausschlaggebend: 

  • Die Kosten durch beschädigte Antriebsbatterien seien hoch, Tauschkriterien, Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten verbesserungswürdig.  

  • Auch mangelnde Erfahrung und Qualifikation beim Umgang mit beschädigten Elektroautos wirke sich preistreibend aus. So würden die Fahrzeuge häufig zu lange in Quarantäne gelagert oder Akkus ausgetauscht, auch wenn der Wechsel vermeidbar gewesen wäre. Mitunter führe das Ins-Wasser-Tauchen der Autos zur Brandverhinderung zu Totalschäden.

  • Lange Standzeiten wegen langer Lieferzeiten von Ersatzteilen und hohe Stundenverrechnungssätze in Werkstätten würden ebenfalls die Schadenhöhe nach oben treiben. 

Als Konsequenz dieser Punke sei vor allem eine bessere Weiterbildung von Fachkräften nötig. „Wir haben mehr als 125 Jahre Erfahrung mit Verbrennern, aber nur rund zehn Jahre mit modernen Elektrofahrzeugen. Mit Blick auf Werkstätten, Abschleppunternehmen, Feuerwehren und Gutachtern fehlen deshalb noch Erfahrung und bewährte Verfahren im Umgang mit schwer beschädigten Elektroautos“, so Lauterwasser. Heinz Gressel, Vorsitzender des GDV-Ausschusses Kraftfahrt, wies zudem darauf hin: „Wir haben es hier mit einem Trend zu tun, der sich hemmend auf die Mobilitätsentwicklung auswirken kann. Deshalb sollten wir schon heute damit beginnen, den Trend zu stoppen.“ 

Wenn die Kosten für Elektromobilität aus dem Ruder laufen, sinkt auch deren Akzeptanz. Das dürfen wir nicht riskieren
Heinz Gressel, Vorsitzender GDV-Ausschuss Kraftfahrt

Die konkreten Forderungen des GDV an die Autohersteller: Batterien sollten schon beim Design der Fahrzeuge so gut wie möglich vor Unfallschäden geschützt werden. Werkstätten und Gutachtern sollten aussagekräftige Diagnosedaten zum Zustand der Batterie nach einem Unfall zur Verfügung gestellt werden. Zudem müssten Kriterien für den Umgang mit verunfallten Elektroautos entwickelt werden. „Wenn die Kosten für Elektromobilität aus dem Ruder laufen, sinkt auch deren Akzeptanz. Das dürfen wir nicht riskieren“, so Gressel. 

Welchen Effekt haben nun die höheren Schadenkosten und die geringere Schadenhäufigkeit für die Prämienkalkulation? „Was die schadentreibenden und schadenmindernden Faktoren für die Kalkulation bedeuten, muss jeder Versicherer für sich selbst entscheiden“, sagte Gressel. Es sei eine Kombination.