BaFin-Statistik

Die Wohngebäudeversicherer mit der höchsten Beschwerde-Quote

Im vergangenen Jahr musste die BaFin deutlich mehr Beschwerden zur Wohngebäudeversicherung bearbeiten als noch im Vorjahr. Bei einigen Versicherern war die Beschwerdequote besonders hoch.

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14:05 Uhr | 09. Mai | 2023
Wohngebäudeversicherung

Die Zahl der von der BaFin bearbeiteten Beschwerden zur Wohngebäudeversicherung erhöhte sich 2022 deutlich.

| Quelle: Animaflora

Das Geschäft mit der Wohngebäudeversicherung war für viele Anbieter 2021 – nicht zuletzt aufgrund der verheerenden Sommerflut im Westen des Landes – laut aktuellem Branchenmonitor Wohngebäudeversicherung ein äußerst verlustreiches. Die Schadenkostenquote der 50 größten Versicherer lag zusammengerechnet für dieses Jahr bei 127,57 Prozent, bei der Provinzial wurde sogar die 200-Prozent-Marke geknackt.

Schauen die Versicherer seitdem besonders genau hin bei der Leistungsregulierung? Darüber gibt die am Dienstag veröffentlichte Beschwerdestatistik der Finanzaufsicht BaFin keinerlei Auskunft. Fest steht nur: Versicherungskunden haben sich 2022 wesentlich häufiger über ihren Wohngebäudeversicherer bei der BaFin beschwert als noch 2021. 402 Beschwerden bearbeitete die BaFin abschließend im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: 2021 waren es noch 338 gewesen.

Die Gründe für die Beschwerden werden seitens der BaFin statistisch nicht erfasst. Ob durch die hohe Inflation verursachte Prämienerhöhungen, die Einführung von Selbstbehalten oder Ärger bei der Schadenregulierung beziehungsweise Unzufriedenheit mit dem Kundenservice – über die Gründe für den verstärkten Kundenfrust lässt sich nur mutmaßen. Auch die These, dass sich die Versicherer infolge hoher Verluste im Vorjahr besonders pingelig zeigten, lässt sich durch die vorliegenden Daten nicht erhärten. So bearbeitete die BaFin über die Provinzial, den Versicherer mit der höchsten Combined-Ratio 2021, zwar insgesamt 15 Beschwerden zur Wohngebäudeversicherung. Angesichts eines Bestands von knapp 1,12 Millionen Verträgen kommt bei dem Versicherer eine Beschwerde auf 74.661 Verträge – bei anderen Versicherern war die Quote wesentlich schlechter.

Alle Wohngebäudeversicherer zusammengerechnet, kam hier eine Beschwerde auf 45.715 Verträge. Diese Quote dürfte sich noch etwas zu Gunsten der Versicherer verbessern, da die BaFin nicht für alle Anbieter eine Vertragszahl ausweist.

Die Branchenschwergewichte mit mehr als einer Million Verträgen wiesen allesamt bessere Quoten aus. So kam bei der Allianz eine Beschwerde (insgesamt 33 gingen ein) auf 74.841 Verträge, bei der SV Sparkassen Versicherung kam eine Beschwerde (insgesamt 18 gingen ein) auf 79.991 Verträge und bei der zur Versicherungskammer gehörenden Bayerischen Landesbrandversicherung kam eine Beschwerde (insgesamt 8 gingen ein) auf nur 226.533 Verträge.

Bei anderen Anbietern fielen die Beschwerdequoten hingegen wesentlich schlechter aus.

Die Gebäudeversicherer mit der höchsten Beschwerdequote

 

Ganz oben landete, wie bereits im vergangenen Jahr, der Schleswiger Versicherungsverein – diesmal mit noch verheerenderer Bilanz. Hatte die BaFin für die Norddeutschen 2021 noch 26 Beschwerden verzeichnet, waren es im vergangenen Jahr bereits 66 – bei deutlich schrumpfendem Vertragsbestand. Die BaFin beziffert den Vertragsbestand nicht. Schaut man beim Versicherer selbst in den Geschäftsbericht für das Jahr 2021 wird hier für das Ende des Jahres ein Wohngebäudeversicherungen-Bestand von 16.286 Verträgen (Vorjahr: 19.914) ausgewiesen. Somit kommt beim Schleswiger Versicherungsverein eine Beschwerde auf 247 Verträge – das ist rund dreimal höher als im Vorjahr (eine Beschwerde auf 766 Policen).

Glaubt man Bewertungen einzelner Kunden in Internet-Bewertungsportalen sind vor allem Doppelabbuchungen ein großes Ärgernis.

Die Beschwerde-Zahlen der BaFin sollten allerdings mit Vorsicht gelesen werden. Sie geben lediglich an, wie viele Beschwerden die BaFin im vergangenen Jahr abschließend bearbeitet hat. Ob diese Beschwerden allerdings begründet waren, sagt sie nicht.