Gebrauchtteile-Initiative der Allianz trägt erste Früchte
Die Schadenkosten in der Kfz-Versicherung steigen und steigen. Ein maßgeblicher Grund: Die Preise für bestimmte Ersatzteile haben sich in den vergangenen Jahren teilweise verdoppelt. Eine Möglichkeit, diese Kosten abzufedern, wäre es, verstärkt auf gebrauchte Ersatzteile zu setzen.
Dafür machte sich Frank Sommerfeld, Vorstandsvorsitzender der Allianz Versicherungs-AG, bei diesjährigen Autotag des Versicherers, erneut stark. Die Allianz hatte im April dieses Jahres eine Initiative gestartet, um den Markt für Gebrauchtteile von jüngeren Fahrzeugen zwischen drei und acht Jahren in Deutschland auszubauen. Die Allianz kooperiert zu diesem Zweck mit der Plattform Claimparts.
Schon jetzt höher Anteil an gebrauchten Ersatzteilen
Das Angebot an gebrauchten Ersatzteilen habe sich seit Beginn der Initiative um 40 Prozent von 3,2 auf 4,5 Millionen Teile erhöht, so Sommerfeld. Auch andere Versicherer zeigten zunehmend Interesse. „Die Entwicklung stimmt mich positiv. Wir hoffen, dass noch viele Versicherer unserem Beispiel folgen“, sagt Sommerfeld. Gegenüber procontra hatten im Juni einige Versicherer noch Zweifel an denn Plänen der Allianz geäußert, insbesondere im Hinblick auf die Gewährleistung.
Bei den Kunden sind diese Zweifel offenbar kaum ausgeprägt. Laut einer Allianz-Umfrage gaben 89 Prozent der Teilnehmer an, der Reparatur mit einem intakten, jedoch gebrauchten Teil zuzustimmen. Auch in der Praxis zeigen sich offenbar viele Autobesitzer offen: „Jeder zweite von uns angesprochene Kunde, bei dem eine Reparatur des Fahrzeugs mit gebrauchten Ersatzteilen möglich war, hat sich für eine nachhaltige Reparatur entschieden“, berichtet Sommerfeld.
Die Ersatzteil-Initiative helfe laut Allianz nicht nur dabei, die Prämiensteigerungen in der Kfz-Versicherung im Rahmen zu halten, sondern sei auch aus Nachhaltigkeitsgründen sinnvoll. So könnten durch die Verwendung einer gebrauchten Fahrertür bei einem VW ID.3 beispielsweise 78,4 Prozent CO2 eingespart werden. Hochgerechnet auf alle Reparaturen sieht die Allianz ein Einsparpotenzial von 420.000 Tonnen CO2 im Jahr in Deutschland.
Appell an die Politik
Allerdings stehen in Deutschland gesetzliche Vorschriften einem stärkeren Ausbau des Gebrauchtteile-Marktes entgegen, so Sommerfeld. Im Gegensatz zu anderen Ländern: So werden beispielsweise in den USA und Schweden schon seit 25 Jahren Gebrauchtteile für die Unfallreparatur verwendet. Staaten, wie England, Frankreich oder die Niederlande, haben in den vergangenen Jahren nachgezogen und die Reparatur mit gebrauchten Fahrzeugteilen auch mittels gesetzlicher Vorgaben gefördert.
„Auch in Deutschland brauchen wir gesetzliche Rahmenbedingungen, um diese Entwicklung schneller voranzutreiben. Nur gemeinsam können wir es schaffen, unbeschädigte Teile einem sinnvollen neuen Verwendungszweck zuzuführen, appelliert Sommerfeld in Richtung Politik.
Sofern auch in Deutschland eine Verfügbarkeit von gebrauchten Ersatzteilen auch für jüngere Fahrzeugmodelle sichergestellt sei, plant die Allianz einen Kfz-Tarif, der die Verwendung gebrauchter Teile beinhaltet.