HUK-Coburg und Neodigital blasen zur Kfz-Attacke

Das Kfz-Geschäft war für viele Versicherer aufgrund der inflationsbedingt steigenden Schadensummen zuletzt kein Zuckerschlecken. Vor allem, da es der intensive Wettbewerb schwierig macht, die höheren Leistungszahlungen in Form höherer Prämien an die Kunden vollumfänglich weiterzugeben. Am Dienstag bestätigte Klaus-Jürgen Heitmann, Chef des Branchenprimus HUK-Coburg, im Gespräch mit dem Handelsblatt die schwierige Situation für die Branche. Die Schaden-Kosten-Quote der Branche werden in diesem Jahr bei 108 bis 110 Prozent liegen, schätzt Heitmann – die Versicherer machen also mit jedem Vertrag Verlust.

Selbst die HUK-Coburg ist davon nicht ausgenommen. „Auch die Huk wird 2023 rote Zahlen schreiben“, bemerkte Heitmann. Allerdings könne man diese aufgrund einer hohen Schwankungsreserve verkraften.

Gleichzeitig verschärft die HUK-Coburg zusammen mit dem Saarländer Insurtech Neodigital den Wettbewerb am Markt weiter. So geht Neodigital mit einem aggressiven Angebot auf wechselwillige Kfz-Kunden zu.

Diesen wird bei einem Wechsel ein Kostenvorteil von fünf Prozent gegenüber ihrer vorherigen Kfz-Versicherung geboten, die Leistungen sollen dabei mindestens gleichbleiben. „Angaben zum Fahrerkreis, der Kilometerleistung, dem Abstellort des Fahrzeugs oder auch die vorherigen Schadensfreiheitsklassen sind für die Nutzung des Wechseltarifs nicht notwendig.  Rabattschutz, Schutzbrief und GAP-Deckung für Leasingfahrzeuge werden bei Umdeckung übernommen“, heißt es seitens Neodigital.

Die Ziele für die Neodigital Autoversicherung, an der die HUK-Coburg die Mehrheit hält, sind ambitioniert: 50.000 Policen wolle man bis zum Jahresende an den Kunden bzw. die Kundin bringen, hatte Neodigital-Chef Stephen Voss verkündet. Mut machen hier offenbar die Erfahrungen mit anderen Wechseltarifen, die Neodigital in den Sparten Privathaftpflicht-, Hausrat-, Unfall- und Wohngebäudeversicherung anbietet. Diese würden sehr erfolgreich angenommen, heißt es seitens des Versicherers.

Kunden können den neuen Tarif nicht nur über Vergleichsportale, sondern auch über Makler abschließen, sofern diese über einen myNeo-Zugang verfügen oder ihr Maklerpool mit Neodigital zusammenarbeitet.

"Die Prozesse und Marktzugänge der Neodigital sind konsequent auf den Vermittlermarkt ausgerichtet", erklärt Neodigital-Gründer Stephen Voss. So habe das Saarländer Unternehmen seine Prozesse auf eine digitale Kommunikation und eine hohe Automation hin ausgerichtet. Da die Kunden viele Änderungen im Serviceportal myNeo selbst durchführen könnten, würde der Makler zusätzlich entlastet.

Die HUK-Coburg könnte auf diese Weise ihre Vormachtstellung vor allem gegenüber der Allianz weiter ausbauen, da man über Neodigital auch Makler als Vertriebskanal erreicht. Ein Vertriebsweg, den die HUK-Coburg für sich selbst nicht nutzt.

Dass günstige Preise aber nicht automatisch zum Erfolg führen, kann man beispielsweise bei Wefox sehen. Auch die Berliner bewarben ihre „Kfz Switch-Tarife“ mit einer garantierten Beitragsersparnis von fünf Prozent. Anfang des Jahres setzte Wefox dann allerdings das Neugeschäft bei seinen „Locktarifen“ vorläufig aus, auch in anderen Sparten. Offenbar passte das kostenintensive Anwerben von Neukunden nicht mehr zum Ziel, in diesem Jahr rentabel zu werden.