Assekurata-Umfrage

Kunden verlieren ein wenig die Lust an Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist in aller Munde, doch offenbar leidet hierunter die Relevanz für viele Menschen. Diese sehen sich insbesondere in Versicherungsfragen schlecht informiert – und vermuten, dass es die Versicherer mit dem Thema auch nicht so ernst meinen.

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12:10 Uhr | 17. Oktober | 2023
Nachhaltigkeit

Das Thema Nachhaltigkeit stößt bei den Menschen mittlerweile auf weniger Interesse. Die Gründe dafür sind offenbar vielfältig.

| Quelle: marabird

Zweifellos: Das Thema Nachhaltigkeit nimmt für viele Versicherer mittlerweile eine herausgehobene Bedeutung ein. Viele Produkte gibt es mittlerweile in einer grünen Variante, Vermittler müssen seit über einem Jahr im Beratungsgespräch die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden in Erfahrung bringen.

Doch wie reagieren Kunden auf diese Betonung des Nachhaltigkeits-Themas? Dieser Frage ging die Kölner Ratingagentur Assekurata nach – zum zweiten Mal. Hatte die erste Umfrage im Dezember 2020 ergeben, dass der Faktor Nachhaltigkeit für viele Kunden ein wesentlicher Aspekt auch beim Kauf ihrer Versicherungen ist, offenbart sich nun ein nachlassendes Interesse.

Immer mehr Verwirrung

Bewerteten vor drei Jahren noch 68,4 Prozent das Thema als wichtig bzw. eher wichtig, teilten diese Einschätzung jetzt nur noch 61,7 Prozent der 1.012 Befragten. Bezogen auf Versicherungen bewerteten nur noch 29,1 Prozent der Befragten das Thema als wichtig bzw. eher wichtig.

Viele Menschen scheinen sich durch die verstärkte Debatte zum Thema auch nicht besser informiert zu sehen, sondern zeigen sich zunehmend verwirrt. Nur noch knapp ein Fünftel hat eine klare Vorstellung vom Begriff Nachhaltigkeit. Der Anteil derjenigen, die absolut keine Ahnung haben, verdreifachte sich von 2,3 auf 7,1 Prozent.

Offenbar sehen die Kunden hier auch die Versicherer verstärkt in der Pflicht, sie zum Thema Nachhaltigkeit zu informieren. Über die Hälfte der Befragten gab an, sich hier mehr Informationen/ Beratung zu wünschen. Gleichzeitig könnten die Versicherer auf diese Weise auch dem Greenwashing-Verdacht entgegentreten, den offenbar zahlreiche Menschen ihnen gegenüber hegen. Über die Hälfte der Befragten ist mehr oder weniger überzeugt, dass die Versicherer in punkto Nachhaltigkeit nur eine große Show betreiben, ihnen das Thema jedoch nicht wirklich am Herzen liegt.

Hier müssen die Versicherer also informationstechnisch nachlegen. Der größte Hebel ist dabei aus Kundensicht die Kapitalanlage, der von den Befragten die größte Relevanz beigemessen wird. Es folgt der Ressourcenverbrauch des Unternehmens. Explizit nachhaltige Versicherungsprodukte spielen laut Kundenmeinung die geringste Rolle. Hier scheinen viele offenbar einen größeren Widerspruch zwischen der Bewerbung und den tatsächlichen Leistungen eines Produkts festzumachen.

Geringste Zufriedenheit in der Sachversicherung

Dies wird dadurch unterstrichen, dass in der Sachversicherung, in der besonders häufig nachhaltige Produkte gelauncht werden, die wenigsten Befragten ein Produkt angeboten bekommen haben, das auch ihren Vorstellungen entsprach. Gerade einmal 42,6 Prozent gaben dies an, viel weniger als in der Krankenversicherung (46,9 Prozent) und der Lebensversicherung (62,7 Prozent).

Dies kann jedoch auch damit zusammenhängen, dass bei nachhaltigen Sachversicherungen die Beratung unzureichend ist. Nur rund ein Drittel (35,8 Prozent) fühlte sich hier zum Nachhaltigkeitsaspekt ausreichend informiert. In der Krankenversicherung (50,1 Prozent) sowie der Lebensversicherung (59,5 Prozent) lag dieser Anteil wesentlich höher.

Bei Sachversicherungen ist noch viel Luft nach oben