Sturzflut-Bilanz

Schäden von 7,5 Mrd. durch Flutkatastrophe zu 90 Prozent reguliert

Die Versicherer haben nach Angaben des GDV inzwischen 90 Prozent von insgesamt rund 7,5 Milliarden Euro Schadensumme an die Betroffenen der Flutkatastrophe 2021 ausgezahlt. Versicherer fordern präventive Maßnahmen.

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09:07 Uhr | 11. Juli | 2024
Überflutete Sitzbank

Für die Betroffenen der Flutkatastrophe 2021 ist zum Teil immer noch keine Normalität hergestellt.

| Quelle: shaunl

Drei Jahre nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands nähert sich die Schadenregulierung der Versicherer ihrem Abschluss: Von insgesamt rund 7,5 Milliarden Euro wurden inzwischen gut 90 Prozent der Schadensumme ausgezahlt. Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), bestätigt: „Alle gemeldeten Hausratschäden sind erstattet und die entsprechenden Rückstellungen aufgelöst worden.“

Rückstellung für verbleibende 10 Prozent gebildet

Für die verbleibenden knapp zehn Prozent, die noch nicht ausgezahlt wurden, haben die Versicherer Rückstellungen von etwa einer Milliarde Euro gebildet. „Alle Versicherte haben bereits Geld bekommen. Die Rückstellungen sichern die Restarbeiten der Schäden ab, bei denen die Schadensumme noch nicht vollständig ausgezahlt wurde“, fügt Käfer-Rohrbach hinzu. Sobald die letzten Arbeiten abgeschlossen sind, können auch diese Rückstellungen aufgelöst werden. Insgesamt sei die Schadenabwicklung der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 damit grundsätzlich abgeschlossen. Käfer-Rohrbach betont: „Das ist ein gutes Signal an die betroffenen Menschen, auch wenn sie von Normalität noch weit entfernt sind."

15,9 Mrd. Schäden 2021

Am 14. und 15. Juli 2021 hatten starke Regenfälle im südlichen Nordrhein-Westfalen und nördlichen Rheinland-Pfalz verheerende Überschwemmungen verursacht, die ganze Landstriche verwüsteten und mehr als 180 Menschen das Leben kosteten. Die durch Sturmtief „Bernd“ ausgelöste Flut war mit 206.000 Schäden und einem Gesamtschaden von 8,75 Milliarden Euro die bisher folgenschwerste Naturkatastrophe in Deutschland für die Versicherungswirtschaft. Das Jahr 2021 war zudem mit Schäden durch Sturm, Hagel und Starkregenüberschwemmungen im Gesamtwert von 15,9 Milliarden Euro das teuerste Naturgefahrenjahr der Geschichte für die deutschen Versicherer.

Dringender Handlungsbedarf: Klimafolgenanpassung

Angesichts der zunehmenden Wetterextreme betont Käfer-Rohrbach die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen: „Die stetige Zunahme von Wetterextremen verdeutlicht uns, wie wichtig es ist, die Menschen und ihren Lebensraum präventiv vor Naturgefahren zu schützen. Es ist höchste Zeit, verbindliche Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung zu ergreifen. Ein politisches Zögern können wir uns nicht mehr erlauben.” Sie erneuerte das Angebot der Versicherungswirtschaft an die Politik, an einer tragfähigen Lösung mitzuarbeiten. „Auch wenn sich Bund und Länder bisher nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen konnten, wie Hausbesitzer wirksam gegen Extremwetterrisiken abgesichert werden sollen: Für einen sachorientierten Dialog stehen wir weiterhin bereit. Wir tragen unseren Teil, den Versicherungsschutz, dazu bei. Verhindern lassen sich Schäden jedoch nur durch Prävention und Klimafolgenanpassung”, so Käfer-Rohrbach.

Frist läuft ab

Wie procontra bereits berichtete, läuft für die Betroffenen der Katastrophe mit dem Jahrestag auch eine wichtige Frist ab, die die Schadenregulierung von zerstörtem Eigentum betrifft. Denn noch haben nicht alle Geschädigten von ihrer Versicherung die volle Entschädigungssumme erhalten und bangen nun um ihren Anspruch auf die sogenannte Neuwertspitze. Die Neuwertspitze ist eine zusätzliche Entschädigung, die über den regulären Zeitwert hinausgeht und von der Gebäudeversicherung gezahlt wird. Um in ihren Genuss zu kommen, müssen Geschädigte ihrem Versicherer allerdings innerhalb von drei Jahren nachweisen, dass das beschädigte Gebäude tatsächlich wiederhergestellt oder neu aufgebaut wird.