Wefox fährt eigene Produkte zurück und wird Assekuradeur
Die Wefox Gruppe macht mit einem Strategiewechsel für ihren Heimatmarkt Deutschland auf sich aufmerksam. Das InsurTech will hier in Zukunft auch als Managing General Agent (MGA) beziehungsweise als Assekuradeur agieren, wie das Berliner Unternehmen am Dienstag mitgeteilt hat. Das zieht weitreichende Konsequenzen nach sich.
Dieser Schritt erfolge, um die Weiterentwicklung der Wefox-Plattform zu beschleunigen und damit ihre Distributionskapazitäten zu erhöhen, heißt es. Deshalb soll der Erstversicherer der Gruppe, die Wefox Insurance AG, sein Neugeschäft in fast allen Produktbereichen einstellen. Dadurch wolle man nicht mehr als Mitwettbewerber zu potenziellen Drittversicherungspartnern auftreten, für die man zukünftig als Assekuradeur tätig sein will.
Fokus auf Kurzabsenz- und E-Bike-Policen
Aktuell bietet Wefox hierzulande unter anderem eigene Privathaftpflicht-, Hausrat- und Wohngebäudeversicherungen an. Ab wann genau diese Produkte „aus dem Regal genommen werden“, konnte man zum jetzigen Zeitpunkt auf procontra-Nachfrage noch nicht mitteilen. Man führe aber bereits Gespräche mit mehreren Sachversicherern, mit denen man neue Partnerschaften eingehen wolle, sagte ein Wefox-Sprecher. Bis hier etwas konkret sei, müsse man aber aus regulatorischen Gründen weiterhin die relevanten Produktinformationen auf den Internetseiten des Unternehmens bereitstellen.
Sprich: Laut der Internetseite der Wefox Insurance AG sind die genannten Produkte weiterhin abschließbar. In der Pressemitteilung wiederum heißt es dagegen, das Unternehmen konzentriert seine Versicherungsaktivitäten ab sofort auf spezielle Produktkategorien, wie Kurzabsenz-Policen in der Schweiz, E-Bike Versicherungen sowie Kfz-Versicherungen in ausgewählten Ländern. Im Zuge der MGA-Gründung wolle man dann bestehende Verträge im Bereich der Sachversicherung ohne Verlängerung auslaufen beziehungsweise intern abwickeln lassen. Gegenüber procontra teilte das Unternehmen mit, dass man spätestens im vierten Quartal 2023 mit dem Abschluss der MGA-Gründung rechne.
Investoren bevorzugen Vertrieb statt Betrieb
Durch die Transformation will sich die Wefox Gruppe auf die Bereiche Distribution, Technologie und Produktentwicklung konzentrieren. Damit geht das InsurTech größtenteils zurück zu seinem Ausgangspunkt. Gestartet war das 2015 von Julian Teicke, Fabian Wesemann und Dario Fazlic gegründete Unternehmen mit dem Ansatz, eine Technologieplattform für die Versicherungsbranche zu entwickeln, über die viele verschiedene Akteure von automatisierten Prozessen und Whitelabel-Produkten profitieren könnten.
Das kommt nicht von ungefähr. Die Umstände für InsurTechs, die auf große Kapitalmengen von Investoren angewiesen sind, um sich weiterzuentwickeln, haben sich in den letzten knapp zwei Jahren stark geändert. Durch die gestiegenen Zinsen sitzt das Geld bei den Gebern nicht mehr so locker – sie blicken nun mehr auf eine schnelle Profitabilität der jungen Unternehmen, an denen sie beteiligt sind. Auf procontra-Nachfrage heißt es, dass man bei Wefox eng mit den Investoren zusammenarbeite, um sicherzustellen, dass die eigenen Pläne im besten Interesse der Makler-Partner und Stakeholder umgesetzt werden. Eine konkrete Vorgabe der Investoren, ab wann das InsurTech einen Gewinn erwirtschaften muss, gebe es aber nicht.
Dennoch wird durch den aktuellen Strategiewechsel deutlich, dass die Profitabilität zukünftig durch eine Konzentration auf den Vertrieb und nicht mehr über den Versicherungsbetrieb erfolgen soll. In diesem Zweig hatte sich der Verlust im zurückliegenden Geschäftsjahr sogar vergrößert. In der Folge hatte Wefox unter anderem das Kfz-Neugeschäft sowie manche Sach-Tarife aufgrund mangelnder Profitabilität eingestellt.