Folgen des Strategiewechsels

Wefox lässt Verträge auslaufen

Das Berliner Insurtech will künftig vorwiegend als Assekuradeur tätig sein, der Versicherungsbetrieb wird zurückgefahren. Das wird derzeit vielen Kunden schmerzhaft bewusst, deren Versicherungen nicht verlängert wurden.

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15:10 Uhr | 12. Oktober | 2023
Wefox

Der Strategiewechsel von Wefox kommt bei bisherigen Kunden nicht gut an, verschafft Maklern aber einen Beratungsanlass.

| Quelle: borchee

Der Berliner Versicherer Wefox, Deutschlands wertvollstes Insurtech, hat im Bezug einiger seiner Tarife nicht nur das Neugeschäft eingestellt, sondern lässt offenbar auch zahlreiche Verträge auslaufen. Dies bestätigte ein Sprecher gegenüber procontra, auch das Portal „FinanceFwd“ berichtet darüber.

Der Sprecher erklärte, das Auslaufen der Verträge stehe im Zusammenhang mit der Gründung des eigenen Assekuradeurs. Diesen weitreichenden Strategiewechsel hatte Wefox im August bekannt gegeben. „Mit einem dezidierten Blick auf unsere Produkte haben wir erkannt, dass es enorm viele Ressourcen kostet, einen Versicherer, insbesondere in den Bereichen Sach und Kfz, in die Profitabilität zu führen. Das hat die Entscheidung noch erleichtert, im Zuge der MGA-Gründung unsere Ressourcen gezielt auf die Plattform, den Vertrieb und begleitende Services zu konzentrieren“, teilte der Sprecher weiter mit. Man wolle zudem nicht mehr als Mittbewerber zu potenziellen Drittversicherungspartnern auftreten, für die man zukünftig als Assekuradeur tätig sein wolle.

Kurzum: Der Fokus soll künftig auf dem Vertrieb liegen und weniger im Versicherungsbetrieb. Vor allem das Geschäft mit Kfz-Versicherungen gilt aufgrund hoher Schadenkosten als schwierig. Der Versichererverband GDV rechnet für dieses Jahr mit einem Minus in Höhe von drei Milliarden Euro in der Kfz-Sparte. Die auch aufgrund der Inflation rasant steigenden Schadenkosten dürfte besonders für Wefox zu einem Problem geworden sein. Die Berliner hatten ihre Switch-Tarife nicht nur damit beworben, dass sie garantiert um fünf Prozent günstiger als der vorherige Kfz-Tarife seien. Wefox sicherte seinen Kunden zudem eine Beitragsgarantie von drei Jahren zu.

Bei den auslaufenden Verträgen handele es sich aber ausdrücklich nicht um Kündigungen, betonte der Sprecher. Das ist deswegen von Bedeutung, da es eine Kündigung Kunden erschweren kann, eine neue Versicherung zu finden.

Gleichzeitig finden sich auf Portalen wie finanzfluss.de jedoch zahlreiche Eintragungen von Kunden darüber, dass Wefox selbst nach kleineren Schäden, wie einem Steinschlag, von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht hat. Gegenüber „FinanceFwd“ bestreitet das Insurtech allerdings, dass die Zahl der Kündigungen zugenommen hat. „Es hat einzelvertragliche Kündigungen gegeben, die sich jedoch im branchenüblichen Rahmen bewegen.“

Für Makler bietet der Strategieschwenk bei Wefox auch einen Beratungsanlass. Der Maklerpool Fonds Finanz hat bereits reagiert und bietet ein Webinar an, in dem die Makler informiert werden, wie der von Wefox beendete Bestand anderweitig passend eingedeckt werden kann.