Überdurchschnittliches Schadenaufkommen
Das erste Halbjahr 2024 lässt aus Sicht der Versicherungswirtschaft nichts Gutes erwarten: Sturm, Hagel, Blitze und Überschwemmungen haben in den ersten sechs Monaten für versicherte Schäden von 3,9 Milliarden Euro gesorgt, teilt der Versichererverband GDV mit.
Angesichts der hohen Schadenzahlen gehen die Versicherer von einem Gesamtschadenaufkommen von über sieben Milliarden Euro aus. „Kommt es zu schweren Herbst- und Winterstürmen, könnten die Gesamtschäden noch höher liegen“, teilt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen mit.
Damit dürften die Schäden deutlich über denen des Vorjahres liegen. 2023 kosteten Wetterextreme die Versicherer insgesamt 4,9 Milliarden Euro – das entspricht auch dem langjährigen Durchschnitt.
Verantwortlich für das hohe Schadenaufkommen im ersten Halbjahr 2024 waren vor allem Überschwemmungen: Sie sorgten für Gebäudeschäden in Höhe von 2,7 Milliarden Euro. Weitere 800 Millionen entfallen auf Sturm und Hagelschäden an Gebäuden. Die Kfz-Versicherung verzeichnet weitere 400 Millionen an Naturgefahrschäden.
Allein im Juni sorgte schweres Hochwasser in Süddeutschland für Schäden in Höhe von zwei Milliarden Euro. Für die Unwetter an Pfingsten, die vor allem Rheinland-Pfalz und das Saarland schwer trafen, geben die Versicherer zudem ein Schadenaufkommen in Höhe von 200 Millionen Euro an.
Die Versicherer verbinden die Schadenbilanz mit einem Aufruf, sich mit einer Elementarversicherung gegen alle Naturgefahren abzusichern. Da eine erneute Debatte über die Einführung einer Pflichtversicherung ergebnislos blieb, sind Immobilienbesitzer hier in der Pflicht, selbst Vorsorge zu treffen. Nach wie vor verfügt jedoch nur knapp die Hälfte der Immobilienbesitzer über eine Elementarversicherung.
Bei Neuverträgen sind die Versicherer mittlerweile dazu übergegangen, den Elementarschutz automatisch zu inkludieren. Versicherungsnehmer müssen diesen aktiv abwählen, sofern sie auf diesen verzichten wollen. Problematisch bleibt hingegen weiterhin der Altbestand.
Zugleich fordert der GDV angesichts der Halbjahresbilanz die Politik auf, verbindliche Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung zu treffen. „Wir brauchen bundesweit einheitliche Vorgaben, wie und wo in Gefahrengebieten gebaut werden darf. Unverständlich ist es, dass es bislang keinen konsequenten Baustopp in Überschwemmungsgebieten gibt“, sagt Asmussen. Aus Sicht der Versicherer sei eine Anpassung des Baurechts sowie eine deutliche Verringerung der Flächenversiegelung notwendig. „Wir befürchten, dass sich ohne Prävention eine Spirale aus immer mehr Schäden und immer höheren Prämien in Gang setzt und die Verbraucherinnen und Verbraucher finanziell überlastet werden“, so Asmussen.