Die privaten Krankenversicherer mit den höchsten Abschlusskostenquoten
Für die private Krankenversicherung (PKV) war das erste Pandemiejahr 2020 aus geschäftlicher Sicht kein schlechtes. Zwar stiegen die Versicherungsleistungen insgesamt um 2,1 Prozent an (auf 30,7 Milliarden Euro), gleichzeitig kletterten die Beitragseinnahmen jedoch um 4,4 Prozent auf 42,8 Milliarden Euro. Allerdings geben diese Zahlen die tatsächlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die PKV noch nicht vollumfassend wieder. Mögliche Langzeitfolgen, sei es von Covid-Infektionen oder psychischen Erkrankungen infolge der pandemischen Auswirkungen, werden sich kostenseitig erst in den nächsten Jahren zu erkennen geben.
Bemerkbar machten sich in 2020 auch die gestiegenen Ausgaben in der Pflegeversicherung – teilweise pandemie-, teilweise reformbedingt. Denn das Pflegestärkungsgesetz II (PSG II), wodurch deutlich mehr Menschen Zugang zu Pflegeleistungen erhalten, zeigt zunehmend seine Wirkung. Mit gut 1,7 Milliarden Euro mussten die Unternehmen fast zehn Prozent mehr auszahlen als noch 2019.
Mehr Neugeschäft bedeutet…
Diese Erkenntnisse hat die V.E.R.S. Leipzig GmbH in ihrem Branchenmonitor Krankenversicherung zusammengetragen. Dafür wurden die Geschäftsbericht des Jahres 2020 der 25 größten PKV-Anbieter durchforstet. Sie verfügen nach Prämieneinnahmen über 97 Prozent Marktanteil.
Die ordentliche Steigerung der Beitragseinnahmen hängt erstens mit den Beitragsanpassungen (BAP) der Versicherer zusammen. Diese sind bedingt durch die deutlichen Steigerungen in der Pflegepflichtversicherung (wegen dem PSG II), aber auch durch die BAP im Bestandgeschäft mit privaten Krankenvoll- und Zusatzversicherungen. Zweitens verhalf aber auch das Neugeschäft der PKV zu mehr Einnahmen in 2020. Im Zusatzbereich, besonders bei Zahntarifen, stieg die Anzahl der Versicherungsnehmer um 2,5 Prozent auf 27,3 Millionen an. Aber auch bei den Vollversicherten stand unter dem Strich ein positives Wechselsaldo: 145.000 Menschen wechselten von der GKV in die PKV und damit gut 20.000 mehr, als sie in Richtung Gesetzliche verließen.
…mehr Abschlussaufwendungen
Die gute Entwicklung beim Neugeschäft hatte unter anderem zur Folge, dass bei den 25 größten Anbietern höhere Abschlussaufwendungen angefallen sind als noch 2019. Insgesamt 2,625 Milliarden Euro betrugen diese in 2020 und damit 68 Millionen Euro mehr als im Jahr davor (+2,7 Prozent). Der Großteil der Abschlussaufwendungen fließt als Provision und Courtage an die Vermittler. Aber auch Kostenstellen wie die Risikoprüfung, Reise- oder Werbungskosten tragen zur Gesamtsumme bei.
Die durchschnittliche Abschlusskostenquote betrug 7,32 Prozent und lag damit um 0,04 Prozentpunkte über der des Vorjahres. Das ist die dritte Erhöhung in Folge. In der Lebensversicherung ist bei der durchschnittlichen Abschlusskostenquote dagegen schon seit Jahren ein absinkender Trend erkennbar.
Allerdings wird die durchschnittliche Abschlusskostenquote in der PKV vor allem von ein paar wenigen Anbietern in die Höhe getrieben. Acht private Krankenversicherer liegen über diesem Durchschnittswert, drei von ihnen im zweistelligen Prozentbereich. Wer diese PKV-Anbieter sind und wie viel Geld bei ihnen 2020 für Vertragsabschlüsse ausgegeben wurde, haben wir in der untenstehenden Bilderstrecke zusammengestellt.