Die Finanzstabilität eines Lebensversicherers ist heute für Makler ein wichtiges Auswahlkriterium, wenn auch bei weitem nicht das einzige. Die Solvabilitätsquoten sind unter dem Solvency II-Regime noch wichtiger geworden. Allerdings sind den Versicherern Übergangsmaßnahmen erlaubt. Insofern ergibt sich kein einheitliches Bild der Branche, wie die neue Marktuntersuchung „Solvabilität im Vergleich 2009 bis 2018“ (Map-Report 909) zeigt.
Ergebnis: Die Solvabilitätsquoten werden sowohl mit Volatilitätsanpassung und Übergangsmaßnahmen (aufsichtsrechtlich relevant), als auch in der „Basisversion“ ohne jegliche Hilfsmaßnahmen abgebildet. Die Anzahl der Gesellschaften schwankt dabei von Kennzahl zu Kennzahl, weil nicht alle Unternehmen die jeweils berücksichtigten Hilfen anwendeten. Hinzu kommt: Nicht alle Lebensversicherer haben pflichtgemäß bis zum 23. April ihren SFCR-Bericht 2018 veröffentlicht (Solvency and Financial Condition Report – kurz: SFCR).
Quote ist nicht gleich Quote
„Je nachdem, wie die Quote ermittelt wurde, kann das Ergebnis leicht um mehrere hundert Prozent abweichen“, warnt Analyst Reinhard Klages. Der Report trägt den verschiedenen Berechnungsformeln jedoch Rechnung. Wichtigstes Ergebnis: Im Gesamtmarkt Leben hat sich die Solvenzquote (SCR-Quote) positiv entwickelt. Ohne Übergangsmaßnahmen und ohne Volatilitätsanpassung beträgt sie mittlerweile 234,6 Prozent (Vorjahr 227,4 Prozent). Ganz oben platzieren sich Europa mit 912,1 Prozent und Dialog mit 769,1 Prozent.
Zur Erklärung: Die SCR-Quote gibt in einem simulierten Szenario das Verhältnis der Eigenmittel eines Versicherers zu seinen Verpflichtungen gegenüber den Leistungsempfängern wieder. Nach Vorgabe der Aufsichtsbehörde sollte die Quote immer bei mindestens 100 Prozent liegen. Unter diesen Voraussetzungen hat eine Gesellschaft ausreichend Eigenmittel, um auch unter extremen Entwicklungen alle Verpflichtungen der Solvency II-Anforderungen zu erfüllen.
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Wer besonders gut abgeschnitten hat
Fürs Neugeschäft unbedenklich sind aus diesem Blickwinkel bis auf ein Dutzend Gesellschaften alle anderen Anbieter. Neben Europa und Dialog ragen von den Gesellschaften mit maßgeblichem Maklervertrieb auch heraus: Condor (550 Prozent), Dortmunder (523 Prozent), Continentale (514 Prozent), LV 1871 (469 Prozent), Nürnberger (372 Prozent), Swiss Life (365 Prozent), Alte Leipziger (357 Prozent), Barmenia (341 Prozent), Ideal (332 Prozent), Allianz (324 Prozent), Neue Bayerische Beamten (305 Prozent).
Laut Map-Report verfehlen aktuell ein Dutzend Versicherer die 100 Prozent-Marke, die von der Aufsicht vorgegeben ist. „Von Insolvenz sind sie damit aber nicht bedroht, denn es mangelt ihnen nicht an Eigenmitteln, sondern an Risikotragfähigkeit“, erklärt Klages. Gemessen an ihrer aktuellen Bestandsmischung verfügten sie jedoch momentan nicht über ausreichend Kapital.
Anbieter mit hohen Garantiebeständen haben es schwer
Die Schlusslichter Rheinland mit 22,6 Prozent und Frankfurt Münchener mit 4,8 Prozent befinden sich beide im Run-off. Auch Lebensversicherer wie Neue Leben, Münchener Verein, Bayerische Beamten oder Landeslebenshilfe haben mit zu niedrigen Solvenzquoten zu kämpfen. „Mittelfristig gehen wir davon aus, dass der Trend zu Produkten ohne nennenswerte Garantien die Solvabilität weiter verbessert, denn die Kapitalanforderungen unter Solvency II werden risikobasiert ermittelt“, sagt Klages. Sinkt also das Zinsrisiko eines Versicherers, gelte das auch für seinen Kapitalbedarf.
Erst kürzlich hatte der Map-Report Renditen und Leistungen von Klassik-LV-Policen unter die Lupe genommen (procontra berichtete). Die Untersuchung „Solvabilität im Vergleich 2009 bis 2018“ wirft nun ein weiteres Schlaglicht auf die Branche. Zu Jahresbeginn hat die Franke und Bornberg Research GmbH den Geschäftsbereich Map-Report übernommen. Das aktuelle Heft kostet 363 Euro. Interessenten wenden sich an service@fb-research.de.
LV-Check von procontra hilft Maklern bei Einordnung
In der Regel müssen Makler bei der Marktrecherche selbst den Überblick über die wichtigsten Kennziffern gewinnen, die in den Geschäftsberichten verstreut sind. Hier hilft der „LV-Check“ von der procontra-Redaktion. Er enthält jeweils über 50 Bilanzkennzahlen des letzten Geschäftsjahres und liefert ausführliche Informationen und Analysen rund um die Finanzkraft und Geschäftsentwicklung (procontra berichtete). Der LV-Check 2019 erscheint im Herbst. Leser können sich hier vormerken lassen (Kostenpunkt: rund 48 Euro).
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