PKV: Analysten erwarten weiter stark steigende Beiträge
„Nachhaltige Ruhe an der Beitragsfront ist vorerst nicht in Sicht“, lautet die Prognose von Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will. Seine Ratingagentur hat heute ihren Marktausblick zur privaten Krankenversicherung vorgestellt. Wills Einschätzung dürfte dabei auf wenig Begeisterung stoßen. Schließlich haben die PKV-Anbieter die Beiträge ihrer Vollversicherten erst zu Beginn des laufenden Jahres im marktweiten Durchschnitt um über fünf Prozent erhöht.
Dies hing stark mit den Beitragserhöhungen in der Pflegepflichtversicherung (PPV) zusammen, die durch das PSG II notwendig wurden. Die Gesetzesreform ermöglicht mehr Menschen den Zugang zu Pflegeleistungen. Laut der Assekurata-Studie stieg die Zahl der Leistungsempfänger in der sozialen und privaten PPV von 2016 bis 2019 um knapp 45 Prozent von 2,94 Millionen auf 4,25 Millionen und die Leistungsausgaben nahmen um rund 41 Prozent von 29,95 Milliarden auf 42,27 Milliarden Euro zu. Für die Beamten wird zum 01.07.2021 eine erneute PPV-Erhöhung erwartet.
Laut Assekuratas Fachkoordinator Krankenversicherung Gerhard Reichl stiegen die Vollversicherungs-Bestandsbeiträge im Beihilfesegment, also bei den Beamten, um durchschnittlich 5,7 Prozent. Selbstständige und privat versicherte Angestellte mussten im Mittel sogar 7,7 Prozent mehr bezahlen. Bezogen auf die von Assekurata untersuchten PKV-Anbieter habe es sich im Frühjahr 2021 um die stärkste marktweite Beitragserhöhung seit dem Jahr 2010 gehandelt. In ihren Marktausblick lassen die Analysten regelmäßig die Geschäftszahlen von 33 privaten Krankenversicherern einfließen. Aktuell liegen diese aber noch nicht von allen Unternehmen vor.
Darum wird die PKV noch teurer
Dennoch geht man bei der Ratingagentur bereits jetzt von weiterhin stark steigenden Beiträgen aus. Dies machen Will und sein Team an verschiedenen Faktoren fest. Einerseits sei innerhalb der nächsten Legislaturperiode eine Reform der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) zu erwarten. „Diese dürfte ähnlich wie die Novellierung der Gebührenordnung für Zahnärzte im Jahr 2012 mehr oder weniger starke Beitragserhöhungen für die Vollversicherten nach sich ziehen“, schätzt Will. Allerdings dürfte eine GOÄ-Reform auch steigende Beiträge bei den gesetzlich Kranken- und Pflegeversicherten bedeuten.
Auf die privat Krankenversicherten dürfte sich dagegen in den nächsten Jahren die anhaltende Niedrigzinsphase weiter direkt auswirken. Denn ein Rechnungszins von 3,5 Prozent auf die Alterungsrückstellungen der Versicherten ist nicht mehr realistisch. Im Branchendurchschnitt liegt dieser aktuell bei 2,66 Prozent. Die Spanne zwischen den PKV-Anbietern liegt, laut Reichl, zwischen 1,25 und 2,94 Prozent. Auf die Nachfrage eines Journalisten erklärte Reichl, dass bei einigen Anbietern mit überdurchschnittlich hohem Rechnungszins in den nächsten Jahren mit weiteren Absenkungen dieses Werts zu rechnen sei. Dies würde dann weitere Beitragserhöhungen nach sich ziehen.