Rating: Das sind die stabilsten BU-Versicherer 2022

Neben guten Leistungen zählen in der Berufsunfähigkeitsversicherung auch stabile Beiträge. Im Vergleich von 63 Lebensversicherern konnten sich acht Unternehmen als besonders stabil hervortun. Ein Analysehaus kritisiert aber den aggressiven Preiskampf der BU-Anbieter.

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14:04 Uhr | 12. April | 2022
Bild: Adobe Stock/Aleksandr Simonov

Bei einem BU-Versicherer liegt der geringste Brutto-Netto-Spread gerade einmal bei 14 Prozent – das ist weniger als die Hälfte des Marktdurchschnitts, sagen Franke und Bornberg. Bild: Adobe Stock/Aleksandr Simonov

Welche Anbieter von Berufsunfähigkeitsversicherungen die besten Produkte bieten, hatte die Rating-Agentur Franke und Bornberg bereits im Herbst aus 215 Tarifen ermittelt. Beim damaligen Test spielte auch die Beitragsstabilität eine Rolle als Bewertungskriterium. In ihrer aktuellen Untersuchung, dem BU-Stabilitätsrating im Rahmen des map-reports, haben sich die Hannoveraner Analysten nun vollständig dem Thema Stabilität der Berufsunfähigkeitsversicherer gewidmet.

Im Vergleich befanden sich insgesamt 63 Lebensversicherer. Allerdings mussten Franke und Bornberg dabei eine Unterteilung vornehmen. So konnte für 21 Unternehmen nur eine Teilbewertung vorgenommen werden, da von diesen für das Rating wesentliche Daten nicht öffentlich zugänglich waren. Für die übrigen 42 BU-Versicherer konnte eine Gesamtbewertung vorgenommen werden. Unter ihnen befinden sich auch vier Anbieter (Ergo Vorsorge Leben, Generali, HDI und Nürnberger), die dem Team der Rating-Agentur Zugang und Einblick in interne Kennzahlen und Prozesse ermöglichten. Diese Vorgehensweise sorge zwar für ein deutlich transparenteres Gesamtbild, so die Studienautoren. Durch ihr sogenanntes Benchmark-Verfahren haben sie die Ergebnisse der vier Versicherer aber mit denen der anderen vergleichbar gemacht und in die Ergebnisliste des map-reports (die Bestnote ist hier „mmm+“) eingereiht.

Brutto-Netto-Spreads teilweise bei 40 Prozent

Besonderes Augenmerk liegt bei einer Stabilitätsanalyse von BU-Versicherern unweigerlich auf den Beiträgen. Genauer auf dem Brutto-Netto-Spread der Anbieter, also dem Unterschied zwischen dem kalkulierten Bruttobeitrag und dem tatsächlichen Zahlbeitrag, den die Versicherten für ihren Schutz leisten müssen. Je größer der Abstand, desto deutlicher können die Beiträge für die Kunden theoretisch ansteigen. Doch auch wenn die Differenz relativ groß ausfällt, so kann der Anbieter dennoch sehr beitragsstabil sein.

Der durchschnittliche Spread auf dem Markt liegt laut Franke und Bornberg bei 29,6 Prozent. Bei einem Bruttobeitrag von 100 Euro monatlich würde der Nettobeitrag somit 70,40 Euro entsprechen. Am niedrigsten ist er bei der WWK mit 14 Prozent. Auch die Alte Leipziger (22 Prozent), Allianz und Hansemerkur (je 23 Prozent) sowie die Hannoversche (24 Prozent) bleiben unter der Marke von 25 Prozent. Am anderen Ende des Spektrums stehen fünf Versicherer mit einem Spread von jeweils 40 Prozent:

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Laut den Studienautoren habe ihre Analyse ergeben, dass „im Markt weiterhin sehr aggressiv kalkuliert wird“. Die Durchschnittsprämie für verschiedene Musterfälle werde teilweise um bis zu 40 Prozent unterschritten. „Ein solches Pricing ist nicht allein mit einer strengen Risikoselektion zu rechtfertigen. Es zeigt deutliche Tendenzen einer Unterkalkulation“, so das Fazit.

Franke-und-Bornberg-Geschäftsführer Michael Franke kommentiert die Entwicklung: „Bei den günstigen Berufsgruppen wird weiterhin verstärkt selektiert, um immer noch ein bisschen billiger zu sein als der Wettbewerb. Ob diese Rechnung langfristig aufgehen kann, ist fraglich. Sind doch gerade diese Berufe von dem Anstieg psychischer Gesundheitsprobleme betroffen.“

Überschüsse offenbaren Stärken und Schwächen

Doch nicht nur ein möglichst konstanter beziehungsweise nur langsam ansteigender Zahlbeitrag gibt Auskunft über die generelle Stabilität eines BU-Versicherers. Auch schlechtere Leistungen durch die Senkung von Überschussanteilen offenbaren Schwächen in der Kalkulation. Deshalb flossen in das Rating auch die Anpassungen laufender Überschüsse durch die Anbieter mit ein.

Denn Risikoüberschüsse seien das Ergebnis einer vorsichtigen Kalkulation, heißt es in einem Statement der Analysten. Sie entstehen demnach, wenn das tatsächliche Risiko unterhalb der kalkulierten Invalidisierungswahrscheinlichkeit verlaufe. Wer zu niedrige Beiträge ansetzt, um schnell Marktanteile zu gewinnen, läuft also Gefahr, dass die Beiträge nach Vertragsabschluss schnell ansteigen. Leidtragende seien die Kunden, heißt es seitens Franke und Bornberg. „Ihr Beitrag steigt bei gleichbleibenden Leistungen oder ihre Leistungen sinken – je nach vereinbartem Überschusssystem.“

Neben Brutto-Netto-Spread und Konstanz der Überschüsse wurden auch noch Dynamik, Scoring und Schadenquote als Prüfungskriterien berücksichtigt. Außerdem flossen im Bereich Finanzstärke zwölf bilanzielle Kennzahlen der Lebensversicherer im Durchschnitt der Jahre 2016 bis einschließlich 2020 in die Bewertung mit ein.

8 Testsieger im BU-Stabilitätsrating

Die Höchstwertung „mmm+“ gab es am Ende für acht der 63 Unternehmen. Sie alle erreichten eine Vorgabenerfüllung von über 85 Prozent. Mit dabei sind auch die vier BU-Anbieter, die sich dem weiterführenden Stabilitätsrating gestellt haben. In diesem haben alle vier die Bestnote „FFF+“ erhalten (siehe Tabelle):

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