Riester: Bald nur noch 80 Prozent Beitragsgarantie?

Der GDV pocht auf eine Lockerung des Beitragserhalts bei Riester-Versicherungen. In der Branche sieht man dies als rechnerisch notwendigen Schritt. Dennoch wird das Vorhaben bereits aufs Schärfste kritisiert.

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10:02 Uhr | 04. Februar | 2020
Garantieren Riester-Versicherungen den Sparern in Zukunft nur noch 80 Prozent der eingezahlten Beiträge?

Garantieren Riester-Versicherungen den Sparern in Zukunft nur noch 80 Prozent der eingezahlten Beiträge? Bild: Adobe Stock/H_Ko

Die Sicherheit ihrer Einlagen ist den Deutschen in Sachen Geldanlage und Altersvorsorge am wichtigsten – auch wenn die Verzinsung dafür sehr gering ausfällt. Dass garantierte Zinsen und maximale Sicherheit zu Lasten der Rendite gehen, wissen Finanzexperten schon lange. Bei Lebensversicherungsprodukten weniger als 100 Prozent Beitragsgarantie einzugehen, dürften viele Kunden aber eher als kühnen Investment-Tipp auffassen. Zu etabliert ist den Köpfen das Modell von garantierten Zinsen ohne Risiko.

Doch das könnte sich bald ändern und der kühne Tipp für alle zur vorgeschriebenen Normalität werden. Zumindest in Bezug auf neu abzuschließende versicherungsförmige Riester-Verträge. Denn aus Sicht des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist es erforderlich, die gesetzlich vorgeschriebene Garantie passend zu den aktuellen Kapitalmärkten neu zu justieren, ohne die Sicherheitsbedürfnisse der Riester-Kunden aufzugeben. „Der GDV plädiert aus diesem Grund dafür, die Bruttobeitragsgarantie auf 80 Prozent zu senken, um die Ertragschancen für die Sparer insgesamt zu erhöhen“, erklärte ein GDV-Sprecher auf procontra-Nachfrage.

Mathematisch nicht mehr darstellbar

Grundsätzlich ist diese Forderung nichts neues. Zusammen mit anderen Verbänden hatte der GDV bereits im vergangenen Jahr 5 Vorschläge formuliert, wie sich die Riester-Altersvorsorge verbessern lässt. Dazu gehört auch eine Lockerung der Beitragsgarantie. Nun ist diese Forderung mit der 80 Prozent-Quote aber erstmals mit einer konkreten Zahl von hoher fachlicher Ebene konkretisiert worden.

Der Nachdruck kommt nicht von ungefähr. Kürzlich hatte sich die Deutsche Aktuarvereinigung e.V. (DAV) für eine Absenkung des Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung von aktuell 0,9 auf 0,5 Prozent ab dem 01. Januar 2021 ausgesprochen. Viele Experten sind der Ansicht, dass sich in der Folge eine 100-prozentige Garantie der geleisteten Riester-Beiträge mathematisch nicht mehr darstellen lässt. Auch deshalb ist der Markt der Riester-Anbieter in den letzten Jahren geschrumpft.

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Der Bund der Versicherten (BdV) nahm die Positionierung des GDV zum Anlass, seine Kritik an den Riester-Produkten der Lebensversicherer zu bekräften. „Mit einer Senkung des garantierten Beitragserhalts wird nur noch ein Verlust garantiert“, führt BdV-Vorstandssprecher Kleinlein aus. Die Verbraucherschützer hätten das Vorhaben aus einer Meldung des Instituts für Finanz-Markt-Analyse vernommen und mit Entsetzen aufgefasst. Schließlich würde dadurch ein Kernversprechen der Riester-Rente, der garantierte Beitragserhalt, ausgehöhlt.

Zwar könnten Überschüsse letztendlich noch zu einem positiven Ergebnis führen. Diese würden aber aufgrund der schwierigen Ertragslage auf absehbare Zeit keine ausgleichenden Zusatzleistungen liefern können, gibt man sich beim BdV überzeugt.

Kleinlein erinnert daran, dass der Beitragserhalt bei der Einführung der Riester-Rente auch auf Druck der Versicherer zur Pflicht wurde. „Es ist erbärmlich, dass die Versicherer sich das nun nicht mehr zutrauen“, kritisiert Kleinlein. Der Versicherungsmathematiker kann die Ansicht seiner Kollegen, dass es sich hierbei um einen rechnerisch notwendigen Schritt handelt, offenbar nicht teilen. Er sieht darin „eine Bankrotterklärung der Versicherungswirtschaft.“

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