Riester: Weniger Rendite als unterm Kopfkissen?
Die Riester-Rente hat schon bessere Zeiten gesehen. Im Jahr 2017 wuchs der Gesamtbestand an Riester-Verträgen um den bisher niedrigsten Wert. Für das Jahr 2018 (vollständige Zahlen liegen noch nicht vor) zeichnet sich sogar der erste Vertragsrückgang insgesamt ab. Das liegt vor allem am immer geringeren Interesse der Menschen an der Riester-Vertragsform Versicherung.
Zum neusten Nackenschlag gegen die staatlich geförderte Altersvorsorge hat heute der Bund der Versicherten (BdV) ausgeholt. Der Vorwurf: Wer seine Eigenbeiträge für Riester einfach unter ein Kopfkissen legen würde, würde damit eine bessere Rendite erzielen als die deutschen Lebensversicherer.
Um dieser subjektiv anmutenden These objektiven Halt zu geben, hat der BdV eine Kurzstudie durchgeführt. Diese basiert auf den garantierten Leistungen von aktuell angebotenen versicherungsförmigen Riester-Renten, deren Werte die Zeitschrift Finanztest in ihrer aktuellen Ausgabe veröffentlicht hat. Dabei wurde neben der „erzielten Rendite“ auch die „gefühlte Rendite“ ermittelt, bei der der vermeintliche wirtschaftliche Erfolg auf die Eigenbeiträge ausdrücklich den Subventionseffekt als Rendite-Erfolg beinhaltet.
Nichtstun besser als Riestern?
Ergebnis: Unabhängig von Anspardauer, Geschlecht und Variante würden laut dem BdV die „erzielten“ Renditen der am Markt erhältlichen Riester-Produkte allesamt negativ ausfallen. Beispielsweise würde eine Frau nach einer Anspardauer von 12 Jahren eine Rendite von -0,9 Prozent erzielen. Nach 20 Jahren Anspardauer wären es -0,8 Prozent und nach 40 Jahren -0,3 Prozent. Bei Männern sähe es in den gleichen Ansparzeiträumen sogar noch schlechter aus (-2,5 Prozent, -2,0 Prozent und -0,9 Prozent). „Die Negativrenditen zeigen, dass das Vorsorge-Geld am Schluss in anderen Kassen landet als in der Riester-Rente“, resümiert BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein.
Würde man seine Eigenbeiträge stattdessen einfach unter dem Kopfkissen sparen, so müssten die Inhaber von Riester-Policen älter werden als die durchschnittliche Lebenserwartung, um die Performance des mit Federn gefüllten Textils zu schlagen. Denn bei Herausnahme eines monatlichen Betrags aus dem Kissen in Höhe der vertraglich garantierten Riester-Rente würde dieses Polster bei Männern immer und bei Frauen in fast allen Fällen bis zum Lebensende ausreichen (eine durchschnittliche Lebenserwartung unterstellt). Die Kurzstudie des BdV kann hier eingesehen werden.
Der GDV hat bereits auf die Berechnungen der Verbraucherschützer reagiert. Seine Gegenargumente lesen Sie auf Seite 2 dieses Artikels.
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„Das ist reine Polemik, keine ernsthafte Untersuchung. Anhand von Garantieleistungen kann man die Erwartungsrendite eines Produktes nicht bestimmen.“ Das sagte ebenfalls heute GDV-Geschäftsführungsmitglied Peter Schwark. Denn der BdV würde in seinen Berechnungen mit viel zu niedrigen Lebenserwartungen kalkulieren und bei der Verzinsung von einem unrealistischen Worst-Case-Szenario ausgehen, so Schwark.
Wie der Gesamtverband erklärt, seien systematisch negative Renditen bei Rentenverträgen durch die gesetzliche Vorgabe zum Beitragserhalt ausgeschlossen. Vielmehr würden sich die negativen Renditen durch einen simplen Trick der Studienautoren ergeben. So sei der BdV, aus Sicht des GDV, davon ausgegangen, dass die zugrundeliegenden Lebenserwartungen zu vorsichtig kalkuliert seien. In der Folge würde die BdV-Analyse aber fehlerhaft und unlogisch. Denn wenn die Annahmen tatsächlich zu vorsichtig sein sollten, entstünden zwingend Überschüsse, an denen die Kunden zu mindestens 90 Prozent zu beteiligen wären. Dies würde die Analyse aber nicht berücksichtigen.
Böses Erwachen?
Unabhängig davon, dass klassische Lebensversicherungsprodukte höhere Garantien beinhalten als etwa Bank- oder Fondsriester-Produkte, sieht man beim GDV den Zweck der Riester-Rente auch nicht in der Erwirtschaftung möglichst hoher Renditen, sondern in einer lebenslangen Absicherung der Versicherten. „Wer sein Geld hingegen unter das Kopfkissen legt, wird mit einiger Wahrscheinlichkeit eines Morgens aufwachen und feststellen, dass nichts mehr da ist“, so Schwark.
Immerhin würden 25 Prozent der 2009 geborenen Jungen und fast 38 Prozent der Mädchen voraussichtlich wenigstens 95 Jahre alt werden. Außerdem würden die meisten Riester-Anbieter, laut dem GDV, keine anderen Kosten für die Riester-Produkte nehmen, als für nicht geförderte Produkte – obwohl der Verwaltungsaufwand wegen dem Förderverfahren um circa 70 Prozent höher sei.
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