Tchibo wagt sich erneut ins Versicherungsgeschäft vor
Der Hamburger Kaffeeröster und Einzelhändler Tchibo startet einen zweiten Versuch, im Versicherungsgeschäft Fuß zu fassen. Über die eigene Webseite vertreibt er ab sofort Zahn- und Krankenzusatzversicherungen bis hin zu Speziallösungen wie einer Police, die OP-Kosten bei Hunden übernimmt. Dabei greift das Unternehmen auf eine Partnerschaft mit der HanseMerkur zurück.
Entscheidet sich ein Tchibo-Kunde für eine Police, erhält er automatisch eine 100 Tage Geld-zurück-Garantie. „Dadurch kann er in aller Ruhe prüfen, ob die gewählte Versicherung seinen Ansprüchen genügt – und erhält bei Nichtgefallen die gesamten gezahlten Beiträge zurück“, so das Werbeversprechen.
Dieses Vorgehen macht Tchibo zu einem gebundenen Versicherungsvermittler, entsprechend auch die Eintragung bei der IHK. Vor knapp zehn Jahren war diese Transparenz im Vorgehen nicht gegeben gewesen: Damals hatte Tchibo versucht, über die Website Versicherungen im Direktvertrieb zu verkaufen und sich dabei auf eine Rolle als „Tippgeber“ berufen. Unzulässig, wie der Bundesgerichtshof 2013 entschied: Es habe sich auch damals im juristischen Sinne um Versicherungsvermittlung gehandelt, für die jedoch keine Erlaubnis bestand.
Die Fehler von 2011 werden nicht wiederholt
Nun ist das offenbar anders. Den eigentlichen Vertrag schließt der über Tchibo kaufende Kunde direkt mit der HanseMerkur ab. Die 100 Tage Geld-zurück-Garantie und „zeitlich limitierte Aktionsvorteile“ steuert Tchibo bei. So könnten etwa beim Abschluss einer bestimmten Police die Gesundheitsfragen entfallen oder Kunden erhielten als Dankeschön einen Gutschein. Ganz neu ist die Kooperation derweil nicht: Bereits seit 2019 bietet Tchibo bei seinen Urlaubsangeboten passende Reiseversicherungen der HanseMerkur an.
Das Prinzip, nach dem sich Händler und Versicherer in Symbiose begeben, ist zunehmend beliebt. Erst im Februar hatte der Möbelriese Ikea eine Zusammenarbeit mit der SwissRe gestartet und vertreibt seither neben Billy-Regalen auch Hausrat- und Haftpflichtpolicen. „Ein besonderer Charme einer solchen Partnerschaft liegt auch darin, dass ein Versicherer Zugang zu den Kunden eines anderen Unternehmens erhält. Dabei hat dieses schon die Kundenaquisitionskosten getragen. Der Clou: Beide Unternehmen stehen aktuell und in Zukunft nicht in einer Wettbewerbssituation und können gegenseitigen Zugriff auf Kundenbestände erlauben“, so die Einschätzung von Versicherungsexperte Dr. Robin Kiera zu solchen Kooperationen.