Versicherer schreibt Investment ab

R+V: Signa-Investment überlagert alles

Der genossenschaftliche Versicherer blickt zufrieden auf das zurückliegende Geschäftsjahr. Gesprächsbedarf gibt es aber vor allem über das Signa-Investment, das die R+V mittlerweile voll abgeschrieben hat.

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14:04 Uhr | 03. April | 2024
R+V Versicherung

Die R+V blickt zufrieden auf das Geschäftsjahr 2023 zurück. Im Blickpunkt steht allerdings vor allem das Signa-Investment des Versicherers.

| Quelle: R+V

Eigentlich hatte die R+V Versicherungsgruppe Journalisten zur diesjährigen Bilanzpressekonferenz geladen, um positive Nachrichten zu setzen. So konnte die Gruppe (inklusive Rückversicherer und italienischer Tochter) ihre Beitragseinnahmen von 19,5 auf 19,8 Milliarden Euro steigern und schrammte nur knapp an der 20-Milliarden-Schwelle vorbei. Ein gutes erstes Quartal lasse zudem auf ein gutes Jahr 2024 hoffen, bemerkte Vorstandsvorsitzender Norbert Rollinger.

In der Krankenversicherung, die der Versicherer als neues Wachstumsfeld ausmacht, konnten rund 100.000 neue Kunden gewonnen werden, sowohl in der Zusatz- als auch der Vollversicherung, berichtete Rollinger. Auch die im vergangenen Jahr eingeführte digitale Versichertenkarte wird seitens der Kundschaft offenbar gut angenommen und von mittlerweile 400.000 Versicherungsnehmern aktiv genutzt.

R+V bedauert Signa-Investment

Im Fokus der Pressekonferenz stand indes eine andere Frage: die nach dem Investment des genossenschaftlichen Versicherers bei der insolventen Signa-Immobilien-Gruppe. Rollinger betonte, dass die R+V dieses Investment bedauere. Nun käme es jedoch darauf an, aus diesem Fehler auch zu lernen. Konkret bedeutet das: Man will die Risikoparameter bei der Kapitalanlage nachschärfen.

Der Versicherer hatte in die Signa-Gruppe investiert, um auf diese Weise Zugang zu einem hochwertigen Immobilienportfolio zu erhalten. Signa gehören unter anderem das Berliner Luxuskaufhaus KDW, Immobilien der Kaufhauskette Galeria Kaufhaus Karstadt oder das Berliner Hochhaus Upper West. Direkte Investments in Immobilienkonzerne soll es zukünftig nicht mehr geben, erklärte Vorstand Marc Michallet. Einen Abschied aus der Assetklasse Immobilien bedeute dies aber nicht. 

Sein Signa-Engagement hat der Versicherer mittlerweile komplett abgeschrieben. Auf welche Summe sich der Ausfall letztlich beziffert, wollte der Versicherer jedoch auch auf mehrfache Nachfrage nicht kommunizieren. Die Rede war stets nur von einem „robusten dreistelligen Millionenbetrag“ – eine Aussage, die auf Cornelius Riese, Co-Chef der DZ-Bank, zurückgeht.

Dass dem Versicherer sein Fehlinvestment nachhängt, wird mittlerweile auch in Beratungsgesprächen deutlich. Kunden sprechen dieses Thema immer wieder an, so Rollinger. 

Positives Kapitalanlageergebnis

In diesem Zusammenhang verwies Rollinger aber auf das trotz Signa positive Kapitalanlageergebnis. Hier erwirtschafte die R+V einen Gewinn von 3,5 Milliarden Euro, im Vorjahr stand noch ein Verlust von 3,6 Milliarden Euro zu Buche.

Bei den Beitragseinnahmen konnte der Versicherer vor allem im Schaden/Unfall-Bereich zulegen: Hier betrug das Beitragsplus 5,6 Prozent, die Einnahmen wuchsen von 6,7 auf 7,1 Milliarden Euro. Bei der Anzahl der Verträge stagniert die R+V allerdings, das Wachstum resultiert hier vorwiegend aus Preisanpassungen, sprich höheren Beiträgen. „Wir wollen jedoch auch bei den Kunden stärker wachsen, das ist das Ziel“, bekräftigte Rollinger. Dies sei angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen zuletzt nicht geglückt.

In der Lebensversicherung sanken die Beitragseinnahmen um 5,6 Prozent, von acht auf 7,6 Milliarden Euro. Verantwortlich hierfür ist das einbrechende Einmalbeitragsgeschäft, was bei der R+V traditionell stark ausgeprägt ist. Dies ging um 14,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Man hoffe aber, dass mittlerweile hier der Boden erreicht sei, ein weiterer Einbruch in diesem Jahr verhindert werden könne.

Bei den Beitragseinnahmen im Geschäft gegen laufenden Beitrag konnte die R+V die Beitragseinnahmen indes um 1,1 Prozent steigern – das ist besser als beim Rest der Branche. Eine Rückkehr zum Riester-Geschäft schloss Vorständin Claudia Andersch zu den jetzigen Bedingungen aus. „Wenn sich etwas am Höchstrechnungszins tun sollte, wäre Riester wieder ein attraktives Produkt“, stellte sie allerdings klar.

In der Krankenversicherung setzt die R+V große Hoffnungen auf das Geschäft mit der betrieblichen Krankenversicherung. Erst im Dezember vergangenen Jahres ihr überarbeitetes Gesundheitskonzept „Profil“ vorgestellt.