Aktuelle Zahlen erhöhen Druck auf Politik
Abermals ist die Anzahl der Riester-Verträge gesunken, wie aktuelle Zahlen des Bundesarbeitsministeriums (BMAS) zeigen. Demnach waren es nach dem Ende des zweiten Quartals noch insgesamt 15,684 Millionen Verträge. Gegenüber dem ersten Quartal bedeutet das einen Rückgang von 98.000 Verträgen. Im vergangenen Jahr waren es 15,894 Millionen und damit insgesamt sogar 210.000 mehr.
Besonders gelitten hat der Versicherungsvertragsbestand: Hier schlägt der Rückgang mit 67.000 Verträgen zu Buche. Damit haben sind es aktuell 10,366 Millionen Riester-Versicherungen im Vergleich zu 10,433 Millionen im ersten Quartal. Angesichts der Tatsache, dass viele Versicherer das Produkt aus ihrem Regal genommen haben und Neugeschäft praktisch kaum noch stattfindet, mag das wenig verwundern. Zudem zählt die Statistik nur Verträge in der Ansparphase – Verträge, die in die Rentenphase wechseln, sorgen somit ebenfalls für Abrieb.
Das zweitgrößte Minus zeigt sich bei Wohn-Riester. Hier schmolz der Bestand von 1,637 Millionen im ersten Quartal auf nunmehr 1,624 Millionen Verträge. Die Anzahl der Riester-Investmentfonds ist ebenfalls um 13.000 auf 3,175 Millionen gesunken. Der Rückgang bei den Banksparverträge ist mit minus 5.000 Verträge auf 519.000 noch am geringsten ausgeprägt.
Ruhend gestellte Verträge, für die derzeit keine Beitragsleistungen in der Ansparphase erbracht werden, sind in der Statistik enthalten. „Ihr Anteil steigt mit dem Alter des Vertragsbestands und wird auf gut ein Fünftel bis knapp ein Viertel geschätzt“, erklärt das BMAS.
Auch im vergangenen Jahr schrumpfte der Vertragsbestand: Der Rückgang lag damals bei 348.000 Verträgen. Damit war er so hoch wie noch nie. In 2022 ist das Neugeschäft laut Gesamtverband der Versicherungswirtschaft um 60 Prozent eingebrochen.
Der erneute Rückgang der staatlich geförderten Altersvorsorge fällt in eine Zeit, in der die Reformbedürftigkeit des Produkts ohnehin immer wieder lautstark betont wird. Erst am Mittwoch hatten die fünf Wirtschaftsweisen in ihrem jährlichen Gutachten gefordert, Riester durch einen öffentlich verwalteten Fonds zu ersetzen. Der Grund: Riester sei intransparent, renditeschwach und wenig genutzt. Damit wächst nun der Handlungsdruck auf die Regierung. Nach der Übergabe hat Bundeskanzler Olaf Scholz bis zu acht Wochen Zeit, zu dem Gutachten des Sachverständigenrats Stellung zu nehmen.