Was Makler über die Kfz-Wechselsaison wissen sollten
Die alljährliche Kfz-Wechselsaison hat begonnen. Die meisten Policen laufen turnusmäßig bis Ende des Jahres und haben eine vierwöchige Kündigungsfrist. Sie müssen also einen Monat vorher gekündigt werden. Und weil der 30. November in diesem Jahr ein Samstag ist, verlängert sich die Frist auf den 2. Dezember.
Der Deutsche Maklerverbund (DEMV) geht von einer deutlich höheren Kfz-Wechselbereitschaft aus als sonst üblich. Angesichts der zu erwartenden massiven Prämienerhöhungen würden nun auch Fahrzeughalter, die ihre Verträge bislang unbesehen haben laufen lassen, darüber nachdenken, ihre Kfz-Versicherung zu wechseln, schreibt DEMV-Produktmanager Andreas Götzke-Pfeil in einem Blog-Beitrag. Das bedeute Stress, biete Maklern aber auch die Chance, durch eine gute Beratung neue Kunden zu gewinnen und ihre Expertise unter Beweis zu stellen.
Makler haben Betreuungspflicht
Götzke-Pfeil weist in diesem Zusammenhang auch auf die Betreuungspflicht hin, die Makler gegenüber Ihren Kunden hätten. Demnach müssten sie von sich aus aktiv werden, wenn es bei Versicherungsverträgen wesentliche Änderungen gebe. Dazu zähle auch, dass sie bei Beitragserhöhungen, die über einen marktüblichen Rahmen hinausgingen, prüfen müssten, ob sie ihren Kunden einen vergleichbaren Schutz zu günstigeren Beiträgen vermitteln könnten. Der Begriff „marktüblich" sei allerdings nicht eindeutig definiert.
„Ein Vergleich lohnt sich immer"
Doch lohnt sich ein Wechsel der Kfz-Versicherung überhaupt noch, wenn die Prämien überall steigen? Für den DEMV ist die Antwort klar. Seiner Meinung nach lohnt ein Vergleich immer. Über die Anpassung von Leistungen und Selbstbehalte lasse sich möglicherweise doch noch an der Kostenschraube drehen.
Vorsichtig sollten Makler jedoch gegenüber allzu aggressiven Sonder- und Rabattaktionen kleinerer Anbieter sein, die dadurch nur Marktanteile gewinnen wollten. Andreas Götzke-Pfeil: „Ich empfehle, bei solchen Tarifen sehr genau hinzusehen und sich nicht vorschnell auf Sonderaktionen einzulassen. Zum einen werden die Anbieter dieses Beitragsniveau kaum lange halten können. Zum anderen müssen in solchen Fällen Kosten an anderer Stelle so stark wie nur irgend möglich gedrückt werden, etwa im Kundenservice oder der Schadenbearbeitung.“
Derselben Meinung ist auch Sebastian Döring vom Maklerbüro Döring in Rotenburg. Bei einer moderaten Erhöhung sollte man nicht sofort immer an einen Wechsel denken und sich nach dem vermeintlich billigsten Anbieter richten, meint er. „Es ist ja nicht nur der finanzielle Aspekt wichtig, sondern auch die Leistung im Schadenfall“, so Döring gegenüber procontra.
Hauptgrund für den Preisanstieg in der Kfz-Versicherung sind die weiterhin hohen Kosten für die Versicherer, vor allem im Schadenmanagement. Inflation und Lieferengpässe haben zu einem drastischen Preisanstieg bei Ersatzteilen sowie Werkstattkosten geführt. Gleichzeitig sind auch die Stundensätze der Werkstätten stark gestiegen. Wie sich das in der Praxis auswirkt, zeigt ein Rechenbeispiel des Hauptgeschäftsführers des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen: Während ein durchschnittlicher Kfz-Haftpflichtschaden 2014 rund 2.500 Euro kostete, sind es in diesem Jahr im Schnitt 4.000 Euro – also eine Erhöhung von 60 Prozent.
Höhere Beiträge sind in der Kfz-Versicherung also unausweichlich. Nach Einschätzung mancher Experten müsste der gesamte Markt die Prämien 2025 flächendeckend um rund 20 Prozent erhöhen, um ein ausgeglichenes Ergebnis in der Kfz-Sparte zu erzielen.
Immer mehr Autoteile-Diebstähle
Wie der GDV gestern meldete, wird die Situation nun auch noch durch eine Zunahme von Autoteile-Diebstählen verschärft. Demnach wurden im vergangenen Jahr in 63.000 Fällen Teile wie Bordcomputer, Lenkräder oder Katalysatoren kaskoversicherter Autos entwendet. „Die Täter verursachen dabei wirtschaftliche Schäden, die weit über den Wert der gestohlenen Teile hinausgehen. Im Durchschnitt mussten die Versicherer für jeden Fall fast 2.000 Euro leisten, rund 125 Euro mehr als im Vorjahr“, sagt Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des GDV.
Der Gesamtschaden für die Teilediebstähle hätten sich auf rund 124 Millionen Euro addiert, was einem Anstieg von neun Prozent entspreche. Zusätzlich zahlten die Kfz-Versicherer im Jahr 2023 mehr als 310 Millionen Euro für den Diebstahl kompletter Fahrzeuge.