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Chemiebranche bemüht sich weiter um Verbreitung des Sozialpartnermodells, aber…

Es klingt wie eine Erfolgsmeldung: In der Chemiebranche gibt es nun ein zweites SPM-Angebot. Doch das Potenzial für diese bAV-Zusageart ist nicht gerade riesig und der Trend eher unklar.

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14:08 Uhr | 14. August | 2024
Arbeiten im Chemielabor

Die Chemiebranche bemüht sich weiter um die Verbreitung des Sozialpartnermodells. Eine Erfolgsgeschichte ist diese bAV-Zusageart aber offenbar noch nicht.

| Quelle: Hinterhaus Productions

In der chemischen und pharmazeutischen Industrie ist man weiterhin um die Verbreitung des Sozialpartnermodells (SPM) als Form der betrieblichen Altersversorgung (bAV) bemüht. Sowohl der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) als auch die Chemiegewerkschaft IGBCE haben nun ihre Zustimmung dazu gegeben, die „ZielrenteCHEMIE“ in ihrem Tarifbereich anzubieten. Durchgeführt und organisiert wird das Angebot von der Höchster Pensionskasse und dem Vermögensverwalter Fidelity International. Dieses zweite Angebot zur Umsetzung eines SPM in der Chemie- und Pharmabranche steht Unternehmen und ihren Mitarbeitenden ab Dezember 2024 zur Verfügung.

In einer gemeinsamen Presseinformation teilen die Akteure mit, dass sie im SPM nicht nur höhere Renditechancen sehen als in anderen bAV-Zusagearten, sondern auch einen attraktiven Baustein im Wettbewerb um die besten Talente. Auf den ersten Blick ist das Potenzial sehr groß, da dem BAVC rund 1.700 Unternehmen mit knapp 600.000 Beschäftigten angehören. Im Herbst 2022, etwa ein Jahr nach Einführung des SPM in der Chemiebranche, hatten sich allerdings erst knapp 100 Unternehmen für die Einführung des SPM bei sich entschieden.

Wie groß ist das SPM-Potenzial?

procontra wollte deshalb wissen, wie gut das SPM mittlerweile angenommen wird. „Neuere Zahlen liegen bislang nicht vor; wir rechnen Ende des Jahres mit einem Update und weiter steigenden Zahlen. Die Zahl der Beschäftigten, für die dieses Modell greift, lag Ende 2023 im niedrigen vierstelligen Bereich. Da das Modell für neu eintretende Beschäftigte eingesetzt wird und der Stichtag 1.12. bei den Betrieben als Meldezeitpunkt für alle in einem Kalenderjahr neu hinzukommende Beschäftigte üblich ist, wird sich die Zahl der Verträge erst Ende des Jahres nennenswert bewegen“, sagte BAVC-Geschäftsführer Sebastian Kautzky.

Tatsächlich dürfte sich das Potenzial, das in der Chemiebranche für das SPM besteht, größtenteils auf neu eintretende Beschäftigte beschränken. Denn laut Kautzky verfügen in seiner Branche bereits mehr als acht von zehn Beschäftigten über einen bAV-Vertrag.

Vorteil im Kampf um Talente?

Für die neu in die Chemiebranche eintretenden Beschäftigten wird sich die Frage stellen, ob ihnen die Renditechancen im SPM wichtiger sind als eine andere bAV-Zusageart, bei der mehr Sicherheit für ihre Beiträge im Falle einer Arbeitgeberinsolvenz besteht. Auch garantierte Leistungen sind anscheinend nicht komplett aus dem Anspruchsdenken der Menschen verlorengegangen. Denn laut einem aktuellen Referentenentwurf für das BRSG II sollen Garantien in anderen bAV-Zusagearten außer dem SPM beziehungswise der reinen Beitragszusage nicht gelockert werden.

Nicht zuletzt hatte sich im Herbst letzten Jahres Deutschlands größte Gewerkschaft, die IG Metall, gegen eine Einführung des SPM für ihren Tarifbereich entschieden.